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Klein, Dieter; Dülfer, Martin; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Dülfer, Martin [Ill.]
Martin Dülfer: Wegbereiter der deutschen Jugendstilarchitektur — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 8: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.63235#0110

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Einige Schwierigkeiten brachte wohl die überreiche Befen-
sterung des letztgenannten Raumes bei der Möblierung mit
sich; keine Wand bietet zusammenhängende Stellflächen.
Grundmauern und angeblich auch der Giebel sind in
Stampfbeton hergestellt, weil man durch Verwendung die-
ses Materials eine dauernde Trockenheit der Räume erhoff-
te; das übrige Mauerwerk wurde mit weißem Kalkmörtel-
putz versehen (heute gelb gestrichen), Fensterläden und
Spaliergitter (inzwischen beides beseitigt) waren grün ge-
strichen, die Dächer mit roten Biberschwänzen gedeckt.1133)
Nach 1910 erfolgte ein größerer Umbau, der die alten Pro-
portionen durch Aufstockung des östlichen Flügels und
durch Anbau eines Erkers an der Nordwest-Ecke wesent-
lich veränderte.

Villa Stützei
Die am südlichen Ortsrand von Wildenroth gelegene Villa
Stützei zeigt einige Ähnlichkeit mit der eben beschriebenen
Villa Kalb.
Kalb kaufte das Grundstück 18941134), die Villa scheint kurz
danach errichtet worden zu sein. Leider sind die Pläne ver-
schollen, sodaß spätere Umbauten nicht klar vom Original-
zustand abgrenzbar sind.
Auch dieser Bau liegt am Steilhang des Ampertales, eine
kräftige Balusterbrüstung umfaßt die dem Bau zum Hang
vorgelagerte Terrasse. In etwas reicherem Ausmaß wurden
auch hier süddeutsche Barockformen für die Fassadenge-
staltung verwendet. Einige Fensterachsen sind mit Blu-
menarrangement-Stuckfeldern versehen; weiteren auffal-
lenden Schmuck bilden die schön geschwungenen,
schmiedeeisernen Balkongitter, vor allem aber die aufwen-
digen, in Spenglerarbeit hergestellten Dachgauben, die ih-
res guten Erhaltungszustandes wegen heute fast als Rari-
tät zu bezeichnen sind.


Abb. 94 Wildenroth: ehern. Villa Stützet, Kirchweg Nr. 23,
Südwest-Ansicht

An der Nordfassade verwundert ein zierliches Blech-
Vordach mit Löwenköpfen über einer Fenstergruppe. Hier
befand sich wohl ursprünglich der Haupteingang, den man
um 1910 an die Südseite verlegte, als dort ein halbrunder,
auf Betonsäulen ruhender Terrassenanbau an die Fassade
gerückt wurde.
Dadurch konnte ein Teil der Eingangshalle abgemauert wer-
den, in dem sich heute eine Küche befindet. Für ein Kü-
chenfenster scheint aber ein solch prächtiges Vordach


Abb. 95 Wildenroth: Kirchweg Nr. 23, Ostfassade

wohl kaum geplant worden zu sein; die Halle war demnach
unverhältnismäßig groß, eine nachträgliche Verkleinerung
kam sicherlich dem Wohnkomfort zugute. Auch im 1. Stock
trennte man einige Teile der Halle als Wohnräume ab, das
erhaltene Holzgeländer läßt noch die alten Raumbegren-
zungen ahnen.
Trotz seiner barocken Details zeigt der geschnitzte Treppen-
anlauf bereits Elemente späterer Jugendstilformen; auch
die Türrahmungen mit ihren flachen Dreiecksbekrönungen
werden in Dülfers Theaterbauten wiederzufinden sein.


Abb. 96 Wildenroth: Kirchweg Nr. 23, Halle mit Treppe

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