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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0022
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Grundablaßeinrichtung des Herzberger Tei-
ches baulich verändert wurde, läßt sich das
historische Prinzip noch deutlich ablesen.
Als sich der Teich zwei Jahrhunderte später als
zu klein erwiesen hatte, wurde sein Damm
durch den Oberbergmeister Johann Christoph
Roeder im Jahr 1768 um 4 m erhöht. Dadurch
stieg das Fassungsvermögen von ca. 25 000
cbm auf ca. 100000 cbm Wasser.
Bis zuletzt wurde das Wasser des vollständig
erhaltenen Teiches, an dem in den zwanziger
Jahren des 20. Jahrhunderts ein Freibad ein-
gerichtet wurde, in der Aufbereitungsanlage
des Erzbergwerkes genutzt (Abb. 62, 63).

Einfahrhaus
Etwas unterhalb des Herzberger Teiches liegt
das sich an den Hang schmiegende soge-
nannte Einfahrhaus. Dieses Gebäude wurde
über dem aus dem 18. Jahrhundert stammen-
den Einfahrschacht errichtet, durch den die
Bergleute in die Grube einfuhren. Das im Kern
aus dem 18. Jahrhundert stammende, in
späteren Zeiten baulich veränderte einge-
schossige Fachwerkgebäude auf Bruchstein-
sockel besitzt ein mit Braunschweiger Kremp-
ziegeln eingedecktes Satteldach. Zum Schutz
gegen Witterungseinflüsse wurde es vermut-
lich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer
vertikalen Holzverschalung verkleidet. Das Ein-
fahrhaus wurde zu Beginn des 20. Jahrhun-
derts als Stall für die Grubenpferde umgenutzt
und diente nach inneren Umbaumaßnahmen
seit 1946 als Wohnhaus (Abb. 67).

Versatzsteinbruch
In den Jahren zwischen 1764 und 1810 führte
der ehemalige Berggeschworene und spätere
Oberbergmeister Johann Christoph Roeder
am Rammeisberg grundlegende Umgestaltun-
gen und Verbesserungen des Bergbaubetrie-
bes durch. Die Aktivitäten Roeders betrafen
dabei im großen und ganzen drei Bereiche: Die
Sicherheit des Betriebes, die Verbesserung
des Erztransportes sowie den effektiveren Ein-
satz der Wasserkraft.

Da es sich beim sogenannten Alten Lager des
Rammeisberges um einen zusammenhängen-
den Erzkörper handelte, fiel beim Abbau kaum
taubes Gestein (Gestein ohne nutzbare Mine-
ralien) an, mit dem gefährdete Bereiche des
Grubengebäudes hätten versetzt (verfällt) wer-
den können. Weil derartiges Versatzmaterial
also erst von über Tage mühsam hätte in die
Gruben hineingebracht werden müssen, unter-
blieb dieses in der Regel, und es mußten aus-
reichend starke Erzpfeiler stehengelassen wer-
den, die das Grubengebäude gegen Einsturz
sichern sollten. Weil dadurch kostbares, ein-
fach hereinzugewinnendes Erz hätte stehen-
gelassen werden müssen, siegte in Zeiten von
Abbauschwierigkeiten häufig die Versuchung
zum Raubbau, und die Erzpfeiler wurden so-
weit geschwächt, daß Grubenzusammenbrü-
che die Folge waren. Um derartige Katastro-
phen zu vermeiden und um das Erz rück-
standslos abbauen zu können, führte Johann
Christoph Roeder am Rammeisberg den Gru-
benversatz ein. Seine erste Maßnahme galt
dem Verfüllen sämtlicher alten Hohlräume, um
das Grubengebäude standfest zu machen.
Da das Versatzmaterial unter Tage sehr knapp
war, richtete Roeder über Tage, oberhalb des
Maltermeisterturmes, einen heute noch vor-
handenen Steinbruch ein, dessen Steine als
Versatzmaterial in die Grube transportiert wur-
den. Unterhalb dieses im Jahr 1768 in Betrieb
genommenen Steinbruchs befinden sich,
schon von weitem sichtbar, ausgedehnte Hal-
den tauben Gesteins (Abb. 69).

Bremsberg
Der ehemalige Bremsberg, auf dem die gebro-
chenen Steine zu den Gruben auf dem Niveau
des Maltermeisterturmes transportiert wur-
den, ist am Hang des Rammeisberges noch
deutlich erkennbar. Als Bremsberg wird eine
mit Schienen versehene Rampe bezeichnet,
auf der ein Förderwagen mit Hilfe der Schwer-
kraft unter Einsatz eines bremsenden Gegen-
gewichtes gefördert (abgebremst) wird.

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