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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Der Rammelsberg als Denkmallandschaft
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Einordnung des Rammelsberges in den Denkmalbestand des deutschen Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0038
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ster Seltenheit, nämlich die erzliebenden
Flechten. Einige dieser Flechtenarten siedeln
auf für höhere Pflanzen giftigen Substraten,
wie Ausbissen von Erzlagern oder -gangen,
erzhaltigen Gesteinen sowie Erzschlackenhal-
den. Die am Rammeisberg vorkommenden
Flechtenarten zählen zu den Seltenheiten der
europäischen Flechtenflora.37
Auf einer Halde in der Nähe des Maltermeister-
turmes ist zum Beispiel die Acarospora sino-
pica zu finden, ebenfalls nahe dem Maltermei-
sterturm die Krustenflechte Lecidea silacea, für
die kein weiterer Standort in Deutschland
bekannt ist (Abb. 150, 151), oder auf einer Ab-
raumhalde unterhalb des Maltermeisterturmes
die dort zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahr-
hunderts entdeckte Flechte Lecidea ullrichii,
für die kein anderer Standort auf der Welt be-
kannt ist.38
Da die Erkenntnis, daß kaum ein Wirtschafts-
zweig so unmittelbar von bestimmten Stand-
ortfaktoren abhängig war wie der Bergbau und
kaum ein Wirtschaftszweig die Region, in der
er betrieben wurde, so nachhaltig geprägt hat,
in besonderer Weise für den Rammeisberg gilt,
ist festzustellen - und zwar ohne nochmals auf
die bereits behandelten landschaftsverändern-
den Denkmale des Bergbaus einzugehen -,
daß dieser eine Denkmallandschaft im ur-
eigendsten Sinne der Wortbedeutung dar-
stellt. Das Zusammenspiel von Abraumhalden,

Einordnung des Rammeisberges in
des deutschen Bergbaus
Die Bewertung der Bergbauanlagen des Ram-
meisberges, und zwar sämtlicher beschriebe-
nen über- und untertägig erhaltenen Zeugen
des Goslarer Bergbaus, macht die einzigartige
Stellung dieses Bergwerkes deutlich. Die
Zeche Zollverein in Essen, die auf eine etwa
140jährige und die Zeche Dr. Geier in Wald-
algesheim, die auf eine etwa 100jährige Ge-
schichte, in beiden Fällen mit eher regionalen
Auswirkungen, zurückblicken können, sind
gegenüber dem Rammeisberg als einem seit

Erzabfuhr- und Anfahrtwegen, Stein- und
Schieferbrüchen, Herzberger Teich, die durch
den immensen Holzverbrauch von Misch- zu
Nadelwald gewordenen Wälder oder die teil-
weise fehlende oder karge Vegetation und die
mit alldem in unmittelbarer Beziehung stehen-
den Hochbauten, wie die Übertageanlagen
und die Bergmannssiedlung an der Rammels-
berger Straße, der Zufahrtsstraße zum Berg-
werk und nicht zuletzt die Altstadt Goslars, ist
an kaum einem anderen Ort eindrücklicher er-
fahrbar. Aus eben diesen Gründen ist es so
eminent wichtig, in dieser vollständig intakten
Denkmallandschaft, wie es kaum eine andere
in Deutschland gibt - vergleichbar wären der
Oberharz sowie das Erzgebirge als bedeu-
tende historische Bergbaulandschaften -,
sämtliche Einbrüche gestalterischer, vor allem
jedoch struktureller Art zu vermeiden.
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Eine
Denkmallandschaft kann und soll nicht nach
den Buchstaben des Gesetzes komplett unter
Denkmalschutz gestellt werden. Die Offenheit
des Denkmalgebildes ist Grundlage seiner Exi-
stenz. Entscheidende Funktion eines derarti-
gen Denkmalsystems ist es jedoch, ein Grund-
wissen über die Bedeutung der Denkmalland-
schaft zu vermitteln, damit deren Werte be-
wußt werden und in sämtliche raumrelevanten
Planungen und Aktivitäten ernsthaft einbezo-
gen werden. Eine Denkmallandschaft ist kein
völlig unantastbares Gebilde!

den Denkmalbestand

mindestens 1700 Jahren betriebenen Berg-
werk mit Auswirkungen auf das mittelalterliche
Kaiserreich und auf die im Mittelalter bedeu-
tende Stadt Goslar weniger bedeutsam.
In Goslar haben sich auf engstem Raum Denk-
male des Bergbaus erhalten, die diesen an-
hand seiner erhaltenen Denkmale von der
geordneten Aufnahme des Bergbaus im Mittel-
alter bis in die heutige Zeit mit all seinen Auswir-
kungen auf die Goslarer und sogar die deut-

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