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1631.

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Sophonisbe, Opferung Isaaks, Simson, Danae), daß das Münchener Bild zu der Amsterdamer Pro-
duktion Rembrandts gerechnet werden mutz.
An die 1631 datierten Darstellungen von Linzeifiguren, nämlich den **„petrus im Ge-
fängnis", Sammlung Rubemprö in Brüssel (98), den grundlos „St. Anastasius" genannten
**biblischen „Greis in der Zelle" in 5tockholm(103)°st die „Prophetin Hanna" in Amsterdam
(97), ferner an die beiden Rötel-Kreide-Zeichnungen im Haarlemer Legler Museum (95)
ktciO 1322 und in der **5ammlung Mitchell (lOl) lassen sich zunächst noch einige weitere Werke
anschlietzen.
Diese beiden Blätter scheinen in einem Zug mit einem dritten in Berlin (96) entstanden
zu sein, auf dem in gleicher Technik ebenfalls ein im Stuhl sitzender Greis wieder-
gegeben ist. Der Kopf der Berliner Kigur ist in einer Radierung kopiert worden, die in ihrer samtigen
oder fiederigen, mit winzigen Strichen arbeitenden, hell bis tiefschwarz differenzierenden Ober-
flächenbehandlung die Hand eines Amsterdamer Schülers in der Art des K. Lol zeigt 6 29l kl 26.
Kerner ist die ganze Kigur für den „Philosophen" des 1633 datierten Bildes im Louvre verwendet
worden, ähnlich wie das Mitchellsche Blatt für die erst 1638 datierte Radierung „Joseph erzählt
seine Träume" 6 37 kl 160. Alles weist auf die Entstehung um 1631 hin.
Line ähnliche Andeutung des Lokals wie das Berliner Blatt zeigt die Rreidezeichnung
eines am Tisch sitzenden Mannes im Louvre (102), wo sie als Werk des G.Dou gilt^. Allein
abgesehen davon, daß nichts autzer der Tradition für diese Benennung spricht, datz unter den noch
nicht geordneten und zusammengestellten Oou-Zeichnungen keine einzige dem pariser Blatt ver-
wandte, ja wohl überhaupt keine aus dieser Krühzeit bekannt ist, abgesehen auch von den unmittel-
bar einleuchtenden Oualitätskriterien, hat doch dieses Blatt als Komposition wie im Graphischen
so viel unmittelbare Verwandtschaft mit den Greisen in Rötel, datz Rembrandts Autorschaft nicht
zweifelhaft sein kann. Linen Augenausdruck wie diesen hat Dou nie in seinem Leben wiedergeben
können. Die ungewöhnlich kräftige und sichere Strichführung arbeitet wie dort einerseits mit dunklen,
festen Konturen, andererseits mit dicken, weichen, locker und schnell hingestrichenen, Karbe und
Musterung der Stoffe andeutenden Schraffuren. Ähnliche Linienfiguren wie an der Borte und
den Kransen des Tischteppichs sind an den Gewandsäumen der Greise zu finden. Die Hintergrunds-
andeutung kommt nicht nur auf dem Berliner Blatt, sondern auch auf Abb. 94 und auf der noch zu
erwähnenden Londoner Aktstudie zu der Radierung B 300 kl 42 ähnlich vor.
Mit den Rötelzeichnungen geht in Technik und Stil ein weiteres im Louvre befind-
liches Blatt zusammen, das ebenfalls in Rötel mit eingefügten Kreidestrichen einen betend
knienden Mann darstellt (100) ktckO 615. Die Zeichnung ist flüchtiger gezeichnet und in den nackten
Teilen fast nur konturiert. Doch die gleichen dichten, fahrigen Strichlagen deuten dort wie hier den
Schatten an, die großzügige Modellierung des Gewandfalles ist ähnlich, die schwarzen Kreidestriche
entsprechend eingefugt.
Dies Blatt ist die Studie zu einer verschollenen Darstellung des „heiligen hierongmus
in der höhle", die sich nur in einer 1631 datierten Radierung van vliets erhalten hat (99)^.
Obgleich motivisch einzelnes noch auffällig mit der Radierung des gleichen Themas von etwa 1629
(76) übereinstimmt (der katzenartige Löwenkopf, das Backsteingemäuer, der Foliant mit der über-
fallenden Blattecke und der gleichen Druckseite), so spricht doch alles, was sich stilistisch aus der graphi-
schen Reproduktion ersehen läht, für eine Datierung in die Lntstehungszeit der Haager Darbringung
(85), des Stockholmer Greises (103), des Petrus der Smlg. Rubempre (98). Vas zentrierte Schein-
werferlicht, die Stellung der kleinen Kigur in Raum und Fläche, die Zuordnung der kleinen Ein-
zelmotive ist nächstverwandt.
v. Rijckevorsel, Dembrancit en cte Omclitie, Rotterdam 19Z2 5. 62 versucht nachzuweisen, datz in dem
Stockholmer Bild wegen der roten Kalotte und einem mißverstandenen Kardinalshut der heilige hierongmus
wiedergegeben ist. So sicher hier eine religiöse Persönlichkeit gemeint ist, so scheint mir doch die Kalotte zu wenig
Anhalt für eine nähere Bestimmung zu geben. Oer Kardinalshut ist mir nicht ersichtlich. — Beide Bilder haben
wiederum miteinander und mit dem „Lesenden Eremiten" des Louvre und dem „trauernden Jeremias" der
Sammlung Rasch etwa die gleiche Grötze.
5" K. Lugt, Inventaire Zenöral aes Dessins. Ue. ktollanclsise Ooms I 1SZ. Nr. 247 m. Abb. — vgl. auch
Oberrheinische Kunst V t9Zt/Z2 S. 255.
B t5. — Oie Kopie in Aachen (in der Art Oous, aber nicht von ihm selbst) ist nicht nach Rembrandts
Gemälde, sondern, wie sich aus der Umkehrung gegenüber der Louvre-Zeichnung ergibt, nach van vliets Radierung
ausgesührt worden.
 
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