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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Prott, Hans Theodor Anton von: Dionysos Kathegemon
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0171

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DIONYSOS KATHEGEMON.

Der Herrscherkult des griechisch-römischen Altertums hat
das sehr starke persönliche Element, das ihm von seinem Ur-
sprung aus dem Ideenkreise eines überragenden Menschen
anhaftet, niemals verloren. Nicht in festen, unveränderlichen
Bahnen wie im Pharaonenreiche ist diese Erscheinung verlau-
fen. Der Phantasie, der Laune, der krankhaften Überreiztheit
des Einzelnen blieb ein weiter Spielraum. Alexander der Grosse
hatte sich nicht damit begnügt, seinen Stammbaum durch
Herakles und Dionysos auf Zeus zurückzuführen und sich als
Sohn des Zeus Ammon ausgeben zu lassen. Er soll sich darin
gefallen haben, verschiedene Götter bei besonderen Gelegen-
heiten durch Tracht und Attribute nachzuahmen. Den Deme-
trios feierten die Athener bald als Dionysos, bald als Sohn
der seebeherrschenden Götter, des Poseidon und der Aphro-
dite. So braucht man sich denn nicht zu verwundern, wenn der
letzte Attalos, der Sonderling auf dem pergamenischen Throne,
abweichend von der Tradition seiner Vorfahren sich als Inkar-
nation des Retters Asklepios fühlt.
Daneben aber verlangte allein schon der staatliche Kultus
ein von der persönlichen Laune des Herrschers und der wech-
selnden Schmeichelei seiner Umgebung unabhängiges, festes
Dogma über die göttliche Abstammung der Herrscherfamilie.
Das hat es denn auch thatsächlich gegeben. Überall dürfen
wir ein bestimmtes Verhältnis des königlichen Hauses zu einer
bestimmten Gottheit, einen in der Staatsreligion anerkannten
Stammbaum voraussetzen, der das ganze Geschlecht auf einen
göttlichen Ahnherrn zurückführte. Diese Gottheit heisst δ αρχη-
γός του γένους. Die Vorstellung, welche sich in dem Ausdrucke
kundgiebt, ist uns besonders vertraut durch die römische Auf-
fassung vom Verhältnis des julischen Hauses zur Venus Gene-
trix. Ebenso leiten sich die Ptolemaier nach dem Vorbilde
Alexanders und des makedonischen Königshauses durch Hera-
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ATHEN. MITTEILUNGEN XXVII.
 
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