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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Haas, B.: Isolierung und Belüftung eingemauerter Holzbalkenköpfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0346

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DER BAUMEISTER,
1910, JUNI

MONATSHEFTE FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS -
VIH. JAHRGANG, HEFT 9

dass sie inzwischen Feuchtigkeit zugeführt
erhalten, während das Holzgebälk jedes ein-
zelnen Baues durch die inneren Bauarbeiten
stets ziemlich beträchtliche Feuchtigkeit zu-
geführt erhält. Diesen nicht zu umgehenden
Verhältnissen und Einwirkungen sind aber
vorbeschriebene Vorbeugungsmassregeln in
keiner Weise angepasst, ja sie fördern förmlich
die Vernichtung der eingemauerten Holzbalken-
köpfe, weil sie auf vollkommen haltlosen
Voraussetzungen beruhen.
Denn die in den einzumauernden Holzbalken-
köpfen bereits befindliche natürliche Feuchtig-
keit kann zufolge Anwendung vorbeschriebe-
ner Vorbeugungsmittel nicht mehr entweichen,
weil ihr der Weg versperrt ist, während im
Verlaufe der Bauaufführung dem Kern der ein-
gemauerten Balkenköpfe trotz vorbeschriebe-
ner Vorbeugungsmittel reichliche Feuchtigkeit
zugeführt werden kann, ohne dass dieser die
Möglichkeit zur bedingt erforderlichen recht-
zeitigen Verdunstung geboten ist. Denn nicht
die eingemauerten Balkenköpfe nehmen wäh-
rend der Bauausführung Feuchtigkeit unmittel-
bar auf, sondern nur die freiliegenden Balken-
teile, von wo die Feuchtigkeit zufolge Struktur
und Saugfähigkeit der Holzsubstanz in den
Kern der eingemauerten Balkenköpfe leicht und
unbehindert gelangt.
Indem vorbeschriebene Vorbeugungsmass-
regeln das Entweichen oder rechtzeitige Ver-
dunsten der in die Balkenköpfe gesaugten
Feuchtigkeit verhindern, fördern fragliche Vor-
beugungsmassregeln förmlich den Erstickungs-
oder Fäulnisprozess der eingemauerten Balken-
köpfe. Und werden diese vor dem Verlegen
selbst durch den ganzen Kern mit wasser-
abweisenden Lösungen reichlich getränkt, er-
liegen derart vorbehandelte Balkenköpfe nach
ihrer Indienststellung erfahrungsgemäss der
Stockfäule noch rascher, und zwar an den
Stellen zuerst, wo die Balkenköpfe die Mauer-
bettung unmittelbar anschneiden. Denn die in
dem Balkenkopfe bereits befindliche natürliche
Feuchtigkeit kann nicht mehr entweichen, weil
sie förmlich luftdicht eingesperrt ist, und die
während der Bauausführung von den frei-
liegenden Balkenteilen gegen die Balkenköpfe
Isolierung' und Belüftung eingemauerter geleitete Feuchtigkeit muss vor diesen Stauung erleiden wo
& tt i i 11 i " & sie zuf°lge mangelhafter Luftzufuhr viel zu spat entweichen
Holzbalkenköpfe. kann. Insbesondere trifft dies zu, wenn das Mauerwerk in

* Landhaus in Weimar. Treppe.


Um einzumauernde Holz-
balkenköpfe vor Feuchtig-
keitsaufnahme und Fäulnis
zu bewahren, werden ihre
Flächen vor dem Einmauern
mancherorts mit Dach- bezw.
Filzpappe umhüllt, mitunter
auch mit Blech. Zumeistwer-
den fragliche Flächen jedoch
mit wasserabweisenden Flüs-
sigkeiten gestrichen oder sel-
tener mit solchen, die das
Entstehen von Fäulnisbakte-
rien behindern sollen. Auch
werden die senkrechten seit-
lichen Flächen der einzu-
mauernden Holzbalkenköpfe
mitunter mit trockenen, hoch-
kantig gelagerten gewöhn-
lichen Ziegelsteinen um-
geben, um die Mörtelung des
anschliessenden Mauerwerks
von den Balkenköpfen fern-
zuhalten.
All diese Vorbeugungs-
massregeln haben sich er-
fahrungsgemäss bisher nicht
bewährt oder nur bedingungs-
weise. Denn niemals gelangt
vollkommen trockenes Bal-
kenholz zur Anwendung, nur
selten werden Rohbauten
unter Dach gebracht, ohne


♦Arch. Paul Schultze-Naumburg, Saaleck.

Wohnzimmer (Ausstellungszimmer).
 
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