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R. HERZOG
eiazeln von besagten Küsten an die Länder von Frenkistan
(Europa) und die Küsten von Magrib (Nordafrika) und die Fest-
landsküsten 1 von Syrien. Hierauf kommen wir wieder zu den
erwähnten Inseln. Nachden wir dann die übrig gebliebenen In-
seln erklärt haben, müssen wir zur Meerenge von Kaleh Sulta-
nie und Kilid el Bahr (den Dardanellen) kommen 2.
Also im jetzigen Augenblick kommt zuerst in den durch
die Beschreibung bekannten Gegenden der Küsten von Athen
und Felsen von Egribos (Negroponte, Euboia) ein natür-
licher, geräumiger Hafen, sie nennen ihn Schneiderfelsen.
Der Grund der Benennung für besagten, von ihnen Schnei-
derfelsen genannten Hafen ist folgender: im Eingang dieses
Hafens befindet sich eine schwarze runde Insel3. Auf der
Spitze dieser Insel ist von alter Zeit her übrig geblieben ein
aus Stein gehauenes Götzenbild. Dieses Götterbild hatte ein
Schneider ausgehauen. Aber auf beiden Seiten der erwähnten
Insel mit dem Götzenbild ist es so tief, dass grosse Schiffe
passieren können4.
Vom Eingang des erwähnten Hafens 5 draussen ist auf der
südlichen Seite ein Winkel. In diesem Winkel wird trinkbares
1 B; DW: Festländer.
2 Dies ist in der That die in dem Werke eingehaltene Ordnung, vgl. Diez
a. a. O. 38 £.
3 Kara ada, schwarze Insel, ist eine häufige Bezeichnung bei Piri Reis, wie
auch andere Farben, gelb und weiss, Inseln beigelegt werden. Es soll wohl
felsig bedeuten.
4 Auf der Karte von B die Beischrift liman tersi kajasi, Hafen Schneiderfelsen.
Es ist die im Mittelalter und auch heute noch Porto Raphti (Schneiderhafen)
genannte Bucht, in deren Eingang ein Felsinselchen liegt mit der kolossalen
Marmorstatue eines auf einem Felsblock sitzenden Mannes auf dem Gipfel (vgl.
Karten von Attika Text III 8 f. Phot, des Instituts Attika 76, 77) 7^)· Die Unter-
schenkel sind weggebrochen, so dass es von fern so aussieht, als ob der Mann
wie ein Schneider mit untergeschlagenen Beinen auf einem Tische sitze. Daher
die volkstümliche Benennung.
5 Hier hat W allein die Parenthese : «es giebt noch folgendes Zeichen ; es
ist ein runder gegabelter Berg auf der entgegengesetzten Seite der Meerenge
auf einer Insel auf der Seite von Egribos». Damit ist wohl das Inselchen Petali
an der S. W.-Küste von Euboia gemeint, das auch auf der Karte von B dunkel
gemalt mit der Beischrift Kara ada erscheint.
R. HERZOG
eiazeln von besagten Küsten an die Länder von Frenkistan
(Europa) und die Küsten von Magrib (Nordafrika) und die Fest-
landsküsten 1 von Syrien. Hierauf kommen wir wieder zu den
erwähnten Inseln. Nachden wir dann die übrig gebliebenen In-
seln erklärt haben, müssen wir zur Meerenge von Kaleh Sulta-
nie und Kilid el Bahr (den Dardanellen) kommen 2.
Also im jetzigen Augenblick kommt zuerst in den durch
die Beschreibung bekannten Gegenden der Küsten von Athen
und Felsen von Egribos (Negroponte, Euboia) ein natür-
licher, geräumiger Hafen, sie nennen ihn Schneiderfelsen.
Der Grund der Benennung für besagten, von ihnen Schnei-
derfelsen genannten Hafen ist folgender: im Eingang dieses
Hafens befindet sich eine schwarze runde Insel3. Auf der
Spitze dieser Insel ist von alter Zeit her übrig geblieben ein
aus Stein gehauenes Götzenbild. Dieses Götterbild hatte ein
Schneider ausgehauen. Aber auf beiden Seiten der erwähnten
Insel mit dem Götzenbild ist es so tief, dass grosse Schiffe
passieren können4.
Vom Eingang des erwähnten Hafens 5 draussen ist auf der
südlichen Seite ein Winkel. In diesem Winkel wird trinkbares
1 B; DW: Festländer.
2 Dies ist in der That die in dem Werke eingehaltene Ordnung, vgl. Diez
a. a. O. 38 £.
3 Kara ada, schwarze Insel, ist eine häufige Bezeichnung bei Piri Reis, wie
auch andere Farben, gelb und weiss, Inseln beigelegt werden. Es soll wohl
felsig bedeuten.
4 Auf der Karte von B die Beischrift liman tersi kajasi, Hafen Schneiderfelsen.
Es ist die im Mittelalter und auch heute noch Porto Raphti (Schneiderhafen)
genannte Bucht, in deren Eingang ein Felsinselchen liegt mit der kolossalen
Marmorstatue eines auf einem Felsblock sitzenden Mannes auf dem Gipfel (vgl.
Karten von Attika Text III 8 f. Phot, des Instituts Attika 76, 77) 7^)· Die Unter-
schenkel sind weggebrochen, so dass es von fern so aussieht, als ob der Mann
wie ein Schneider mit untergeschlagenen Beinen auf einem Tische sitze. Daher
die volkstümliche Benennung.
5 Hier hat W allein die Parenthese : «es giebt noch folgendes Zeichen ; es
ist ein runder gegabelter Berg auf der entgegengesetzten Seite der Meerenge
auf einer Insel auf der Seite von Egribos». Damit ist wohl das Inselchen Petali
an der S. W.-Küste von Euboia gemeint, das auch auf der Karte von B dunkel
gemalt mit der Beischrift Kara ada erscheint.