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Oer Geschehnisraum.

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Der Geschehnisraum.

Das Sonderleben der einzelnen Menschen und Oinge war aufgegangen
in der Rolle, die sie im Augenblick zu erfüllen hatten. Statt des traditionellen
Studienkopfes waren die Ropfbewegungsstudien entstanden. Gemälde und
selbst Radierungen nahmen den Charakter von Studien an, indem sie sich be-
schränkten, ihre Gegenstände nur in jenen Grundelementen darzustellen. Auch
der Lesende am Zensier (27) und die Rötelzeichnungen (36—39) gehören zu
diesen Werken. Allein in ihnen tritt doch das bloße Aussehen der Oinge wieder
mehr hervor. Statt bloß eine Zunktion zu erfüllen, erhalten allmählich der
Mensch, die Gewänder, die Gegenstände, die Örtlichkeit wieder auch ein Gesicht.
Doch jetzt, nachdem einmal das Bildganze bis in alle Teile von Grund aus
durchorganisiert war, ist dieses Wiederaufleben des einzelnen etwas ganz
anderes als die noch nicht einbezogene Sonderexistenz der Geräte des Tobias,
der Lattichpflanzen des Bileam oder der Zelle und des Gewandes des Paulus.
Jetzt ist vielmehr der Ausgangspunkt jenes innere Gesamtgerüst aller Teile
eines Schauplatzes, einer Gruppe, einer Zigur, innerhalb dessen das einzelne
wieder an Sonderleben und Tigenbedeutung gewinnt.
Mit einigen „Genrestücken"
beginnt es: den Gemälden „die
Zußoperation" (53) und
„Rembrandts Werkstatt"
(52 a), den Radierungen „die
Alte mit den Zwiebelschnü-
ren" (54) und „der Bettler
mit dem Hund" (55), sowie
mit den Zeichnungen einer
„nähenden Alten" (58) und
eines „Mannes mit Zeder-
hut" (53 a).
Gegenüber dem „Paulus
im Gefängnis" ist die Stellung
dieser Menschen, als bloßes
Bewegungsmotiv genommen,
unvergleichlich intensiver: das
stumpfe vahocken des Zwiebelweibes, die stumme und emsig beschäftigte Alte,
der halbaufgerichtete frierende Mann mit dem Rohlenbecken zwischen den
Rnien, der zurückgetretene, aufgerichtete Maler, der vorgebeugte Arzt mit dem
wild zurückfahrenden Patienten. Überall sind die Rörper ohne rechte Zorm im
einzelnen wie bei der Näherin oder dem Arzt oder beim Oberkörper des Man-
nes mit dem Zederbusch, unklar im Ansatz der Beine wie beim Patienten und


Ubb. 52 s. Rembrandts Werkstatt.
 
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