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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Mühlke, Carl: Heimatskunst in Nordfriesland
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0066

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DER BAUMEISTER = 1910, FEBRUAR.


ein gutes Bild, wie eine
verfeinerte Kunst selbst
bei so mässigen sozia-
len Verhältnissen in der
Aneinanderreihung und
Ausbildung der Räume
eines hauptsächlich für
Wohnzwecke bestimm-
ten Hauses verfahren
ist. Man achte auf die
Raumfolge, Flur, Vor-
stube und Hauptstube,
auf die Ausnützung des
Erkers für die Ueber-
sicht im Garten und zum
Hauseingange, die ge-
schützte Lage der
Schlafräume, die Ver-
bindung zwischen
Küche und Wirtschafts-
flügel u. dergl.
Es kann wohl keinem
Zweifel unterliegen,dass
mancherlei Einflüsse
aus Holland bei der
Durchbildung der Nord-
friesischen Häuser mit-
gewirkt haben. Ande-
rerseits sind ähnliche
Beziehungen zur hol-
ländischen Kunst än

*Haus Pelser-Berensberg in Aachen. (Grundriss Tafel 38.)

allen Küsten der Nord-
und Ostsee bis nach

Erhöhung der Unterlage einesBettkopfkissens dazu dient, um für
die darunter liegende Kellertreppe die Kopfhöhe zu verbessern.
Dass der überflüssige Raum unter den Bettkästen mit zur Er-
höhung der sonst ziemlich beschränkten Kellerhöhe ausgenutzt
wird, ist fast die Regel. Im Hause Uwe Lornsens in Keitum
(jetzt Haus Hansen) ist auf ganz kleinem Raum eine Verbindung
geschaffen, um von der Küche zum Keller, von derselben in
die Wohnstube, von dieser zum Kellerraum und schliesslich
in die Bodenstube zu gelangen. Der anbei wiedergegebene
Grundriss eines Hauses in Hafenort (Havneby) auf Röm gibt


Livland hin nachzuweisen. So mögen holländische und
friesische Einflüsse in der nächsten Nachbarschaft des
Herzogtums Schleswig sich gekreuzt und gegenseitig ver-
stärkt haben. In der Schlossstrasse des an der Grenze
des Friesengebietes liegenden Fleckens Mögeltondern unter-
scheidet sich das Haus nur dadurch von der friesischen Bau-
art, dass die Brandmauern seitlich bis zur Nachbargrenze
reichen und die Hauptstube durch einen erkerartigen Vorbau
vor die Hausfront vorgezogen ist. In der Kleinstadt Tondern
sehen wir vielfach die mit einem scheitrechten Ziegelbogen
abgedeckten Fenster. Auch die schmalen Giebel über dem
Mittelportal sind vorhanden. Die dänische Stadt Ripen weist
im „Weissen Hause“ noch eine vollständige friesische Stuben-
einrichtung auf. In der alten Hauptstadt des Landes in
Schleswig selbst sind noch mancherlei Bauten nachzuweisen,
an denen friesische Einflüsse zutage treten, so z. B. das 1656
errichtete Präsidentenkloster mit seinem Portal, dem Giebel-
dreieck darüber und den scheitrecht überwölbten Fenstern.


*Arch. Carl Sieben, Aachen.

Haus Nellessen, Aachen.

Landhaus Eisler. Aachen. Erdgeschoss.
 
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