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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Restaurierungsmaßnahmen und denkmalpflegerisches „Zwei-Schichten-Konzept”
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0047
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Restaurierungsmaßnahmen und denkmalpflegerisches
„Zwei-Schichten-Konzept“

Nachdem im Jahr 1989 sowohl die ehemalige
Waschkaue als auch das ehemalige Pförtner-
gebäude von der Preussag auf das Rammels-
berger Bergbaumuseum übertragen worden
waren, wurde umgehend mit der Planung der
Restaurierungsmaßnahmen für die beiden Ge-
bäude begonnen, um diese möglichst bald
als „Exponate“ Besuchern präsentieren zu
können.
Vor der Restaurierung wurde durch den beauf-
tragten Architekten eine detaillierte Baube-
standsbewertung durchgeführt, um ein exak-
tes Bild über den Zustand der historischen
Substanz sowie die erforderlichen Erhaltungs-
maßnahmen zu bekommen - ein bei bedeu-
tenden Baudenkmalen zwingend erforderli-
ches Verfahren. Ziel der Restaurierung ist ge-
wesen, „..die Gebäude unter denkmalpflege-
rischen Gesichtspunkten zu sanieren und eine
- reversible - Herrichtung der Räume für den
Besucherverkehr des Schaubergwerks vorzu-
nehmen, bei der die Erhaltung und Darstellung
der ursprünglichen Funktionen im Vordergrund
steht.“41
Lag beim ehemaligen Pförtnergebäude der
Schwerpunkt der baulichen Maßnahmen auf
der reversiblen Einrichtung von Museumsver-
waltung und -kasse - während die ehemalige
Lampenstube und die ehemalige Kantine im
wesentlichen erhalten blieben, sollen in die um-
genutzten Räume später die ursprünglichen
Nutzungen wieder eingefügt werden -, so war
bei der Waschkaue eine behutsame Restaurie-
rungsmaßnahme erforderlich, da es sich bei
dieser um ein für das Besucherbergwerk zen-
trales Gebäude handelt.
Während der Umbau der Kauennebenräume
zu Garderoben mit Schließfächern, Helm- und
Kittelausgabe, Besuchertoiletten sowie zum
Medienraum relativ unproblematisch war,
mußten in der Kauenhalle selbst erhebliche
konstruktive Schäden behoben werden. Die
1937 errichtete Kauenhalle, eine Stahlbeton-
Rahmenkonstruktion mit zwischen den Rah-
men eingespannten Stahlbetonpfetten, ist im
unteren Teil der Wandflächen mit Spaltklinkern
verkleidet und darüber mit einem Kalkputz ver-
sehen. Die Stahlbetonrahmen, die in derfür die
Erbauungszeit typischen materialsparenden
Weise mit relativ wenig Bewehrungsstahl ein-

gebautwurden, waren im unteren Bereich zum
Teil soweit geschädigt, daß der Bewehrungs-
stahl nicht mehr vor Korrosion geschützt war.
Als Folge davon sprengte der korrodierende
Stahl aufgrund seines vergrößerten Volumens
den umgebenden Beton ab. Die Pfetten befan-
den sich dagegen in einem vergleichsweise
guten Zustand.
Obwohl die Restaurierung der Kaue auf mög-
lichst schonende Weise erfolgen sollte, und
zwar mit dem Ziel der Erhaltung des vorgefun-
denen Erscheinungsbildes, ließen sich zum Teil
erhebliche Eingriffe in die Denkmalsubstanz
nicht vermeiden (Abb. 152-157). Von sämt-
lichen Rahmenstielen mußte bis in etwa 3 m
Höhe über dem Fußbodenniveau der schad-
hafte Beton abgestemmt werden, um den Be-
wehrungsstahl durch gezieltes Sandstrahlen
entrosten, fehlende Bewehrungen ergänzen
und anschließend wieder anbetonieren zu kön-
nen. Die für das Erscheinungsbild der Kaue so
wichtige Spaltklinkerverkleidung mußte im
Umfeld der Rahmenstiele aus bautechnischen
Gründen abgenommen werden. Die geplante
behutsame Herunternahme der Fliesen, um
diese nach erfolgter Sanierung wiederzuver-
wenden, scheiterte jedoch, da sich deren Ver-
bindung zum Untergrund als so fest erwies,
daß eine zerstörungsfreie Abnahme nicht
möglich war.
Als großes Problem stellte sich daraufhin die
Beschaffung von neuen Fliesen dar, die den
historischen in bezug auf Farbspiel und Format
entsprechen sollten. Keiner der aufgeforderten
Hersteller war nämlich in der Lage, Fliesen zu
liefern, die dem lebendigen Farbspiel der alten
Fliesen sowie deren Format nahekamen. Ge-
löst wurde das Problem, indem Fliesen von
zwei Herstellern vermischt wurden, so daß der
changierenden Oberflächenstruktur der an der
Wand benachbarten Fliesen weitestgehend
entsprochen wurde. Da die neuen Fliesen pro-
duktions- respektive kostenbedingt etwas
schmaler als die alten ausfielen, diesen jedoch
in der Höhe entsprachen, wurden die Setzfu-
gen etwas breiter ausgebildet, was erst auf den
„zweiten Blick“ erkennbar ist. Eine gründliche
Reparatur des Daches, sämtlicher Wasserab-
führungen sowie eine Erneuerung des Außen-
putzes komplettierten die Maßnahmen an der
Kaue.

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