EIN PARISCH - THASISCHER VERTRAG
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das Jahr 400 litterarisch bezeugt. Dass man sich in Thasos wie
in Paros bei der Wiederaufrichtung der Oligarchie im Jahre
404 des Zusammengehens von 411/10 erinnert hat, ist möglich
und wahrscheinlich, aber nicht bewiesen. Der Sturz dieses Regi-
mentes ist, wie es scheint, auf beiden Inseln unabhängig von
einander erfolgt. Es ist ferner oben bereits darauf hingewiesen
worden, dass Paros in den achtziger Jahren des IV. Jahrhunderts
seine eigenen Wege gegangen und mit Unterstützung des Dio-
nysios von Syrakus im adriatischen Meere kolonisatorisch auf-
getreten ist. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten scheint
also in dieser Zeit gelöst gewesen zu sein. In den zweiten atti-
schen Seebund sind sie getrennt von einander eingetreten
(vgl. Dittenberger Sylloge1 80 Anm. 32 und 36; Ed. Meyer
Geschichte der Altertitms V 394). Aber um die Mitte des
Jahrhunderts sehen wir nun auch von den Demokratieen in
Mutterstadt und Kolonie das von den Oligarchen inaugurierte
Bündnis erneuert, dieses Mal aber nicht mit athenfeincllicher
Tendenz, sondern, wie das bei den veränderten Zeitläufen
natürlich war, im engsten Anschluss an die Bundeshauptstadt.
Dessen ist das Dekret aus dem Asklepieion von Paros zu Ehren
des Atheners Kephisophon Zeuge.
Dass Paros und Thasos in dieser Zeit treue Verbündete von
Athen waren, ist längst bekannt. Thasos zahlte auch nach dem
Bundesgenossenkriege weiter seine Beisteuer zur Bundeskasse;
in den vierziger Jahren war es zeitweise athenische Flotten-
station (vgl. Schäfer Demosthenes II 450). Laut der Inschrift
CIA II 700 Z. 6 und 14 ist im Jahre 348/47 von den Pariern
die attische Bule, von den Thasiern der attische Demos mit
einem Kranze geehrt worden. Diese Angabe ist ein Anzeichen
dafür, dass schon in diesem Jahre zwischen beiden Staaten
wieder nähere Beziehungen bestanden. Denn wenn auch in der
genannten Inschrift zusammen mit den Kränzen von Paros und
Thasos noch die Spenden der Anclrier und Naxier(?) aus dem-
selben Jahre aufgezählt werden, wie wir das bei einer Schatz-
meisterurkunde nicht anders erwarten können, so sind wir doch
mit Rücksicht auf die Verhältnisse am Ende des V. Jahrhunderts
und vor allem auf Grund des nur wenig später als 348/47
anzusetzenden Kephisophon-Dekretes berechtigt, die Ehrenbe-
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das Jahr 400 litterarisch bezeugt. Dass man sich in Thasos wie
in Paros bei der Wiederaufrichtung der Oligarchie im Jahre
404 des Zusammengehens von 411/10 erinnert hat, ist möglich
und wahrscheinlich, aber nicht bewiesen. Der Sturz dieses Regi-
mentes ist, wie es scheint, auf beiden Inseln unabhängig von
einander erfolgt. Es ist ferner oben bereits darauf hingewiesen
worden, dass Paros in den achtziger Jahren des IV. Jahrhunderts
seine eigenen Wege gegangen und mit Unterstützung des Dio-
nysios von Syrakus im adriatischen Meere kolonisatorisch auf-
getreten ist. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten scheint
also in dieser Zeit gelöst gewesen zu sein. In den zweiten atti-
schen Seebund sind sie getrennt von einander eingetreten
(vgl. Dittenberger Sylloge1 80 Anm. 32 und 36; Ed. Meyer
Geschichte der Altertitms V 394). Aber um die Mitte des
Jahrhunderts sehen wir nun auch von den Demokratieen in
Mutterstadt und Kolonie das von den Oligarchen inaugurierte
Bündnis erneuert, dieses Mal aber nicht mit athenfeincllicher
Tendenz, sondern, wie das bei den veränderten Zeitläufen
natürlich war, im engsten Anschluss an die Bundeshauptstadt.
Dessen ist das Dekret aus dem Asklepieion von Paros zu Ehren
des Atheners Kephisophon Zeuge.
Dass Paros und Thasos in dieser Zeit treue Verbündete von
Athen waren, ist längst bekannt. Thasos zahlte auch nach dem
Bundesgenossenkriege weiter seine Beisteuer zur Bundeskasse;
in den vierziger Jahren war es zeitweise athenische Flotten-
station (vgl. Schäfer Demosthenes II 450). Laut der Inschrift
CIA II 700 Z. 6 und 14 ist im Jahre 348/47 von den Pariern
die attische Bule, von den Thasiern der attische Demos mit
einem Kranze geehrt worden. Diese Angabe ist ein Anzeichen
dafür, dass schon in diesem Jahre zwischen beiden Staaten
wieder nähere Beziehungen bestanden. Denn wenn auch in der
genannten Inschrift zusammen mit den Kränzen von Paros und
Thasos noch die Spenden der Anclrier und Naxier(?) aus dem-
selben Jahre aufgezählt werden, wie wir das bei einer Schatz-
meisterurkunde nicht anders erwarten können, so sind wir doch
mit Rücksicht auf die Verhältnisse am Ende des V. Jahrhunderts
und vor allem auf Grund des nur wenig später als 348/47
anzusetzenden Kephisophon-Dekretes berechtigt, die Ehrenbe-