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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1.1967

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II.
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Chadraba, Rudolf: Zwei Welten im Bilde: zu den antiken Grundlagen dualistischer Komposition
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https://doi.org/10.11588/diglit.51369#0099

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13. P. P. Rubens, Die Marter der hl. Ursula und der
10 000 Jungfrauen. Skizze, 1620—1625.

im Museum und National Gallerie von Capodimon-
te ist. Der Verlust des Gleichgewichtes fängt schon
hier, gleichzeitig mit Rubens an. Die Judith
erscheint in dem Bild der Gentileschi über dem
Holofernes, was uns daran erinnert, daß wir da
in das Gebiet des Übereinander, des vollendeten
Sieges übergreifen. Bevor wir. uns nun dem
Problem ,,Das Übereinander als vollendeter Sieg
und Adventus des Siegers“ zuwenden, ist noch
jenes Falles zu gedenken, der in der Kunsttheorie
bereits als „Antithese“ gilt. Es ist die moralische
und moralpolitische Antithese des Mittelalters
zwischen Exempeln des wahren christlichen und
des falschen heidnischen Lebensganges. Karel
Chytil hat dieses Gebiet in der Abhandlung
,,Antichrist in Lehren und Kunst des Mittelalters
und die hussitischen Bildantithesen“ (1918)14

bearbeitet. Wir finden solche Antithesen als ein
Nebeneinander z. B. von Christi Einfahrt in
Jerusalem auf einer Eselin und dagegen des
Papstes triumphaler Einritt in Rom auf einem
prächtigen Roß, in Lucas Cranachs d. Ä. Passio-
nale Christi et Antichristi (1522). In Dürers
Apokalypse (1498) werden Antithesen dieser Art
in eine dramatisch-diagonale Komposition über-
führt, worauf wir noch zurückkommen.
Bei Rubens zeigte sich der Gegensatz von Mann
und Weib auch in der Form des Reiterkampfes
zwischen zwei Heeren. Für diese Tradition ver-
weise ich auf die Deutung, in breiterem Zusam-
menhang, des Kampfes zwischen zwei Reiter-
heeren in der mittelalterlichen Wandmalerei zu
Velká Lomnica, von Karel Stejskal.15


14. Artemisia Gentileschi, Judith mit Holofernes, zw.
1621 u. 1626. Neapel, Museo Nazionale.

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