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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0032
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Unterkonstruktion in eine horizontale Steilung
gebracht wird. Der Aufzugs- oder Förderwa-
gen hängt an einem Seil, das durch die im Win-
denhaus aufgestellte, mit einer Seiltrommel
versehene Fördermaschine aufgezogen oder
abgewickelt wird. Die beiden gegenläufigen
Aufzugswagen dienen als Gewicht und Ge-
gengewicht. Der flache Gegengewichtswa-
gen, der sich auf dem inneren Schienenpaar
bewegt, läuft im Begegnungsfalle auf halber
Strecke unter der Aufzugsbühne durch.
Im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts besaßen viele der am
Hang liegenden Erzbergwerke, wie z. B. die
Gruben Adolf-Helene in Altlay18, Friedrichs-
segen in Friedrichssegen19 oder Segen Gottes
in Wiesloch20, derartige Bremsberge. Nach
Stillegung aller dieser Erzbergwerke handelt es
sich heute bei der Schrägförderanlage am
Rammeisberg um das letzte Exemplar dieser
Förderanlagenart im deutschen Erzbergbau,
das darüber hinaus voll funktionstüchtig ist, da
es bis zuletzt betrieblich genutzt wurde.

Fördermaschine des Richtschachtes
Neben den vollständig erhaltenen Tagesanla-
gen und dem gesamten Grubengebäude sind
auch die beiden Schachtfördereinrichtungen
voll funktionsfähig erhalten.
So wurde untertägig nach Verlängerung des
Richtschachtes Anfang der 50er Jahre in einem
neugeschaffenen Maschinenraum eine elek-
trische Trommelfördermaschine aufgestellt,
deren Motor von den Siemens-Schuckert-
Werken und deren Vorgelege von der Firma
Schmidt, Kranz & Co. aus Nordhausen stam-
men. Der Teufenanzeiger von den Siemens-
Schuckert-Werken ist ebenfalls aus der Erbau-
ungszeit der Maschine erhalten. Die Maschine
ist in Abmessung und Konstruktion baugleich
mit der übertägig am Rammeisbergschacht
aufgestellten zweiten Fördermaschine des
Bergwerkes. Lediglich die zylindrischen Seil-
trommeln erscheinen aufgrund ihrer Nieten
und Speichen älter und stammen vermutlich
von einer früheren Fördermaschine eines an-
deren Bergwerkes (Abb. 137). Die Förderseile
verlassen den untertägigen Fördermaschinen-
raum über die Seiltrift („tunnelartige“, um ca.

40° ansteigende Strecke) und werden über die
im Kopf des Richtschachtes aufgehängten
Seilscheiben in den Schacht umgelenkt (Abb.
138, 139).
Die Anordnung dieser Fördereinrichtung stellt
ein klassisches Beispiel für das System Blind-
schachtförderung im Bergbau dar. Komplette
unter Tage installierte, funktionstüchtige För-
dereinrichtungen dieses Alters und dieses
Typs sind heute im deutschen Bergbau kaum
noch erhalten. Ein vergleichbares Beispiel ist
die noch betriebsbereite Blindschachtförder-
einrichtung der heute als Besucherbergwerk
genutzten Grube Vereinigter Bastenberg und
Dörnberg in Ramsbeck im Sauerland. Die För-
deranlage am Richtschacht des Rammelsber-
ges wurde ab 1937 nur noch zur Seilfahrt (Per-
sonenbeförderung) und zum Materialtransport
benutzt, da die Erzförderung vollständig in den
Rammeisbergschacht verlegt worden war.

Fördermaschine des Rammeisberg-
schachtes
Die zweite Fördermaschine des Bergwerkes
besitzt der Rammeisbergschacht. Es handelt
sich bei dieser um eine im Jahr 1938 fertigge-
stellte Trommelfördermaschine der gleichen
Bauart wie die untertägige Maschine am Richt-
schacht. Ebenso wie diese wurde sie von den
Siemens-Schuckert-Werken und der Firma
Schmidt, Kranz & Co. aus Nordhausen herge-
stellt.

Fördergerüst des Rammeisberg-
schachtes
Da der Rammeisbergschacht nach über Tage
austritt, mußte zur Umlenkung der Förderseile
in den Schacht ein Fördergerüst als Halterung
für die Seilscheiben errichtet werden. Das
eiserne Gerüst wurde über dem neu abgeteuf-
ten Rammeisbergschacht im Jahr 1937 von
der Firma Louis Eilers aus Hannover als deut-
sches Strebengerüst erbaut. Über den Seil-
scheiben wurde ein Kranaufbau angeordnet.
Im Gegensatz zu den älteren Bockförderge-
rüsten, die noch mit Stützen und Streben kon-
struiert waren, übernimmt beim deutschen
Strebengerüst das Führungsgerüst die Auf-

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