4. Das Übereinander als vollendeter Sieg und Adventus des Triumphators
Die älteste Darstellung eines Gegensatzes zweier
Welten im Übereinander ist wohl die ägyptische
der Himmelsgöttin Nut, die sich über der flachen
Erde wölbt. Wir werden diesem Bogen als Him-
melsbogen öfters begegnen, auch wenn unter
ihm keine Himmelskönigin, sondern ein Himmel-
gott und Christus an seiner Stelle abgebildet
sein wird. Der Gegensatz von Mann und Weib
ist also der Anfang der mythisch-kosmogonischen
Darstellung, wie zwei Welten übereinander, der
Himmel über der Erde entstanden. Die volle Ent-
wicklung des Übereinander ist in der Spätantike
zu suchen.
Die vertikale Komposition des christlichen
Mittelaltershat in drei antiken Kompositions-
themen ihre Vorläufer: in der Darstellung des
Ixion am Feuerrad, erhalten z. B. in einem grie-
chischen Vasenbild des 4. Jhs. v. u. Z.; die rö-
mische Victoria lulia, vom Kaiser Augustus im
Senat als Altar mit Statue errichtet und auf
Münzen, Gemmen u. dg. Kleinkunst erhalten;
zum dritten dann in dem römischen Triumphbogen
mit seiner figuralen Ausstattung der Relieffriese,
Medaillone usw., wie auch mit den Zeremonien,
die sich am Triumphtor abspielten zur Gelegenheit
des Adventus Domini. (Abb. 24, 34).
Die Sage berichtet, daß Zeus seinen undank-
baren Gast Ixion, der nach dem Gastmahl in
seinem Hause seine Gemahlin Hera verführte,
an ein feuriges Rad mit vier Speicheln binden und
durch Wolken oder Erinyen ewig herumdrehen
ließ. Wir sehen diese Bestrafung an einem grie-
chischen Vase kyrenäischer Herkunft vom 4. Jh.
abgebildet, in den Lüften dreht sich das Rad
mit Hilfe zweier beflügelten Frauen, unten am
Boden sehen zwei Götter schräg hinauf zu dem
Ereignis. Diese Komposition mutet sehr unantik
an, wir können das durch einen Vergleich mit
zwei christlichen Kompositionen dieser Art gleich
demonstrieren. Einmal mit dem Zeichen der
Auferstehung von einem römischen Sarkophag des
4. Jahrhunderts, einmal mit Domenico Ghirlan-
dajos Bild „Anbetung der Madonna mit Kind
durch vier Heilige“ aus der Alten Pinakothek,
München. Im Relief des römischen Sarkophags
hängt in einer Triumpharkade ein Siegeskranz,
darin ein Chrisma, dessen Buchstabe X an die
vier Speichel des Ixionrades erinnert, oben sehen
aus beiden Ecken zwei Engelsköpfe zu, von unten
verfolgt die Erscheinung ein Grabwächter links
kniend und betend, sein Gegenüber rechts lehnt
an seinem Schild noch schlafend. Bei Ghirlandajo
15. P. P. Rubens,
Die Folgen
des Krieges,
um 1637—1638.
Florenz, Gallerie
Pitti.
90
Die älteste Darstellung eines Gegensatzes zweier
Welten im Übereinander ist wohl die ägyptische
der Himmelsgöttin Nut, die sich über der flachen
Erde wölbt. Wir werden diesem Bogen als Him-
melsbogen öfters begegnen, auch wenn unter
ihm keine Himmelskönigin, sondern ein Himmel-
gott und Christus an seiner Stelle abgebildet
sein wird. Der Gegensatz von Mann und Weib
ist also der Anfang der mythisch-kosmogonischen
Darstellung, wie zwei Welten übereinander, der
Himmel über der Erde entstanden. Die volle Ent-
wicklung des Übereinander ist in der Spätantike
zu suchen.
Die vertikale Komposition des christlichen
Mittelaltershat in drei antiken Kompositions-
themen ihre Vorläufer: in der Darstellung des
Ixion am Feuerrad, erhalten z. B. in einem grie-
chischen Vasenbild des 4. Jhs. v. u. Z.; die rö-
mische Victoria lulia, vom Kaiser Augustus im
Senat als Altar mit Statue errichtet und auf
Münzen, Gemmen u. dg. Kleinkunst erhalten;
zum dritten dann in dem römischen Triumphbogen
mit seiner figuralen Ausstattung der Relieffriese,
Medaillone usw., wie auch mit den Zeremonien,
die sich am Triumphtor abspielten zur Gelegenheit
des Adventus Domini. (Abb. 24, 34).
Die Sage berichtet, daß Zeus seinen undank-
baren Gast Ixion, der nach dem Gastmahl in
seinem Hause seine Gemahlin Hera verführte,
an ein feuriges Rad mit vier Speicheln binden und
durch Wolken oder Erinyen ewig herumdrehen
ließ. Wir sehen diese Bestrafung an einem grie-
chischen Vase kyrenäischer Herkunft vom 4. Jh.
abgebildet, in den Lüften dreht sich das Rad
mit Hilfe zweier beflügelten Frauen, unten am
Boden sehen zwei Götter schräg hinauf zu dem
Ereignis. Diese Komposition mutet sehr unantik
an, wir können das durch einen Vergleich mit
zwei christlichen Kompositionen dieser Art gleich
demonstrieren. Einmal mit dem Zeichen der
Auferstehung von einem römischen Sarkophag des
4. Jahrhunderts, einmal mit Domenico Ghirlan-
dajos Bild „Anbetung der Madonna mit Kind
durch vier Heilige“ aus der Alten Pinakothek,
München. Im Relief des römischen Sarkophags
hängt in einer Triumpharkade ein Siegeskranz,
darin ein Chrisma, dessen Buchstabe X an die
vier Speichel des Ixionrades erinnert, oben sehen
aus beiden Ecken zwei Engelsköpfe zu, von unten
verfolgt die Erscheinung ein Grabwächter links
kniend und betend, sein Gegenüber rechts lehnt
an seinem Schild noch schlafend. Bei Ghirlandajo
15. P. P. Rubens,
Die Folgen
des Krieges,
um 1637—1638.
Florenz, Gallerie
Pitti.
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