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W. KOLBE
NEUE GRABINSCHRIFTEN AUS LEUKAS.
Auf einer im Aufträge des Institutes unternommenen Reise
nach Leukas im Januar 1902 hatte ich Gelegenheit, die fol-
genden Grabsteine abzuschreiben. Es sind Stelen von 0,20 —
0,30 m Breite und mindestens 0,50 m Höhe; die vollständige
Höhe ist in keinem Fall erhalten, da sämtliche Stelen unten
gebrochen sind. Sie verjüngen sich nach oben ein wenig und
sind meist mit einem Profil, bisweilen auch mit einem Giebel
geschmückt. Das Material ist in der Regel ein geringer, grauer
Kalkstein, nur selten ist ein dunkler Marmor verwandt. Einige
Stelen sind in späterer Zeit zum zweiten Male benutzt worden ;
im Text ist in solchen Fällen der ältere Name durch a, der
jüngere durch b kenntlich gemacht. Die Steine waren unweit
der antiken Stadt Leukas in einer Tiefe von 3 m unter dem
Meeresspiegel bei den Baggerarbeiten gefunden, die in dem
Sunde zwischen der Insel und dem Festlande vorgenommen
wurden, um einen Schiffahrtskanal herzustellen. Gleichzeitig
waren Architekturglieder von geringen Dimensionen zum Vor-
schein gekommen, die anscheinend von einem Grabmonument
herrühren1. Schliesslich hatte der Ingenieur, der die Bagger-
arbeiten leitete, festgestellt, dass auch zu beiden Seiten des
vertieften Kanals noch Fundstücke vorhanden seien. Darnach
scheint die Annahme berechtigt, dass die Steine von der Nekro-
polis der alten Stadt Leukas stammen, und dass der Erdboden
sich dort um einige Meter gesenkt hat. — Die Inschriften sind
hier in chronologischer Anordnung gegeben, soweit der Schrift-
charakter ein Urteil gestattet: Nr. 31 — 33 werden dem V.,
34 — 40 dem IV., 41 — 4.5 dem III., 46 — 53 dem II., 54 dem
I. Jahrhundert v. Chr. angehören; Nr. 55 stammt aus der
Kaiserzeit.
31. Stele, 0,26 hoch, oben 0,28, unten 0,285 breit, 0,13 dick.
BH 0,02.
1&Ν0ΚΙ*ΑΤ&£ Ξ] ενοκράτες.
1 Durch die griechischen Zeitungen ging damals die irrige Notiz, dass Bau-
glieder vom Tempel der Αφροδίτη Αινείας gefunden seien.
W. KOLBE
NEUE GRABINSCHRIFTEN AUS LEUKAS.
Auf einer im Aufträge des Institutes unternommenen Reise
nach Leukas im Januar 1902 hatte ich Gelegenheit, die fol-
genden Grabsteine abzuschreiben. Es sind Stelen von 0,20 —
0,30 m Breite und mindestens 0,50 m Höhe; die vollständige
Höhe ist in keinem Fall erhalten, da sämtliche Stelen unten
gebrochen sind. Sie verjüngen sich nach oben ein wenig und
sind meist mit einem Profil, bisweilen auch mit einem Giebel
geschmückt. Das Material ist in der Regel ein geringer, grauer
Kalkstein, nur selten ist ein dunkler Marmor verwandt. Einige
Stelen sind in späterer Zeit zum zweiten Male benutzt worden ;
im Text ist in solchen Fällen der ältere Name durch a, der
jüngere durch b kenntlich gemacht. Die Steine waren unweit
der antiken Stadt Leukas in einer Tiefe von 3 m unter dem
Meeresspiegel bei den Baggerarbeiten gefunden, die in dem
Sunde zwischen der Insel und dem Festlande vorgenommen
wurden, um einen Schiffahrtskanal herzustellen. Gleichzeitig
waren Architekturglieder von geringen Dimensionen zum Vor-
schein gekommen, die anscheinend von einem Grabmonument
herrühren1. Schliesslich hatte der Ingenieur, der die Bagger-
arbeiten leitete, festgestellt, dass auch zu beiden Seiten des
vertieften Kanals noch Fundstücke vorhanden seien. Darnach
scheint die Annahme berechtigt, dass die Steine von der Nekro-
polis der alten Stadt Leukas stammen, und dass der Erdboden
sich dort um einige Meter gesenkt hat. — Die Inschriften sind
hier in chronologischer Anordnung gegeben, soweit der Schrift-
charakter ein Urteil gestattet: Nr. 31 — 33 werden dem V.,
34 — 40 dem IV., 41 — 4.5 dem III., 46 — 53 dem II., 54 dem
I. Jahrhundert v. Chr. angehören; Nr. 55 stammt aus der
Kaiserzeit.
31. Stele, 0,26 hoch, oben 0,28, unten 0,285 breit, 0,13 dick.
BH 0,02.
1&Ν0ΚΙ*ΑΤ&£ Ξ] ενοκράτες.
1 Durch die griechischen Zeitungen ging damals die irrige Notiz, dass Bau-
glieder vom Tempel der Αφροδίτη Αινείας gefunden seien.