Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

DOI Artikel:
Dörpfeld, Wilhelm: [Die Arbeiten zu Pergamon 1900-1901], [2], Die Bauwerke
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0041

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1900 — 1901

31

worden, nämlich durch die unter der Treppe 18 liegenden
Rohre, die vermutlich durch eine der Leitungen des Selinus-
Thales gespeist wurden. Da die Stollenanlage ganz überflüssig
scheint, wenn diese Zuleitungen schon bestanden, werden letz-
tere erst aus späterer Zeit stammen.
Während der Freilegung der Agora kamen innerhalb des
Hofes eine Anzahl unscheinbarer, aus verschiedenartigen Stei-
nen mit Erdmörtel erbauter Mauern zum Vorschein, die wir
anfangs für Reste byzantinischer Hütten hielten. Als aber vor
der Osthalle eine halbkreisförmige, offenbar dazu gehörige
Mauer gefunden wurde, war es klar, dass es sich um eine christ-
liche Kirche handelte. In der That konnte der Grundriss trotz
der gründlichen Zerstörung noch fast vollständig erkannt und
ergänzt werden. Die Apsis (G), die drei Schiffe (DEF) und der
Narthex (C) der Kirche waren mit Sicherheit festzustellen. Auch
der grosse Hof (A) im Westen vor der Kirche war nicht zu
verkennen. Für seine Gestaltung waren besonders wichtig drei
Basissteine (P) für Säulen der nördlichen Halle des Hofes ; aus
ihnen ergab sich mit Sicherheit die ganze Planbildung, wie sie
Figur 4 wiedergiebt. Von Anbauten an die Kirche ist zu er-
wähnen : ein Zimmer (H) nördlich von der Kirche, das durch
eine Thür, deren Schwelle noch erhalten ist, mit dem nörd-
lichen Seitenschiffe in direkter Verbindung stand; ferner ein
viereckiges Gemach (L) neben der nördlichen Halle des Plofes,
bemerkenswert dadurch, dass es mit Kalkmörtel gebaut ist,
während von den Mauern der Kirche selbst nur die Apsis sol-
chen Mörtel aufweist; endlich unmittelbar daneben ein kleine-
res Viereck (M), das wie der Unterbau eines Treppenhauses
oder Glockenturmes aussieht.
Von den Einrichtungen im Innern der Kirche (Altar, Schranke,
Ambo) ist nichts mehr zu sehen. Dagegen ist im Hofe nicht nur
das Pflaster einer, wie es scheint, runden Anlage (Baptisterium?)
erhalten, sondern auch ein grosser Brunnen (B), der in der Axe
des Hofes lag. Ob dieser aus griechischer Zeit stammt, lässt
sich, wie schon gesagt wurde, nicht mit Sicherheit sagen ; nach
den darin gemachten Funden steht aber fest, dass er in byzan-
tinischer Zeit noch benutzt worden ist. Seine volle Reinigung
ist noch nicht ausgeführt. Für die Zeitbestimmung der Kirche
 
Annotationen