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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Schoenfelder, Lothar Bruno Karl: Die Architektur Italiens, ein Ergebnis klimatischer Verhältnisse, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0117

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DER BAUMEISTER . 1910, JUNI.

107


♦Wohnhaus in Aachen. (Grundr. Seite 106.)

römischen Tempelgiebel mit Säulen-Porticus legt, so
dienen diese Vorhallen einem greifbaren Zweck, der
Schattengewinnung. Die kleine Kuppel über dem
Zentralraum mit ihrem niedrigen tambourartigen Auf-
bau bringt durch kleine Spalten genug Licht in den
Innenraum. Der nordische Architekt, der die cha-
rakteristischen Architekturmotive dieses Baus auf

♦Wohnhaus in Aachen. Obergeschoss.


das deutsche Landhaus übertragen wollte, verkennt
vollständig ihren Wesenskern. An griechischen und
römischen Tempeln bildete offenbar einstmals die
umlaufende Säulenhalle den eigentlichen Zufluchts-
ort der Pilgerscharen vor der feierlichen Handlung.

bauten auch der Fall, sondern von dem Gesichtspunkte der
sonst eintretenden Warenverderbnis aus. In einem Mezzanin-
geschoss, welches noch unterhalb der Decke eines solchen
Porticus liegt, ist durch das zerstreute Sonnenlicht noch sehr
viel Helligkeit vorhanden. Selbst gut bezahlte Hotelzimmer
und Arbeitsräume werden hier vermietet, die nicht der Sonnen-
wirkung ausgesetzt sind. Kann doch der Bewohner des vom

Die Bogengänge um die Höfe der Klöster, der Hohen Schulen
zu Bologna und Padua, der Landhäuser Pompeji und Rom,
der Paläste von Genua oder Florenz bildeten die einzigen
Aufenthaltsräume, in denen man zu gewissen Zeiten des
Sommers ein erträgliches Dasein führen konnte. Selbst der
Karrengaul auf dem Lande musste während der Rast mit
seinem Wagen unter ein schützendes Dach gefahren werden,

Bogengangbeschatteten Mez-
zanins zu jeder Tageszeit,
auch im Hochsommer, bei
geöffneten Fenstern sich einer
gleichmässig guten Beleuch-
tung erfreuen, während die
Fenster eines direktderSonne
ausgesetzten Raumes schon
frühzeitig mit dichten Schlag-
läden verschlossen werden
müssen.
Die Schlagläden, das weit-
überhängende, schattenspen-
dende Dach, die vor das Erd-
geschoss vorgelegten Bogen-
hallen sind weitere charakte-
ristische Merkmale italieni-
scher Baukunst, deren Ent-
stehung ausschliesslich auf
das Uebermass der Sonnen-
bestrahlung zurückzuführen
ist, die sie abzuhalten berufen
sind. Wie wunderlich der
Gedanke, besonders das erste
und dritte dieser ausschliess-
lich dem südlichen Himmel
angepassten, architektoni-
schen Merkmale auf den
Norden übertragen zu wollen.
Wenn dieVillaRotonda Palla-
dios vor allen vier Aussen-


♦Ach. Paul Schultze-Naumburg, Saaleck.

Seiten einen griechisch-

Wohnhaus in Aachen, am Preussweg.
 
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