DIE ZEIT DES ÄLTEREN PARTHENON
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können. Der ältere Tempel ist also unzweifelhaft, während er
sich noch im Bau befand, durch eine Feuersbrunst beschädigt
worden. Allerdings konnten die Säulen und Stufen selbst nicht
brennen, aber der im Bau begriffene Tempel war sicherlich mit
einem starken Holzgerüst umgeben, ohne welches die grossen
Säulentrommeln nicht versetzt werden konnten. Für die Stärke
der Beschädigung der Stufen spricht endlich die Tatsache,
dass die zweite Stufe später rings um den Tempel herum ab-
gearbeitet und die obere Stufe ganz entfernt worden ist. Nur
an der unteren sind die Brandspuren noch zu sehen. Dass die-
ser zerstörende Brand in den Perserkriegen stattfand, und dass
demnach unser Tempel vorpersisch sein muss, lässt sich noch
durch andere Beobachtungen erhärten.
Die athenischen Bauwerke aus der Zeit des Peisistratos be-
stehen in ihrem Oberbau alle aus Poros, nur für einzelne Bau-
glieder (Metopen oder Giebelgruppen) kommt schon weisser
Marmor vor; so sind das Olympieion, der alte Dionysos-Tempel
am Theater, die Ringhalle des alten Athena-Tempels und der
ältere Tempel in Eleusis sämtlich Porosbauten. Aber schon
in der letzten Zeit vor den Perserkriegen haben die Athener
mehrere Bauwerke ganz aus Marmor gebaut, so die älteren
Propyläen der Akropolis und die Stoa und das Schatzhaus
in Delphi. Ist es da glaubhaft, dass sie ihren grossen Haupt-
tempel der Athena auf der Akropolis noch in der nachpersi-
schen Zeit mit Porosstufen ausgestattet haben sollen?
Bei der Wichtigkeit, welche den älteren Propyläen in die-
sem Beweise zukommt, will ich für diejenigen, welche die Reste
dieses Baues nicht selbst gesehen haben, hier nebenbei er-
wähnen, dass sie noch mehr lehren, als L. Ross (Arch. Aufsätze
I S. 79) und R. Bohn (Die Propyläen S. 16) aus ihnen erschlos-
sen haben (vgl. Athen. Mitt. 1897 S. 167). Man sieht nämlich
zunächst noch die Reste des vorpersischen, ganz aus Marmor
bestehenden Thorbaues. Er war noch nicht ganz vollendet, als
die Perser die Burg einnahmen und zerstörten, denn an den
Stufen ist der Werkzoll noch nicht ganz abgearbeitet. Man
erkennt ferner noch die durch die Perser herbeigeführten Be-
schädigungen und sieht deutlich, wie sie durch Ausfüllung mit
Stuck und durch Einfügung neuer Steine aus Poros und Mar-
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können. Der ältere Tempel ist also unzweifelhaft, während er
sich noch im Bau befand, durch eine Feuersbrunst beschädigt
worden. Allerdings konnten die Säulen und Stufen selbst nicht
brennen, aber der im Bau begriffene Tempel war sicherlich mit
einem starken Holzgerüst umgeben, ohne welches die grossen
Säulentrommeln nicht versetzt werden konnten. Für die Stärke
der Beschädigung der Stufen spricht endlich die Tatsache,
dass die zweite Stufe später rings um den Tempel herum ab-
gearbeitet und die obere Stufe ganz entfernt worden ist. Nur
an der unteren sind die Brandspuren noch zu sehen. Dass die-
ser zerstörende Brand in den Perserkriegen stattfand, und dass
demnach unser Tempel vorpersisch sein muss, lässt sich noch
durch andere Beobachtungen erhärten.
Die athenischen Bauwerke aus der Zeit des Peisistratos be-
stehen in ihrem Oberbau alle aus Poros, nur für einzelne Bau-
glieder (Metopen oder Giebelgruppen) kommt schon weisser
Marmor vor; so sind das Olympieion, der alte Dionysos-Tempel
am Theater, die Ringhalle des alten Athena-Tempels und der
ältere Tempel in Eleusis sämtlich Porosbauten. Aber schon
in der letzten Zeit vor den Perserkriegen haben die Athener
mehrere Bauwerke ganz aus Marmor gebaut, so die älteren
Propyläen der Akropolis und die Stoa und das Schatzhaus
in Delphi. Ist es da glaubhaft, dass sie ihren grossen Haupt-
tempel der Athena auf der Akropolis noch in der nachpersi-
schen Zeit mit Porosstufen ausgestattet haben sollen?
Bei der Wichtigkeit, welche den älteren Propyläen in die-
sem Beweise zukommt, will ich für diejenigen, welche die Reste
dieses Baues nicht selbst gesehen haben, hier nebenbei er-
wähnen, dass sie noch mehr lehren, als L. Ross (Arch. Aufsätze
I S. 79) und R. Bohn (Die Propyläen S. 16) aus ihnen erschlos-
sen haben (vgl. Athen. Mitt. 1897 S. 167). Man sieht nämlich
zunächst noch die Reste des vorpersischen, ganz aus Marmor
bestehenden Thorbaues. Er war noch nicht ganz vollendet, als
die Perser die Burg einnahmen und zerstörten, denn an den
Stufen ist der Werkzoll noch nicht ganz abgearbeitet. Man
erkennt ferner noch die durch die Perser herbeigeführten Be-
schädigungen und sieht deutlich, wie sie durch Ausfüllung mit
Stuck und durch Einfügung neuer Steine aus Poros und Mar-