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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Prott, Hans Theodor Anton von: Dionysos Kathegemon
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0190

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ι8ο

Η. V. PROTT

Anlagen, Heiligtümer, die doch nicht die Form von Götter-
tempeln haben durften, müssen wegen des in Inschriften so
häufig erwähnten Kultes der «εύεργέται» vielerorts vorausge-
setzt werden. Bei dieser Vermutung gewinnt die schöne Sta-
tuette im Priene-Kabinett des Berliner Museums eine besondere
Bedeutung. Ihre Kleinheit zeigt deutlich, dass sie für einen
ganz bestimmten Zweck gearbeitet sein muss. Sie ist eben das
für die Aufstellung auf jenem Podium bestimmte Kultbild Ale-
xanders, das sich die Prieneer um das Jahr 324 v. Chr. nach
einem berühmten Original haben anfertigen lassen.
Wenn man die Anwendung auf Pergamon macht, so kann
nicht mehr zweifelhaft sein, dass der «Nischenbau» das Atta-
leion ist. Alle Züge in Bohns Beschreibung (.Altertümer von
Pergamon IV 18 ff.) stimmen zusammen : der Hauptraum ist
der Versammlungssaal' des Vereins, in der Nordostecke die
Nische für Kultbilder oder einen Naiskos, davor der Ausgangs-
punkt zweier Abflüsse, welche die Spenden vom Opfertisch
abgeführt haben mögen, der vor der hier mit Marmor verklei-
deten Wand gestanden haben muss, endlich rückwärts das nur
durch eine Thür des Saales zugängliche τέμενος, für das Kraton
in seinem Testamente die Geräte hinterlassen hatte1.
Mit der richtigen Benennung des «Nischenbaues» ist zugleich
die des «jonischen Tempels», der recht eigentlich der Theater-
tempel ist, gegeben. Er kann jetzt nur noch als das Heiligtum
des Theatergottes, des Dionysos Kathegemon angesehen wer-
den. Was diese nächstliegende Bezeichnung früher widerraten
hatte, war seine Geschichte, so wie man sie auffassen zu müs-
sen glaubte. Der aus der Königszeit stammende Bau ist durch
Brand zerstört, in römischer Zeit wiederhergestellt und mit
neuer Vorhalle versehen und dem Caracalla geweiht. Unwill-
kürlich schloss man auf Gleichzeitigkeit des Neubaues und der
Weihung, wofür, so viel ich sehe, keine Anzeichen weiter vor-
handen sind. Andererseits nahm man einen längeren Zeitraum

1 CIG II 3069, 29 ff. ά(πέ)λιπεν δέ καί τά πρός εύσχημοσ(ύνη)ν (überliefert
ευσχημοσιν) εν τώι τεμένει χρηστήρια Ικανά παραλϋσαι βουλόμενος καί τής
εις ταΰτα δαπάνης καί χορηγίας τούς Άτταλιστάς. Vgl. das Verzeichnis der
σκ(εΰ)η (nicht σκ[ή]νη) CIG 3071.
 
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