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Oer Mensch.

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Der Mensch.

Zn dem „großen hierongmus" und wohl auch in dem Turiner „Schlafenden"
war das alte Thema der biblisch-historischen Einzelperson neu gestaltet
worden. Jetzt gewinnt dieses Problem solche Wichtigkeit und Selbständigkeit,
daß es immer wieder, schließlich in einer laufenden Reihe fast gleichsormatiger
Gemälde, zur Darstellung kommt. Oie Abfolge vom lesenden Eremiten (86)
zum Paulus in Nürnberg (87) von dort zu dem Sitzenden in Halbfigur (88, 89)
und zum Zeremias entspricht der Entwicklung der Historie etwa von den
„beiden Greisen" zum Emauswunder und zur Lazaruserweckung.
Oer „lesende

Eremit" (86) setzt den
Gedanken des „großen
hierongmus" fort: ein
heiliger Greis, in
fromme Beschäftigung
versunken, eng um-
geben von seiner ärm-
lichen Nlause,in die von
oben das Licht ein-
strömt. Aber alles
scheint gesteigert: die
Gegensätzlichkeit der
Licht- und Schatten-
massen, ihre Einwir-
kung auf die Menschen-
figur, die Nähe und
Zerteiltheit der Zelle,
auch die Ausdrücklich-
keit, mit der das Buch
gehalten und dashaupt
gesenkt wird. Scharfe,
feste Formen sind ab-
sichtsvoll mit den Hell-
und vunkelpartien zu-
sammengefügt und in
der Mitte der Bild-
fläche zu einer sil-
houettal wirkenden
und — ähnlich wie im
Emausbilde — auch


Ubb. 86. Eremit. Paris. t63O.

inhaltlich wesentlichen Hauptfigur herausgehoben.

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