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1627.

1627.
1627 datiert sind Rembrandts Gemälde „der Goldwäger" in Berlin (15) und „Paulus
im Gefängnis" in Stuttgart (13).
Mit dem letzteren Bilde steht das Gemälde „Simeon erkennt Jesus" in Hamburg in beson-
ders nahem Zusammenhang (17). Für Simeon und Paulus scheint das gleiche, in der Folge mehrfach be-
nutzte Modell gedient zu haben, das hier zuerst auftritt. Oie Art der Kaltengebung stimmt überein,
ist jedoch von der früherer Merke recht verschieden, jetzt fallen die dickwolligen Gewänder in ein-
fachen und wenigen, aber treffenden Kalten. Vie Lichtführung und Komposition ist so, daß das
Licht hinter die Figur fällt und rings um sie herum wie ein Rahmen eine gegenstandsleere Schicht
liegt. Vies läßt sich auch bei dem „Goldwäger" beobachten, mit dem das Hamburger und Stutt-
garter Bild noch die gleichmäßig feste, pastose, nirgends mehr lockere, strähnige, naß wischende
Vortragsweise gemeinsam hat. Oie Farbigkeit ist hier nicht mehr so grell und lokalfarbig bunt,
sondern gedämpfter und Heller als ein Jahr zuvor. Zum erstenmal kommt eine Repoussoirfigur vor.
Andererseits ergeben Beziehungen zu einem Werk von 1628 einen Anknüpfungspunkt der
Datierung nach unten. Kopf und Kopftuch der Hanna stimmen im Gegensinn fast völlig überein
mit dem von Rembrandt überzeichneten Probedruck der im I I. Zustand 1628 datierten Radierung
6 352 Ick 2 (45). Oer Kopf scheint in beiden Fällen auf Grund derselben Studienzeichnung aus-
geführt zu sein.
Zu den etwa 1627 entstandenen Werken muß wohl auch das Gemälde „Loth und seine
Töchter" gerechnet werden, das 1631 von van vliet reproduziert wurde und sich nur in dessen
Radierung 6 1 (im Gegensinne) (16)° und einer gezeichneten Kopie von Moegaert — wahrschein-
lich nach dem Vriginalbild — erhalten hat'». Vas Vatum der Radierung gibt natürlich nur den
terminus snte quem an. Auch Valentiner setzt jetzt mit dem Londoner Blatt das verschollene (Drigi-
nalbild auf 1628—30 an. Oie Lothkomposition steht den 1627 entstandenen Werken am nächsten.
Oie Lichtführung hebt auch hier die ähnlich der Hamburger „Varstellung" übereinandergetürmten
Figuren in der Mitte scharf hervor. Vas Stilleben seitlich in mittlerer höhe erinnert an die
Bücher des Paulus, verwandt sind die Hände: die erhobene Hand der unten Sitzenden macht den-
selben Gestus wie Simeons Rechte,- die gleiche etwas schematische Bildung zeigt auch die Hand des
Goldwägers.
Mit der zuoberst sitzenden Tochter Loths hat nun motivisch die sog. Mariana, ein von
W. de Leeuw nach Rembrandt gestochenes weibliches Brustbild, weitgehende Ähnlichkeit (196).
Oer Tgpus, die Stirnpartie mit Haaransatz und Kopfputz, die linkische Drehung des Kopfes, das
halbe Lächeln, die Silhouette des Kopftuches, die Form des Brustausschnittes stimmen überein.
Abweichend ist nur der Schmuck, der am halse fehlt und am Gewand hinzugefügt ist und die von
der anderen Seite kommende Beleuchtung, valentiners Vermutung, es könne sich hier um die
Reproduktion einer Vorstudie zu der Loth-Tochter handeln, hat angesichts der auffällig ähnlichen
Veränderungen, die der Kopf der Prophetin Hanna (45, 46, 47) durchmachte, viel Wahrscheinlichkeit.
Mit seiner Neudatierung der Lothkomposition müßte auch die Datierung der „Mariana" in Über-
einstimmung gebracht werden. Später läßt sich ein so linkisch verdrehter Kopf und Oberkörper
vor solcher Folie und Hellem Hintergründe nicht mehr nachweisen. (Schon die sog. „weiße Mohrin"

° Vie von Smith, Rembrandt 7 IckctO 4 genannte Radierung (?) von haelweg (nicht „hadweg") nach einer
Lothkomposition hat nichts mit diesem Bild oder überhaupt dem Leidener Stil Rembrandts zu tun.
io Letztere im Vrit. Museum als Rembrandt. Lei hind LstsIoZue ok OravemM .... Nr. 115 als
„Rembrandt? oder v. vliet?" — Ähnlich valentiner, Rembrandts Handzeichnungen, kl. d. k., Bd. I. Nr. 41
m. Nbb- — Kauffmann, Repert. f. kw. 47, 5. 176 erklärt das Blatt für „echt, um 1631". Oer Nachweis der Autor-
schaft Moegaerts wird an anderer Stelle erbracht werden.
 
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