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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1.1967

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II.
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Chadraba, Rudolf: Zwei Welten im Bilde: zu den antiken Grundlagen dualistischer Komposition
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https://doi.org/10.11588/diglit.51369#0093

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sierten mystischen Apollon gegenüberstellen zu
können. Das Seelenheil, die Seelenrettung ist der
eigentliche Sinn solcher Nebeneinander-Zusam-
menstellungen. Das Reinigungsbad löst den Gegen-
satz.5
Diese Art Komposition hat im alten Orient, in
Mesopotamien und Persien, in Ägypten ihre
Vorläufer in Szenen der Übergabe eines Symbols
zwischen Gottheit und König. Darin liegt der
metaphysische Gegensatz schon im Keime ver-
borgen, der im Kompositionstyp Übereinander
dann zum offenen Ausdruck kommt: Gegensatz
zwischen Diesseits und Jenseits, der beseitigt
werden soll, Gott soll mit dem Vertreter der
Menschheit, eines Volkes den Bund schließen,
wie auch Jahwe mit Moses. Im ersten Jh. v. u.Z.
geht es in der hellenistisch-syrischen, halbper-
sischen Kommagene so weit, daß Antiochos I.
dem Reichsgott und Sonnengott Mithras als ein
völlig gleiches Individuum face to face steht.
Der horizontale Gegensatz wird dramatisch,
wenn Mensch gegen Mensch, Tier gegen Tier
oder Mensch gegen Tier in irgendeiner Weise,
physisch oder moralisch kämpft. Das beginnt
schon mit den in ein Bild des Tieres aus magischen
Gründen eingeschossenen Pfeilender Altsteinzeit-
höhlen und des primitiven Glaubens. Wenn der
Mensch neben dem Tier erscheint, zunächst
wohl ohne bestimmte kompositionelle Absicht,
ist er ein blasses Schema gegenüber der schreckli-
chen Vitalität des Tieres, wie Herbert Read
ausführt.6 Allmählich wird der Mensch zum
Zauberer, Tierzähmer im Bilde, so entsteht die
Symmetrie z. B. zweier Löwen um einen Men-
schen, dies erstarrt dann zum neolithischen
Ornament. Wir finden solches am Beginn der
nachantiken Geschichte bei den Barbarenvölkern.
Die Nomaden haben diese Motive verbreitet,
das merowingische Handwerk zeigt davon stark
ornamentalisierte Beispiele,7 weniger rigid ist
die Form bei den Slawen im Mitteleuropa, im
Großmährischen Reich, und man könnte hier auf
die sehr interessante, von Karel Stejskal entdeckte
Einritzzeichnung eines Zauberers zwischen Tieren
hinweisen, an der Wand der hl. Georgsbasilika
der Prager Burg vom 10. Jahrhundert. Der Kampf
zweier Tiere begründet ebenfalls eine bedeutende
Ornamentsymmetrie. Herbert Read beruft sich
da auf eine altbabylonische Inschrift, die zum
Gotte Marduk sagt: laß sie miteinander kämpfen


4. Konstantin und Helena. Byzantinische Darstellung
des ersten christlichen Herrscherpaares mit Siegeskreuz.
Zypern, 12. Jh.

5. Quis contra nos? Freskenfries im Palast der Fürsten
Correaio. 1607. Reaaio Emilia.


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