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L. DEUBNER
Schänder der Rache der Götter überwiesen und alles Unheil
auf sein Haupt herabwünschten h Wo die Götter nicht mehr
halfen, wurde der Geldbeutel bedroht. Der Übergang liegt vor
Augen, wo beides neben einander vorkommt. Die Heimat die-
ser Sitte ist recht eigentlich das südwestliche Kleinasien und
Kilikien : hier allein treten jene Flüche in grösserer Anzahl1 2
auf. Weitaus die interessanteste und wichtigste dieser kilikischen
Inschriften ist die vom Felsengrab des Eunuchen3. Dargestellt
1 Die angerufenen Götter sind in der Regel die chthonischen (χθόνιοι oder
καταχθόνιοι), so in den attischen Inschriften CIA III 1423 f., wo es heisst παρα-
δίδωμι τοΐς καταχθόνιόις θεοΐς τούτο τό ήρώον φυλάσσειν, Πλούτωνι καί Δή-
μητρι και Περσεφόνη και Έριννΰσιν καί πάσιν τοΐς καταχθονίοις θεοΐς, ebenda
Nr. 141 7 — 1420 steht zu Eingang die einfache Formel πρός θεών καί ή ροδών.
Das Wesentliche des Fluches wird dahin zusammengefasst, dass weder Erde
noch Meer den Frevler tragen sollen und er selbst mit seinem ganzen Ge-
schlecht der Vernichtung auheimfällt. (CIA III 1423 f.: μή γη βατή, μή θάλασσα
πλωτή, άλλα έκριζωθήσεται παγγενεί. Etwas variiert ebenda 1417 — 1422 :
τούτο;» μήτε γην καρπόν φέρειν μήτε θάλασσαν πλωτήν είναι, κακώς τε άπο-
λέσθαι αότούς καί γένος; noch etwas anders ebenda 1426 : μήτε γη μήτε θά-
λασσα δέξη αυτού τά οστά). Besonders ausführlich sagt das eine Inschrift von
Euboia (Dittenberger Syllloge'1 Nr. 891,15) καί εϊη αφανή τά κτήματα αυτού, μή
γή βατή, μή θάλαττα πλωτή, μή παίδων γονή· μηδέ οικος αΰξοιτο μηδέ καρ-
πών άπολαύοι μηδέ οϊκου, μή φωτός, μή χρήσεως μηδέ κτήσεως· επισκόπους
δέ έχοι Έρεινΰας. Alle Götter, Göttinnen und Heroen ruft eine thessalische
Inschrift an und droht mit dem grossen Zorne des grossen Zeus Sylll1 887 ; den
Groll der Unterirdischen verkündet eine Inschrift aus Lyttos in Kreta (Syll.2 889),
aus Rhodos (IGIns I 671), aus der Umgegend von Rom (IGSicIt Nr. 1895 ff.).
2 άμαρτιολός έστω θεοΐς (κατα)χθονίοις ist die gebräuchliche Formel, vgl.
Reisen im südw. Kleinasien I 30 Nr. 7 ; II 9 Nr. 16 ; 18 Nr. 8 ; 27 Nr. 34; 47
Nr. 85 ; 51 Nr 92 ; 56 Nr. 106 ; 59 Nr. 115. In II 9 Nr. 16 stehen die Himmli-
schen neben den Unterirdischen; II 166 Nr. 193 treten Selene und Leto neben
der Gesamtheit der Götter hervor (ένοχος έστω πάσι θεοΐς καί Σελήνη καί
Λητώ). Gerade Selene spielt eine Rolle auf den kilikischen Gräbern : έχι [δέ]
καί τήν Σελήνην κεχολωμένην heisst es Reisen in Kilikien S. 121 Nr. 191,
κατορκίσζω δέ τήν Σελήνην S. 125 Nr. 205. Selene neben Zeus, Helios und
Athena ebe7ida 58 Nr. 133, neben Zeus und Helios 60 Nr. 134. Sonst nennen die
kilikischen Inschriften die καταχθόνιοι θεοί 54 Nr. 123; 55 Nr. 124; 56 Nr. 128;
105 Nr. 185 ; bei dem Grabe einer Demeterpriesterin tritt Demeter selbst nament-
lich dazu (56 Nr. 128); Einzelheiten der Verwünschung stimmen mit denen
attischer Formeln überein (54 Nr. 123 ; 105 N. 185).
3 Zuletzt herausgegeben von Heberdey und Wilhelm Reisen in Kilikien,
Denkschr. d, Wienei' AkaiL 1896 fthil.-hist. Kl. S. 38 Nr. 94.
L. DEUBNER
Schänder der Rache der Götter überwiesen und alles Unheil
auf sein Haupt herabwünschten h Wo die Götter nicht mehr
halfen, wurde der Geldbeutel bedroht. Der Übergang liegt vor
Augen, wo beides neben einander vorkommt. Die Heimat die-
ser Sitte ist recht eigentlich das südwestliche Kleinasien und
Kilikien : hier allein treten jene Flüche in grösserer Anzahl1 2
auf. Weitaus die interessanteste und wichtigste dieser kilikischen
Inschriften ist die vom Felsengrab des Eunuchen3. Dargestellt
1 Die angerufenen Götter sind in der Regel die chthonischen (χθόνιοι oder
καταχθόνιοι), so in den attischen Inschriften CIA III 1423 f., wo es heisst παρα-
δίδωμι τοΐς καταχθόνιόις θεοΐς τούτο τό ήρώον φυλάσσειν, Πλούτωνι καί Δή-
μητρι και Περσεφόνη και Έριννΰσιν καί πάσιν τοΐς καταχθονίοις θεοΐς, ebenda
Nr. 141 7 — 1420 steht zu Eingang die einfache Formel πρός θεών καί ή ροδών.
Das Wesentliche des Fluches wird dahin zusammengefasst, dass weder Erde
noch Meer den Frevler tragen sollen und er selbst mit seinem ganzen Ge-
schlecht der Vernichtung auheimfällt. (CIA III 1423 f.: μή γη βατή, μή θάλασσα
πλωτή, άλλα έκριζωθήσεται παγγενεί. Etwas variiert ebenda 1417 — 1422 :
τούτο;» μήτε γην καρπόν φέρειν μήτε θάλασσαν πλωτήν είναι, κακώς τε άπο-
λέσθαι αότούς καί γένος; noch etwas anders ebenda 1426 : μήτε γη μήτε θά-
λασσα δέξη αυτού τά οστά). Besonders ausführlich sagt das eine Inschrift von
Euboia (Dittenberger Syllloge'1 Nr. 891,15) καί εϊη αφανή τά κτήματα αυτού, μή
γή βατή, μή θάλαττα πλωτή, μή παίδων γονή· μηδέ οικος αΰξοιτο μηδέ καρ-
πών άπολαύοι μηδέ οϊκου, μή φωτός, μή χρήσεως μηδέ κτήσεως· επισκόπους
δέ έχοι Έρεινΰας. Alle Götter, Göttinnen und Heroen ruft eine thessalische
Inschrift an und droht mit dem grossen Zorne des grossen Zeus Sylll1 887 ; den
Groll der Unterirdischen verkündet eine Inschrift aus Lyttos in Kreta (Syll.2 889),
aus Rhodos (IGIns I 671), aus der Umgegend von Rom (IGSicIt Nr. 1895 ff.).
2 άμαρτιολός έστω θεοΐς (κατα)χθονίοις ist die gebräuchliche Formel, vgl.
Reisen im südw. Kleinasien I 30 Nr. 7 ; II 9 Nr. 16 ; 18 Nr. 8 ; 27 Nr. 34; 47
Nr. 85 ; 51 Nr 92 ; 56 Nr. 106 ; 59 Nr. 115. In II 9 Nr. 16 stehen die Himmli-
schen neben den Unterirdischen; II 166 Nr. 193 treten Selene und Leto neben
der Gesamtheit der Götter hervor (ένοχος έστω πάσι θεοΐς καί Σελήνη καί
Λητώ). Gerade Selene spielt eine Rolle auf den kilikischen Gräbern : έχι [δέ]
καί τήν Σελήνην κεχολωμένην heisst es Reisen in Kilikien S. 121 Nr. 191,
κατορκίσζω δέ τήν Σελήνην S. 125 Nr. 205. Selene neben Zeus, Helios und
Athena ebe7ida 58 Nr. 133, neben Zeus und Helios 60 Nr. 134. Sonst nennen die
kilikischen Inschriften die καταχθόνιοι θεοί 54 Nr. 123; 55 Nr. 124; 56 Nr. 128;
105 Nr. 185 ; bei dem Grabe einer Demeterpriesterin tritt Demeter selbst nament-
lich dazu (56 Nr. 128); Einzelheiten der Verwünschung stimmen mit denen
attischer Formeln überein (54 Nr. 123 ; 105 N. 185).
3 Zuletzt herausgegeben von Heberdey und Wilhelm Reisen in Kilikien,
Denkschr. d, Wienei' AkaiL 1896 fthil.-hist. Kl. S. 38 Nr. 94.