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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1.1967

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Nr. 2/1967
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I.
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Toran, Eduard: Beitrag zur Erforschung der Architektur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Slowakei
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https://doi.org/10.11588/diglit.51369#0190

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rung der Beziehungselemente zwischen der ur-
sprünglichen gewerbsmässigen physisch-baulichen
Arbeit des Architekten und seiner geistigen, d. h.
Projektions-Tätigkeit führte im 19. Jh. von der
einstigen mitempfundenen komplexen Beziehung
der architektonischen Logik zu einer überheblichen
intellektuellen Spekulativität, zu Gegensätzen zwi-
schen dem technischen und künstlerischen Aspekt
des Schaffens. Die im Rahmen des Schulsystems
gegebene, durch die Entwicklung der einzelnen
exakten Wissenschaften bedingte Erziehungs-So-
zialisierung führte zu einer Differenzierung zwi-
schen dem „mehr technischen Ingenieur“ und dem
„künstlerischen“ Architekten; das Bauwerk selbst
wurde dann auch von diesen zwei Gesichtspunkten
betrachtet, u. zw. mit Hinblick auf den eher
anonymen Konstrukteur und auf den Künstler-
Architekten; die Fassadenprojekte des letzteren
wurden durch die Öffentlichkeit mit grossem In-
teresse verfolgt.

16. Krásnohorslcé Podhradie, Mausoleum, 1908.


Im Verlauf des 19. Jh. zerfiel die Art der
Realisierung des Bauwerkes ebenfalls in mehrere
Spezialisationen; nebst den Projektanten haben
sich auch die Ausführenden der Bau-Aufgaben
selbständig gemacht. Die Projektanten bildeten
ihrerseits wieder Untergruppen unter sich; der
Hauptprojektant eines Bauwerkes konnte zur Ge-
staltung seines Werkes einen weiteren Spezialisten
heranziehen, also den „richtigen Kunst-Architek-
ten“; die staatliche Baugesellschaft in Balažské
Ďarmoty hat den Ingenieur Mikuláš Bercel mit
der Aufgabe delegiert, das Gebäude des Kgl.
Bezirksgerichtes in Lučenec „künstlerisch umzu-
gestalten“ (1907). Statistische Berechnungen konn-
ten Ingenieuren-Konstrukteuren anvertraut wer-
den, nachdem die Ingenieure sich mit den Mate-
rialien Eisen und Beton zu befassen hatten; die
Architekten haben mit Ziegeln, Holz und Stein
gearbeitet. Die Berechnungen der Eisenbeton-
konstruktionen für das gewesene Kasino in Košice
(heute Kasperltheater in der Roosewelt-Gasse),
das von Philip Fekete erbaut und dessen Sezes-
sionsfassade von Koloman Beck projektiert wur-
de, hat Dr. Szilárd Zielinski, Professor der Poly-
technik in Budapest durchgeführt (1910). Die
Verteilung der einzelnen Elemente des Projektes,
d. i. der Disposition, der dekorativ aufgefassten
Fassade und der technischen Konstruktion auf
mehrere Experten musste natürlich nicht als Regel
gelten; in der Tat, eine derartige Verteilung hat
eher ausnahmsweise stattgefunden; der Autor aller
dieser Elemente des Projektes konnte ein einziger
Sachverständiger sein; bei kleineren Arbeiten wur-
den solche Arbeiten auch von Dilettanten durch-
geführt.
Nicht alle Projekte kamen und konnten auch
nicht von den Reisbrettern prominenter und ta-
lentierter Architekten kommen, die die ihnen
anvertrauten Aufgaben schöpferisch zu gestalten
trachteten. Die Baukonjunktur erforderte täglich
grosse Mengen von Plänen, grösstenteils für den
Bau kleinerer unbedeutender Privatobjekte, bei
welchen weder der Bauherr noch das öffentliche
Interesse irgendeine ausserordentliche Originalität
der künstlerischen Gestaltung verlangten; in allen
diesen Fällen haben auch künstlerisch nur wenig
begabte Unternehmer, Zeichner und Maurermeister
in der Baukonjunktur ausgeholfen; diese Mitarbei-
ter haben anhand der vorhandenen grossen Anzahl
von Mustern und Bildvorlagen den Bestellern die

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