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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Das Rammelsberger Bergbaumuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0045
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„Am Rammeisberg holt sich das Museum nicht
den Museumsgegenstand ins Haus, sondern
es präsentiert sich - genau umgekehrt - inner-
halb des Objektes und aus ihm heraus. D. h.
das Bergwerk selbst ist das Objekt der An-
schauung. Das Museum hat sich dem Berg-
werk unterzuordnen und zwischen Objekt und
Besucher lediglich die Vermittlerrolle zu über-
nehmen. Erst dieses Seibstverständnis garan-
tiert dem Museumsbesucher, daß sich ihm
eine quasi authentische Arbeitswelt auch wirk-
lich erschließt.
Die möglichst wirklichkeitsnahe Darstellung
der authentischen Arbeitswelt zum Zeitpunkt
der Stillegung macht den Erhalt der Anlagen in
ihrem Originalzustand erforderlich. Wir verfol-
gen deshalb den Grundsatz der prinzipiellen
Erhaltung des Vorgefundenen (im Sinne eines
technischen Denkmals); d. h. das Bergwerk
soll zur Beibehaltung seiner Aussagekraft in-
nen wie außen so wenig wie möglich verändert
werden. Dies meint nicht nur die Erhaltung der
äußeren Gestalt, sondern auch der räumlichen
Binnenstruktur mitsamt ihrer Einrichtung. Die
Bergwerksanlage insgesamt und im Detail hat
für das Bergbaumuseum die Bedeutung eines
originalen Ausstellungsobjekts.
Zugleich wird die weitestgehende Übernahme
und Übertragung der Gebäude- und Raum-
funktionen des Bergwerks für die erforderli-
chen Funktionsbereiche des Museums ange-
strebt. Der Verwaltungstrakt des Bergwerks
soll auch von uns als Verwaltungstrakt genutzt
werden, das Magazin auch für uns Magazin
bleiben, die ehemaligen Werkstätten auch uns
als Werkstattbereich dienen. Da wir kein Berg-
werk, sondern ein Museum betreiben, hat
diese Vorgehensweise ihre Grenzen dort, wo
bestimmte Anlagen und Einrichtungen den Be-
dürfnissen und Erfordernissen eines Museums
unserer Zeit angepaßt werden müssen (z. B.
Erzaufbereitungsanlage, Ausstellungsflächen,
Sanitäranlagen). Im Ganzen betrachtet, be-
günstigt jedoch die Bergwerksarchitektur
(große Hallen; maschinenzentrierte Gebäude-
bestimmung, da das Personal großenteils auf-
gabenspezifisch untertage tätig war) die Anfor-
derungen eines Museums an Ausstellungs-,
Magazin- oder Werkstatträumlichkeiten.
Zur Darstellung der authentischen Arbeitswelt

am Rammeisberg sollen überdies die techni-
schen Anlagen des Bergwerks und seine ma-
schinelle Einrichtung soweit übernommen wer-
den, daß der chronologische Ablauf der berg-
bautechnischen Entwicklung in seinen einzel-
nen Schritten verdeutlicht werden kann. Ge-
zeigt werden sollen darüber hinaus - eingebet-
tet in Ausstellungen - erhalten gebliebene und
historisch so wertvolle Ausstattungsteile wie
die Rißsammlung des Bergwerks, das Foto-,
Film- und andere Bildmaterial, die Grubenmo-
delle, die Lagerstätten- und Mineraliensamm-
lung, die Sammlung historischer und moder-
ner Markscheideinstrumente und anderes
mehr.
Zusammenfassung: Sinn und Ziel des Ram-
meisberger Bergbaumuseums Goslar ist die
Darstellung und Vermittlung der gesamtkultu-
rellen Geschichte des Metallerzbergbaus am
Rammeisberg. Zur Verwirklichung dieses Ziels
soll das Bergwerk mit seinen sämtlichen Über-
tageanlagen und einem Teil des Grubengebäu-
des denkmalgerecht erhalten und in ein Mu-
seum und Besucherbergwerk umgewandelt
werden. Wichtigster Gesichtspunkt dabei ist
die Bewahrung des originalen, auch Details
umfassenden Denkmalkomplexes vor verfäl-
schenden Eingriffen oder Verlust, damit dem
Besucher unter- wie übertage eine authenti-
sche Arbeitswelt zugänglich gemacht werden
kann. Dieses Konzept wird als sogenannte
.Große Lösung' bezeichnet.“40
Der dargestellte konzeptionelle Ansatz, der
eine Kombination aus Besucherbergwerk und
Bergbaumuseum vorsieht, wird seit 1989
schrittweise realisiert. Dabei hat sich als gün-
stig erwiesen, daß die Preussag als ehemalige
Bergwerksbetreiberin einige Teile des Berg-
werkes noch selbst nutzt, womit deren In-
standhaltung für eine gewisse Zeit gesichert
ist. Die Gebäude der Übertageanlagen, die die
Preussag nicht mehr benötigt, werden sukzes-
sive vom Bergbaumuseum übernommen. Das
gleiche gilt für die Bereiche der untertägigen
Anlagen, die als Dokumente des vergangenen
Bergbaus zukünftigen Besuchern präsentiert
werden sollen.
Um als Dokumente des Bergbaus auch Teile
derjenigen Ausstattungsgegenstände präsen-
tieren zu können, die vom Bergwerksbetreiber

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