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Anhang:
Fälschlich als Leidener Arbeiten Rembrandts geltende Werke.
Infolge der ungenügenden Kenntnis von Rembrandts Stil und Entwicklung in Leiden
sind ihm viele Werke fälschlich zugeschrieben worden, die im folgenden ausgeschieden werden.
Oie meisten sind Erzeugnisse seiner schon damals zahlreichen Schüler"".

Oer wichtigste Künstler dieses Kreises ist IanLievens, über den h.Schneiders Monographie
(Haarlem 1932) erschöpfend berichtet. Er ist Rembrandt so nahe gekommen, daß seine Arbeiten
für dessen Werke gehalten wurden. Ja, Rembrandt hat bekanntlich einige Gemälde des Lievens
übergangen, ebenso wie er das Londoner Bild von vou (Abb. Burlington Nngarin 1932 bei S. 55)
und die Münchener Isaaksopferung eines unbekannten Schülers übermalt hat.
Vas Knabenbildnis in Amsterdam (Schneider Nr. 22l m. Abb.) trägt die Inschrift
„Nenibrsnckt geretucee(rck) Biev. - 30" (?). Deutlich ist die fremde Hand zu erkennen: die Büste
ist durch energisch hingesetztes Weiß an den Konturen und am Hemdausschnitt stark verändert.
Augen, Wangen und Mund sind belebt. Oem haar ist mit frei und kühn fließenden Pinselzügen
Körper und Bewegung verliehen worden.
Auch das Schweriner Brustbild eines alten Mannes, das früher als Rembrandt,
später auf Vorschlag von Hofstede de Groot und Lode als Lievens galt, ist wahrscheinlich eine gemein-
same Arbeit beider (s. Schneider Nr. l69 m. Abb.). Lievens, der offenbar der wesentliche Urheber
des Gemäldes ist, fußte in der Komposition auf der Rembrandtradierung B 260 bl 47 von l630 oder
vielmehr auf deren nicht erhaltener Vorzeichnung'"'. Vas Haupt erscheint etwas weniger ge-
senkt,- das Gewand wird ganz formlos, sobald die Vorlage nicht mehr ausreicht. Gegenüber dieser
fahlen und leeren Großformigkeit wirkt der Kopf fest und ausdrucksvoll modelliert. Mit kraftvollen
überzeugenden Zügen sind die Augenhöhlen, der Wangenkontur,rdie Haarpartien, die Zormationen
der Stirn zusammengefaßt und zurechtgerückt, hier hat offenbar Rembrandt das Bild seines
Zreundes fast völlig übergangen.
Durch die Annahme eines ähnlichen, wenn auch weniger durchgreifenden Prozesses könnte
sich die Problematik der **Oarstellung des Apostels Paulus bei Sedelmeger-Paris erklären,
die vielleicht deswegen so verschieden beurteilt und benannt worden ist, weil sie eben nicht einheitlich
ist. Hofstede de Groot hielt das Bild für ein Werk Rembrandts von etwa l632, valentiner setzte es
„um 1626/27" an, indem er auf die Schwierigkeit der zeitlichen Einordnung und auf die Möglichkeit
einer Urheberschaft des Lievens oder S. Köninck hinwies. Six und Bredius hielten Lievens für den
Autor, was Schneider jedoch ablehnte (a. a. G. Nr. XV- dort die Literatur zitiert). Aus der Abbil-
dung in Klass, d. k. 111S. 3 ist nur festzustellen, daß das Bild als Gesamtkomposition für Rembrandt
nicht in Betracht kommt, jedoch „in den breiten, plumpen formen, besonders der Hände" (valentiner)
unmittelbar an Lievens erinnert (Schneider Abb. 2, 7, 9, 18). könnte nicht Rembrandt das offenbar
Kopien nach Rembrandt sind bei den betreffenden (Originalen angeführt.
fälschlich in Rembrandts Leidener Produktion eingereiht, vielmehr von ihm erst in Amsterdam geschaffen
sind die folgenden Radierungen: Beschneidung Lhristi, Radierung 8 48 KI 19 (in Komposition und graphischer Be-
handlung ebenso von B 66 KI 20 und B 51 Kl 18 unterschieden, wie mit B 44, 52, 81, 90, 73 kl 120, 105, 102,101,
96 verwandt).— Oie mehrfach angezweifelte Radierung 8 204 Kl 44, Jupiter und Antiope, hat wohl nur wegen
der flüchtigen und in den Schraffuren etwas derben Ltrichführung Anlatz zu einer Datierung auf etwa 1631 ge-
geben. für diese Zeit ist ein so weiches verfließen aller formen, ein so leichtes Andeuten aller Konturen jedoch un-
möglich. Wenn überhaupt von Rembrandt, ist das fragliche Blatt wohl erst in der Amsterdamer Zeit geschaffen. —
ferner die Gemälde David vor Saul (1631 nach Klass, d. Kunst III, 1. Aufl. S. 20. Berichtigt auf 1633 in der 2. Aufl.
5. XXI I und 28). —- Bildnis einer Frau (Klass, d. Kunst III, 1. Aufl. 5. 13 „um 1630", in der 2. Aufl. S. 54 richtig
„um 1645"). — Handzeichnungen s. u. S. 227.
Abb. 160. — vgl. die Schulkopien nach den Vorbildern von Abb. 161 und 180.
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