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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Auswirkungen des Bergbaus auf den Wohnhausbau
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Auswirkungen des Bergbaus auf das künstlerische Schaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0016
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Münzmeister Härmen Schlabusch (Abb. 49),
errichteten sich in den Jahren 1573 und 1621
in Goslar ebenfalls stattliche Wohnhäuser.
Mittelbar mit dem Bergbau verbunden waren
auch die in der Stadt lebenden Hirten, welche
die Ziegen der Bergleute, die sogenannten
„Bergmannskühe“, sammelten und auf die
Weide trieben. Ein schlichtes, als Hirtenhaus
bezeichnetes, im Jahr 1582 errichtetes Fach-
werkgebäude hat sich im oben genannten
Frankenberger Viertel erhalten (Abb. 47).
Doch auch außerhalb der Altstadt, unmittelbar
am Bergwerk und an dessen Zufahrtstraße,
entstanden Bauten für die Bergleute, wie z.B.

das Zechenhaus aus der Zeit um 1700, das
direkt gegenüber den heutigen Tagesanlagen
liegt; weiterhin das 1878 für Belegschaftsange-
hörige errichtete Fachwerkdoppelhaus mit den
rückwärtig liegenden, für die Harzer Berg-
mannshäuser typischen kleinen Stall- und
Schuppengebäuden (Abb. 84); die im Jahr
1922 von den Beamten des Oberbergamtes
Clausthal an der Rammeisberger Straße er-
richteten zweigeschossigen, durch Stallge-
bäude miteinander verbundenen, holzbe-
schlagenen Fachwerkhäuser (Abb. 85, 86)
oder die große Zahl der in den 30er bis 50er
Jahren dieses Jahrhunderts durch die Unter-
harzer Berg- und Hüttenwerke GmbH errichte-
ten Häuserreihen.

Auswirkungen des Bergbaus auf das künstlerische Schaffen

Besonders beeindruckend sind auch heute
noch die künstlerischen Erzeugnisse, die ent-
weder mittel- oder unmittelbar durch den Ram-
melsberg beeinflußt wurden, der in jedem Fall
die finanziellen, in vielen Fällen jedoch auch die
materiellen Voraussetzungen für deren Herstel-
lung schuf. Von der Vielzahl der künstlerisch
hochrangigen Erzeugnisse, die zur Blütezeit
des Bergbaus in Goslar entstehen konnten,
seien stellvertretend nur einige erwähnt: Unter
den Kunstwerken, die in unmittelbarer Inspira-
tion durch das Bergwerk geschaffen wurden,
ist das bedeutendste die 1477 datierte Gosla-
rer Bergkanne (Abb. 58). Auf der teilvergolde-
ten Kanne aus Silber befinden sich zahlreiche
plastische Darstellungen (u.a. arbeitende
Bergleute und Musikanten). Aus dem Jahr
1675 stammt das sogenannte Bergbauglas,
auf dem sich ebenfalls Darstellungen der Berg-
werksarbeit befinden (Abb. 59). In farbiger
Emailmalerei sind auf der Glaswandung ein un-
ter Tage arbeitender Bergmann mit Schlägel
und Eisen, daneben ein Bergmann mit Kratze
und Trog und, neben diesem, einer mit Keil-
haue zu sehen. ÜberTage betätigen zwei Berg-
männer einen Haspel, daneben arbeitet ein
Markscheider. Die sogenannte Rammelsber-
ger Bergkanne (auch als Communion oder Un-

terharzer Bergkanne bezeichnet) ist das dritte
bedeutende Gefäß, das im Zusammenhang
mit dem Rammeisberg geschaffen wurde. Die
vom Vizeberghauptmann v. Imhoff entworfene
40 cm hohe Kanne wurde im Jahr 1732 herge-
stellt. Szenen aus dem Oberharzer und dem
Unterharzer Bergbau, die sich in drei ovalen
Flächen, die aus der vergoldeten Kannenwan-
dung ausgespart sind, befinden, wurden vom
Kupferstecher Schmidt aus Braunschweig
graviert. Der Henkel der Kanne besteht aus
einer weiblichen Figur, deren sieben Brüste ver-
mutlich die sieben Fürstenhäuser der Harzer
Communion, die sieben Bergstädte und den
Reichtum aus dem Bergbau versinnbildlichen
sollten (Abb. 60).
Auch an den Bauten der Stadt finden sich viele
künstlerisch bedeutende Dekorationsarbeiten,
so am bereits erwähnten Brusttuch aus dem
Jahr 1526, wo auf einigen Knaggen bergbau-
liche Motive dargestellt sind, wie zum Beispiel
ein Bergmann, der einen gefüllten Erzkorb
trägt, oder der Grubenbesitzer mit huldvoller
Geste. Die Fachwerkteile eines noch relativ jun-
gen Gebäudes verzierte der Goslarer Künstler
Rudolf Nickel im Jahr 1925 ausschließlich mit
Szenen aus dem Bergbau.

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