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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0020
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Stollens liegt, bis heute erhalten. Es handelt
sich hier um einen in Naturstein ausgemauer-
ten, mit spitzbogigem Gewölbe versehenen
Raum von 4,85 m Breite, 7,20 m Länge und
7,35 m Höhe. Als Auflager für die Achse des
ehemaligen Wasserrades, das einen Durch-
messer von etwa 6 m gehabt haben dürfte,
dienten zwei kleine Wandkammern an den
Längsseiten des Gewölbes. Das Aufschlag-
wasser wurde durch einen kleinen, unmittelbar
unter dem Scheitel des Gewölbes angeordne-
ten Einlaß zugeführt und floß zusammen mit
den gehobenen Wassern im Rathstiefsten
Stollen ab. Zwei kleine spitzbogige Nischen
unter einer der Kammern für das Achsauflager
dürften der Aufnahme des Geleuchtes gedient
haben.
Das Feuergezäher Gewölbe ist nicht nur die
älteste Radstube des Rammeisberges, es
handelt sich bei ihm zugleich um den ältesten
ausgemauerten Grubenraum Mitteleuropas10
(Abb. 29-31).

Anfahrweg
Am Hang des Rammeisberges, in der Nähe
des Maltermeisterturmes, lag einer der bereits
im Mittelalterschriftlich belegten Schächte, der
Kanekuhler Schacht. Dieser alte Treibschacht
(Förderschacht) hat sich im Laufe der Jahrhun-
derte zu einem der bedeutendsten Schächte
des gesamten Rammeisberges entwickelt.
Der Kanekuhler Schacht wurde zu allen Zeiten
den jeweils modernsten Betriebsbedingungen
angepaßt. In nachmittelalterlicher Zeit erhielt
der Kanekuhler Schacht als erster Schacht
des gesamten Rammeisberges Energie über
ein Feldgestänge. Er war Hauptschaltstelle in
den Anlagen Roeders, und er bekam schließ-
lich als erster Schacht des Rammeisberges
eine Dampfmaschine zur Förderung und Was-
serhaltung.
Während sich unter Tage eine noch näher zu
beschreibende Radstube des Schachtes er-
halten hat, sind die alten übertägigen Betriebs-
anlagen nicht mehr vorhanden. Erhalten ist je-
doch der mittelalterliche Anfahrweg der Berg-
leute zum Kanekuhler Schacht sowie zu den
benachbarten Schächten. Ausgehend von der
Talsohle, etwas unterhalb des Dammes des

HerzbergerTeiches, führt der vermutlich schon
im 15. Jahrhundert von den Bergleuten künst-
lich angelegte Fußweg am Hang des Ram-
meisberges steil bergauf. Der Weg mußte müh-
sam aus dem felsigen Boden herausgeschla-
gen werden. Deutlich erkennbar ist noch die
handgeschlagene, bergseitig verlaufende Ent-
wässerungsrinne des Anfahrweges (Abb. 32).

Maltermeisterturm
Der bei den mittelalterlichen Gruben auf halber
Höhe am Hang des Rammeisberges errichtete
Maltermeisterturm ist das älteste erhaltene Ge-
bäude der Tagesanlagen des Rammeisberges
(Abb. 33, 34). Wahrscheinlich um 1500 errich-
tet, wurde der Turm erstmalig in einer Repara-
turrechnung des Jahres 1548 erwähnt.
Der aus groben Bruchsteinen aufgeführte
Schaft des Turmes, unter dem sich ein kleiner,
tonnengewölbter Keller befindet, wird durch
ein hohes, kegelförmiges Schieferdach in alt-
deutscher Deckung abgeschlossen. In der
Dachfläche befinden sich einige kleine, eben-
falls verschieferte Dachhäuschen. Im Oberge-
schoß des Turmes wurden vermutlich in der
Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Fenster einge-
fügt, wozu ein Teil des Mauerwerks ausge-
tauscht werden mußte.
Im Mittelalter diente der Turm zur Überwa-
chung der Gruben des Rammeisberges. Seit
1578 wurde er als Anläuteturm genutzt. Eine im
selben Jahr in Goslar gegossene Glocke, die
noch heute erhalten ist, wurde in einer hohen
Dachlaterne aufgehängt; von dort verkündete
sie Beginn und Ende der Schicht. Als die An-
läuteglocke im Jahr 1804 in dem vor der neuen
Tagesförderstrecke errichteten sogenannten
Vorhaus aufgehängt wurde, das zu diesem
Zweck ebenfalls eine ähnliche Dachlaterne er-
halten hatte, bekam der Maltermeisterturm
sein heutiges Dach.
Die Bezeichnung Maltermeisterturm trägt der
Turm seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, als er
in eine Wohnung für den Maltermeister umge-
nutzt wurde. Aufgabe des Maltermeisters war
die Einnahme und Ausgabe des für den Berg-
baubetrieb notwendigen Holzes, dessen
Menge in Maltern gemessen wurde.

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