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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Einordnung in die Architektur der deutschen Erzaufbereitungsanlagen
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Einordnung der Übertageanlagen in den Denkmalbestand des deutschen Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0035
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Einordnung in die Architektur der deutschen Erzaufbereitungsanlagen

Die Tagesanlagen des Rammeisberges reprä-
sentieren sowohl in technischer als auch in
architektonischer Hinsicht den klassischen
Typus einer Hangaufbereitungsanlage, in der
das Erz, nachdem es zum höchsten Punkt ge-
hoben wurde, dem natürlichen Gefälle fol-
gend, alle Aufarbeitungsstufen durchlief. Ob-
wohl seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert
das Prinzip der Hangaufbereitung praktiziert
wurde, ist eine Aufbereitungsanlage, die in
einer derart konsequenten Form eine Hang-
lage ausnutzt, wie am Rammeisberg, im deut-
schen Erzbergbau einzigartig23 (Abb. 95).
Die neben dem Rammeisberg als „klassische“
Hangaufbereitungsanlagen des deutschen
Erzbergbaues geltenden Aufbereitungen der
Grube Vereinigte Bastenberg und Dörnberg in
Ramsbeck24, der Grube Lüderich bei Bens-
berg25, der Grube Friedrichssegen bei Fried-
richssegen26, der Grube Adolf-Helene bei Alt-
lay27 und der Grube Segen Gottes bei Wies-
loch28, die heute stillgelegt und größtenteils
schon abgerissen sind, waren allesamt auf zu-
sätzliche Zwischenförderungen im Betriebs-
ablauf angewiesen, da sie die Gefälleenergie
nicht bis ins letzte ausnutzen konnten.
Zu dieser hohen technischen Qualität der
Hangaufbereitung des Rammeisberges trug
entscheidend die innere Struktur der Baukör-
per bei, in welche die Architekten sämtliche
Maschinen und sonstigen technischen Vor-
richtungen als feste Bestandteile einplanten
und dazu ein System unterschiedlicher Büh-

nen, Ebenen, Rampen und Treppenanlagen
schufen. Wie fortschrittlich die Aufbereitungs-
methode des Jahres 1936 gewesen ist, zeigt
die Tatsache, daß sich in den 50 Jahren bis zur
Betriebseinstellung 1988 das Verfahren der
Erzförderung und -aufbereitung nicht geändert
hatte. Wenn auch aufgrund des großen Ver-
schleißes nur wenige Maschinen, wie z. B. die
Kugelmühlen oder einige Pumpen, zum Altbe-
stand zählen, so entsprachen die neuen Ge-
räte technisch doch im Prinzip stets den alten.
War die Aufbereitungsanlage des Rammeis-
berges im Vergleich zu den anderen Hangauf-
bereitungen der ehemaligen Erzbergwerke
schon in technischer Hinsicht führend, so erst
recht, was die architektonische Gestaltung be-
traf. Während die meisten Hangaufbereitungen
der erwähnten Erzbergwerke (s. o.) einfache
Zweckbauten ohne besonderen gestalteri-
schen Anspruch waren, hatten Fritz Schupp
und Martin Kremmer am Rammeisberg dafür
gesorgt, daß sich technische Betriebsabläufe
und baukünstlerische Ausformung entspra-
chen. Die Architekten haben die Übertageanla-
gen als eine gestalterische Einheit begriffen,
bei der kein bauliches Element ungestaltet
blieb. Dabei ist es ihnen in bemerkenswerter
Weise gelungen, die infolge technisch-kon-
struktiver Notwendigkeiten entstandenen Pla-
nungsvorhaben mit einer landschaftsgebun-
denen, aber dennoch eigenständigen Bauart
in hervorragender Weise zu verbinden, ohne
sich „heimattümelnd“ anzubiedern.

Einordnung der Übertageanlagen in den Denkmalbestand
des deutschen Bergbaus

Wurde bisher die Stellung der Tagesanlagen
des Rammeisberges innerhalb des deutschen
Erzbergbaues beleuchtet, so stellt sich auch
die Frage nach dem Stellenwert innerhalb der
deutschen Zechenarchitektur. Nach den bis-
herigen Ausführungen ist deutlich, daß der
Rammeisberg auch innerhalb der gesamten
deutschen Zechenarchitektur, also nicht nur im
Erzbergbau, sondern auch im Kohlebergbau

sowie im Kali- und Salzbergbau, eine herausra-
gende Stellung einnimmt. In der Art ihrer in den
Hang „komponierten“ Architektur sind die
Übertageanlagen des Rammeisberges einzig-
artig29 (Abb. 95-101).
Neben den Bauten am Rammeisberg bean-
spruchen jedoch auch die Tagesanlagen
zweier anderer deutscher Bergwerke eine

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