Von den Goslarer Kunstwerken, die aus dem
Metall des Rammeisberges geschaffen wur-
den, ist der ursprünglich südlich vom Kreuz-
altar im Dom aufgestellte sogenannte Kaiser-
stuhl zu erwähnen, dessen Rücken- und
Seitenlehnen Bronzegüsse des ausgehenden
11. Jahrhunderts sind (Abb. 15, 16). Von der
Ausstattung des Domes ist ebenfalls der
sogenannte Krodoaltar, ein im ausgehenden
11. Jahrhundert aus Rammeisberger Metall ge-
gossener Bronzekasten erhalten (Abb. 17).
Heute befindet sich der Kaiserstuhl in der vom
Dom einzig noch erhaltenen Vorhalle. Auch der
Marktbrunnen wurde, wie weitere mittelalter-
liche Kunstwerke in Goslar, aus dem Metall des
Rammeisberges hergestellt. Er stammt aus
derzeit um 1200 und steht wahrscheinlich un-
ter dem Einfluß der Hildesheimer Bronzeguß-
werkstätten (Abb. 18).
Obwohl es aufgrund fehlender Metallanalysen
bisher nicht nachgewiesen ist, daß ein Großteil
der Hauptwerke des Bernwardinischen Bron-
zegusses aus dem Metall des Rammeisberges
hergestellt wurde, so kann dieses jedoch aus
folgenden Gründen vermutet werden: Außer
dem großen Erzlager im Rammeisberg gab es
nirgendwo im Einflußbereich Bernwards um
die Jahrtausendwende nennenswerte Erz-
funde, die Blei, Kupfer oder Silber im benötig-
ten großen Umfang hätten bereitstellen kön-
nen. Als weiteres kommt hinzu, daß Bernward,
von 993 bis 1022 Bischof von Hildesheim, zu-
gleich Erzieher und später Kanzler von Kaiser
Otto III. war, also eine unmittelbare Verbindung
zum Kaisersitz nach Goslar hatte. Bernward,
der Hildesheim zu einem der wichtigsten Plätze
europäischer Kunst machte, gab unter ande-
rem sowohl die 1015 fertiggestellte, 3,80 m
große, monumentale Bronzesäule mit Darstel-
lungen der Wundertaten Christi in Auftrag
(Abb. 8) als auch die um 1020 vollendeten
Bronzetüren des Domes mit Szenen der Gene-
sis und des Lebens Christi, die beide wegen
ihrer herausragenden Bedeutung im Jahr 1985
von der UNESCO in die Liste des Weltkultur-
erbes eingetragen wurden (Abb. 7). Auf eine
interessante Parallele zum Rammeisberg wei-
sen die beiden ebenfalls von Bernward in Auf-
trag gegebenen 1015 gegossenen sogenann-
ten Bernwardsleuchter hin: Während der Berg-
bau am Rammeisberg um die Jahrtausend-
wende seine erste große Blütezeit erlebte, ist
auf einem Schriftband am Fuße eines der bei-
den Leuchter zu lesen, daß diese „in der ersten
Blüte dieser Kunst“5 entstanden seien.
Kann als „Metallquelle“ für die Bernwardini-
schen Bronzegüsse der Rammeisberg nur -
wenn auch mit großer Wahrscheinlichkeit -
vermutet werden, so ist hingegen durch Metall-
analysen belegt, daß der im Jahr 1166 von Her-
zog Heinrich dem Löwen als Symbol seiner
Herrschaft und Gerichtshoheit in Braun-
schweig errichtete Bronzelöwe seinen Ur-
sprung im Rammeisberg hat, in den er wäh-
rend des Zweiten Weltkrieges noch einmal für
kurze Zeit zurückkehrte, um vor derZerstörung
sicher zu sein (Abb. 9).
Von den Kunstwerken, die ihre Grundlage
in den aus dem Rammeisberg gewonnenen
Reichtümern hatten, seien lediglich erwähnt:
der im Goslarer Rathaus befindliche soge-
nannte Huldigungssaal mit seiner vollständig
erhaltenen Ausmalung auf der Holzvertäfelung
aus dem frühen 16. Jahrhundert, ein ein-
drucksvolles Beispiel spätmittelalterlicher
Raumdekoration (Abb. 57), und die Ausstat-
tung des ehemaligen Spitals Großes Heiliges
Kreuz mit seinen in der Mitte der 80er Jahre
des 20. Jahrhunderts entdeckten spätmittelal-
terlichen Wandausmalungen.
Die Darstellung von mittel- oder unmittelbar
durch den Rammeisberg bewirkter Objekte
soll durch eines der jüngsten Kunstwerke ab-
geschlossen werden: Zur Stillegung des Berg-
werkes im Jahr 1988 wurde durch den bulgari-
schen Verpackungskünstler Christo (Christo
Javacheff) ein Förderwagen aus der letzten Ar-
beitsschicht verpackt und damit zum Kunst-
werk erhoben. Der Kunstkritiker Lothar Romain
beschrieb den großes Aufsehen erregenden
Akt wie folgt: „Das Gerät „Hunt“ hat hier vor Ort
ausgedient. Jetzt wird es zum „Denk-Mal“ ver-
wandelt. Und das mahnt nicht nur an Vergan-
genheit, sondern symbolisiert auch die schöp-
ferische Kraft und den Elan, dem es seine Her-
kunft verdankt. Der Hunt ist aus dem Kreislauf
der Arbeit genommen. Dabei hat man nun
mehr Aufmerksamkeit für seine kulturge-
schichtliche Bedeutung - als Denkmal ebenso
wie immer noch als Signal, wenn man die Ver-
packung auch als inhaltliche Verwandlung ak-
zeptiert“6 (Abb. 61).
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Metall des Rammeisberges geschaffen wur-
den, ist der ursprünglich südlich vom Kreuz-
altar im Dom aufgestellte sogenannte Kaiser-
stuhl zu erwähnen, dessen Rücken- und
Seitenlehnen Bronzegüsse des ausgehenden
11. Jahrhunderts sind (Abb. 15, 16). Von der
Ausstattung des Domes ist ebenfalls der
sogenannte Krodoaltar, ein im ausgehenden
11. Jahrhundert aus Rammeisberger Metall ge-
gossener Bronzekasten erhalten (Abb. 17).
Heute befindet sich der Kaiserstuhl in der vom
Dom einzig noch erhaltenen Vorhalle. Auch der
Marktbrunnen wurde, wie weitere mittelalter-
liche Kunstwerke in Goslar, aus dem Metall des
Rammeisberges hergestellt. Er stammt aus
derzeit um 1200 und steht wahrscheinlich un-
ter dem Einfluß der Hildesheimer Bronzeguß-
werkstätten (Abb. 18).
Obwohl es aufgrund fehlender Metallanalysen
bisher nicht nachgewiesen ist, daß ein Großteil
der Hauptwerke des Bernwardinischen Bron-
zegusses aus dem Metall des Rammeisberges
hergestellt wurde, so kann dieses jedoch aus
folgenden Gründen vermutet werden: Außer
dem großen Erzlager im Rammeisberg gab es
nirgendwo im Einflußbereich Bernwards um
die Jahrtausendwende nennenswerte Erz-
funde, die Blei, Kupfer oder Silber im benötig-
ten großen Umfang hätten bereitstellen kön-
nen. Als weiteres kommt hinzu, daß Bernward,
von 993 bis 1022 Bischof von Hildesheim, zu-
gleich Erzieher und später Kanzler von Kaiser
Otto III. war, also eine unmittelbare Verbindung
zum Kaisersitz nach Goslar hatte. Bernward,
der Hildesheim zu einem der wichtigsten Plätze
europäischer Kunst machte, gab unter ande-
rem sowohl die 1015 fertiggestellte, 3,80 m
große, monumentale Bronzesäule mit Darstel-
lungen der Wundertaten Christi in Auftrag
(Abb. 8) als auch die um 1020 vollendeten
Bronzetüren des Domes mit Szenen der Gene-
sis und des Lebens Christi, die beide wegen
ihrer herausragenden Bedeutung im Jahr 1985
von der UNESCO in die Liste des Weltkultur-
erbes eingetragen wurden (Abb. 7). Auf eine
interessante Parallele zum Rammeisberg wei-
sen die beiden ebenfalls von Bernward in Auf-
trag gegebenen 1015 gegossenen sogenann-
ten Bernwardsleuchter hin: Während der Berg-
bau am Rammeisberg um die Jahrtausend-
wende seine erste große Blütezeit erlebte, ist
auf einem Schriftband am Fuße eines der bei-
den Leuchter zu lesen, daß diese „in der ersten
Blüte dieser Kunst“5 entstanden seien.
Kann als „Metallquelle“ für die Bernwardini-
schen Bronzegüsse der Rammeisberg nur -
wenn auch mit großer Wahrscheinlichkeit -
vermutet werden, so ist hingegen durch Metall-
analysen belegt, daß der im Jahr 1166 von Her-
zog Heinrich dem Löwen als Symbol seiner
Herrschaft und Gerichtshoheit in Braun-
schweig errichtete Bronzelöwe seinen Ur-
sprung im Rammeisberg hat, in den er wäh-
rend des Zweiten Weltkrieges noch einmal für
kurze Zeit zurückkehrte, um vor derZerstörung
sicher zu sein (Abb. 9).
Von den Kunstwerken, die ihre Grundlage
in den aus dem Rammeisberg gewonnenen
Reichtümern hatten, seien lediglich erwähnt:
der im Goslarer Rathaus befindliche soge-
nannte Huldigungssaal mit seiner vollständig
erhaltenen Ausmalung auf der Holzvertäfelung
aus dem frühen 16. Jahrhundert, ein ein-
drucksvolles Beispiel spätmittelalterlicher
Raumdekoration (Abb. 57), und die Ausstat-
tung des ehemaligen Spitals Großes Heiliges
Kreuz mit seinen in der Mitte der 80er Jahre
des 20. Jahrhunderts entdeckten spätmittelal-
terlichen Wandausmalungen.
Die Darstellung von mittel- oder unmittelbar
durch den Rammeisberg bewirkter Objekte
soll durch eines der jüngsten Kunstwerke ab-
geschlossen werden: Zur Stillegung des Berg-
werkes im Jahr 1988 wurde durch den bulgari-
schen Verpackungskünstler Christo (Christo
Javacheff) ein Förderwagen aus der letzten Ar-
beitsschicht verpackt und damit zum Kunst-
werk erhoben. Der Kunstkritiker Lothar Romain
beschrieb den großes Aufsehen erregenden
Akt wie folgt: „Das Gerät „Hunt“ hat hier vor Ort
ausgedient. Jetzt wird es zum „Denk-Mal“ ver-
wandelt. Und das mahnt nicht nur an Vergan-
genheit, sondern symbolisiert auch die schöp-
ferische Kraft und den Elan, dem es seine Her-
kunft verdankt. Der Hunt ist aus dem Kreislauf
der Arbeit genommen. Dabei hat man nun
mehr Aufmerksamkeit für seine kulturge-
schichtliche Bedeutung - als Denkmal ebenso
wie immer noch als Signal, wenn man die Ver-
packung auch als inhaltliche Verwandlung ak-
zeptiert“6 (Abb. 61).
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