DAS EPIDAURISCHE ABATON.
Του ναοΰ δέ έστι πέραν ένθα οι ικέται τοΰ ιθεοΰ καθεΰδουσιν —
mit so kurzem und unbestimmtem Ausdruck erwähnt Pausanias
in seiner Beschreibung des epidaurischen Asklepieion (II 27, 3)
den Raum, wo die Pilger sich zum Schlafe niederlegten, um
die Erscheinung des Gottes zu erwarten. Dies όίβατον, wie es
die epidaurischen Inschriften nennen, wird nach Kavvadias’
Vorgang wiedererkannt in der stattlichen Halle, welche nörd-
lich vom Tempel, beginnend etwa gegenüber der Mitte seiner
Nordseite, sich über 70 m weit nach Westen erstreckt. Die
westliche Hälfte der Halle ruht auf einem 4,20 m hohen Unter-
bau — eine Anlage, welche dadurch geboten war, dass das
Terrain von der Höhe, auf welcher der Tempel und der öst-
liche Teil der Halle errichtet sind, nach Westen hin bedeutend
abfällt (vgl. über die Halle Kavvadias Fouilles d’Epidaure S.17
und Τό ιερόν τοΰ Ασκληπιού S. 121).
Zum Beweise für seine Vermutung hat Kavvadias (Τό ιερόν
τοΰ Άσκληπιοΰ S. 124) ausser der Thatsache, dass der Bau der
von Pausanias gegebenen Lagebestimmung (πέραν τοΰ ναοΰ)
entspricht, folgende Erwägungen vorgeführt:
1. In dieser Halle, an ihrer östlichen Schmal wand waren die
berühmten ιάματα - Inschriften aufgestellt. In der That scheint
die Annahme nahe zu liegen, dass diese Berichte über die
im Abaton geschehenen Heilungen eben im Abaton aufgestellt
worden seien. Aber bei näherer Betrachtung ergiebt sich ge-
rade das Gegenteil. Waren doch jene wunderbaren Erzählun-
gen ohne Zweifel dazu bestimmt, die Kranken, welche Heilung
suchend zum Asklepios kamen, durch ihre suggestive Kraft
zu beeinflussen. War nun das Abaton der geeignete Ort, um
diese Wundererzählungen zur Wirkung zu bringen ? Wie der
Name und die kurze Angabe des Pausanias ergiebt, war das
Abaton ein fest abgeschlossener Raum, in welchen die Pilger
erst abends eintraten, um im Dunkel der Nacht die Hülfe des
1 9
ATHEN. MITTEILUNGEN XXVII.
Του ναοΰ δέ έστι πέραν ένθα οι ικέται τοΰ ιθεοΰ καθεΰδουσιν —
mit so kurzem und unbestimmtem Ausdruck erwähnt Pausanias
in seiner Beschreibung des epidaurischen Asklepieion (II 27, 3)
den Raum, wo die Pilger sich zum Schlafe niederlegten, um
die Erscheinung des Gottes zu erwarten. Dies όίβατον, wie es
die epidaurischen Inschriften nennen, wird nach Kavvadias’
Vorgang wiedererkannt in der stattlichen Halle, welche nörd-
lich vom Tempel, beginnend etwa gegenüber der Mitte seiner
Nordseite, sich über 70 m weit nach Westen erstreckt. Die
westliche Hälfte der Halle ruht auf einem 4,20 m hohen Unter-
bau — eine Anlage, welche dadurch geboten war, dass das
Terrain von der Höhe, auf welcher der Tempel und der öst-
liche Teil der Halle errichtet sind, nach Westen hin bedeutend
abfällt (vgl. über die Halle Kavvadias Fouilles d’Epidaure S.17
und Τό ιερόν τοΰ Ασκληπιού S. 121).
Zum Beweise für seine Vermutung hat Kavvadias (Τό ιερόν
τοΰ Άσκληπιοΰ S. 124) ausser der Thatsache, dass der Bau der
von Pausanias gegebenen Lagebestimmung (πέραν τοΰ ναοΰ)
entspricht, folgende Erwägungen vorgeführt:
1. In dieser Halle, an ihrer östlichen Schmal wand waren die
berühmten ιάματα - Inschriften aufgestellt. In der That scheint
die Annahme nahe zu liegen, dass diese Berichte über die
im Abaton geschehenen Heilungen eben im Abaton aufgestellt
worden seien. Aber bei näherer Betrachtung ergiebt sich ge-
rade das Gegenteil. Waren doch jene wunderbaren Erzählun-
gen ohne Zweifel dazu bestimmt, die Kranken, welche Heilung
suchend zum Asklepios kamen, durch ihre suggestive Kraft
zu beeinflussen. War nun das Abaton der geeignete Ort, um
diese Wundererzählungen zur Wirkung zu bringen ? Wie der
Name und die kurze Angabe des Pausanias ergiebt, war das
Abaton ein fest abgeschlossener Raum, in welchen die Pilger
erst abends eintraten, um im Dunkel der Nacht die Hülfe des
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ATHEN. MITTEILUNGEN XXVII.