flauen ihres Gefolges durch die wütenden und
erregten Männer von diesem Sehpunkt aus zu
betrachten, daneben die Demütigung des Weibes
vor dem Manne in „Ehebrecherin vor Crishtus“.
In seiner versöhnenden Geste liegt etwas von der
Atmosphäre der Szene „Sappho und der Leu-
kadische rettende Apollon“. Wenn wir uns von
Rubens’ „Allegorischem Triumphwagen“ die Alle-
gorie wegdenken, was bleibt dann zurück? Der
spontane Ausdruck eines Triumphes der Weiber
über die gefesselten Männersklaven. In den „Fol-
gen des Krieges“ hinwieder muß das weibliche
Element willig oder unwillig, liebend oder ver-
zweifelnd der männlichen Kriegslust folgen. Wir
lernen die rubensische Allegorie ohne Allegorie
sehen und der Gegensatz zwischen Mann und
Weib tritt in den Vordergrund. So auch z. B. in
dem allegorischen Entwurf für einen feierlichen
Einzug des Infanten Don Ferdinando, zu der
Joyeuse Entrée in Antwerpen 1635, dem „Janus-
Tempel“. Hier ist wieder ein Wechsel der Zeiten
dargestellt, der kriegerische Mars dringt durch das
10. P. P. Rubens,
Das Venusfest,
um 1630—1632.
Wien, Kunst
historisches
Museum.
Tor, links wird er willig aufgenommen, rechts
halten vor ihm Weiber den Torflügel zu.
Die Wiederaufnahme des alten naturmytholo-
gischen Gegensatzes hat sich im achtzehnten
Jahrhundert so weit durchgesetzt, daß er in der
Akademie des Boucher, wo Rubens verehrt
wurde, nun ganz stark hervortritt. Er bildet
sogar den Ausgangspunkt für den künftigen
Maler der Revolution Jacques Louis David.10 In
seinem preisgekrönten Schulbilde aus d. J. 1771
läßt er Minerva, der am Himmel eine Viktoria
beisteht, zu der man unschwer das Vorbild der
Danae Rembrandts findet, über dem Kriegsgott
Ares-Mars siegen. Das Ganze wird rubensisch
gefühlt und, so gut es eben ging, auch gemalt.
Wir spüren da eine Anlehnung an die aufkläre-
rische Friedensideologie, welche in der Iphigenie
Goethes, die einen barbarischen, kriegslustigen
Häuptling bezähmt, etwas später ihren höchsten
Ausdruck finden soll. Während in dem Rubens-
bilde „Versammlung olympischer Götter“ Mi-
nerva und Venus gegeneinander stritten, in
feindlichen Lagern standen, machen sie nun
beim jungen David gemeinsame Sache, cause
commune gegen die männliche Kriegswut. Daß
ein Jahrzehnt hernach die weibliche Welt bei
David sich sentimentalisiert, wohl noch in der
Art des Jean-Baptiste Grenze, dem bürgerlichen
Kampfpathos der Horatierbrüder jetzt die Haupt-
szene räumt, daß wiederum im „Raub der Sabi-
nerinnen“ das Weibliche cause commune macht
gegen die Welt der Männer und in den vorderen
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erregten Männer von diesem Sehpunkt aus zu
betrachten, daneben die Demütigung des Weibes
vor dem Manne in „Ehebrecherin vor Crishtus“.
In seiner versöhnenden Geste liegt etwas von der
Atmosphäre der Szene „Sappho und der Leu-
kadische rettende Apollon“. Wenn wir uns von
Rubens’ „Allegorischem Triumphwagen“ die Alle-
gorie wegdenken, was bleibt dann zurück? Der
spontane Ausdruck eines Triumphes der Weiber
über die gefesselten Männersklaven. In den „Fol-
gen des Krieges“ hinwieder muß das weibliche
Element willig oder unwillig, liebend oder ver-
zweifelnd der männlichen Kriegslust folgen. Wir
lernen die rubensische Allegorie ohne Allegorie
sehen und der Gegensatz zwischen Mann und
Weib tritt in den Vordergrund. So auch z. B. in
dem allegorischen Entwurf für einen feierlichen
Einzug des Infanten Don Ferdinando, zu der
Joyeuse Entrée in Antwerpen 1635, dem „Janus-
Tempel“. Hier ist wieder ein Wechsel der Zeiten
dargestellt, der kriegerische Mars dringt durch das
10. P. P. Rubens,
Das Venusfest,
um 1630—1632.
Wien, Kunst
historisches
Museum.
Tor, links wird er willig aufgenommen, rechts
halten vor ihm Weiber den Torflügel zu.
Die Wiederaufnahme des alten naturmytholo-
gischen Gegensatzes hat sich im achtzehnten
Jahrhundert so weit durchgesetzt, daß er in der
Akademie des Boucher, wo Rubens verehrt
wurde, nun ganz stark hervortritt. Er bildet
sogar den Ausgangspunkt für den künftigen
Maler der Revolution Jacques Louis David.10 In
seinem preisgekrönten Schulbilde aus d. J. 1771
läßt er Minerva, der am Himmel eine Viktoria
beisteht, zu der man unschwer das Vorbild der
Danae Rembrandts findet, über dem Kriegsgott
Ares-Mars siegen. Das Ganze wird rubensisch
gefühlt und, so gut es eben ging, auch gemalt.
Wir spüren da eine Anlehnung an die aufkläre-
rische Friedensideologie, welche in der Iphigenie
Goethes, die einen barbarischen, kriegslustigen
Häuptling bezähmt, etwas später ihren höchsten
Ausdruck finden soll. Während in dem Rubens-
bilde „Versammlung olympischer Götter“ Mi-
nerva und Venus gegeneinander stritten, in
feindlichen Lagern standen, machen sie nun
beim jungen David gemeinsame Sache, cause
commune gegen die männliche Kriegswut. Daß
ein Jahrzehnt hernach die weibliche Welt bei
David sich sentimentalisiert, wohl noch in der
Art des Jean-Baptiste Grenze, dem bürgerlichen
Kampfpathos der Horatierbrüder jetzt die Haupt-
szene räumt, daß wiederum im „Raub der Sabi-
nerinnen“ das Weibliche cause commune macht
gegen die Welt der Männer und in den vorderen
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