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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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76 B

DER BAUMEISTER . 1910, APRIL » BEILAGE.

fall zu schulen". So steht er der Uebertragung englischen
Erbbaurechts und den Rentengütern vorsichtig gegenüber,
während die Bautätigkeit der Bauvereine warme Anerkennung
findet. Der zweite Teil behandelt das speziellere Gebiet der
baukünstlerischen Betätigung in theoretischen Untersuchungen
und praktischen Hinweisen. Anerkennenswert ist auch hier
die Sachlichkeit, so gewissen heute zum Schlagwort werdenden
Begriffen wie Heimatkunst gegenüber. Vor den Gefahren der
Reissbrettarbeit wird gewarnt; Untersuchungen über den Wert
und Unwert unserer Zeichenmethoden, über den Zusammen-
hang wirtschaftlicher und ästhetischer Forderungen beschliessen
das Buch.
Für mannigfache Anregung wird der Leser dem Verfasser
dankbar sein. Nur an einigen Stellen würde eine etwas ge-
drängtere Sprache das Studium des Buches erleichtern.
M. H.
Die Villa. Eine Sammlung moderner Landhäuser und
Villen zumeist kleineren Umfangs. 2. wesentlich abgeänderte
und vermehrte Auflage. 76 Tfln. in Lichtdruck nebst einem
mit Titelbild und zahlreichen Grundrissen geschmückten, ein-
leitenden Text. Preis in Mappe 24 Mk. Baumgärtners Buch-
handlung, Leipzig. Zu den zahlreichen Veröffentlichungen auf
diesem Gebiet liefert das Werk neue Beiträge. Es enthält in
Mappe 76 Lichtdrucktafeln mit Reproduktionen moderner
Villen verschiedensten Umfangs und Charakters. Von der
Vielseitigkeit der gebotenen Entwürfe mögen die im Text der
heutigen Nummer gebrachten Abbildungen eine Vorstellung
geben. Von diesen weisen wir auf Schilling und Gräbners
Landhaus als ein schönes Beispiel einer schlicht-vornehmen
Anlage besonders hin.
Persönliches
Berlin. Am 30. März starb an den Folgen einer Operation im fast
vollendeten 60. Lebensjahre der Regierungsbaumeister Adolf Hartung.
Der Verstorbene war aus Magdeburg gebürtig, absolvierte seine Studien in
Berlin und war lange Jahre Mitarbeiter der bekannten Berliner Architekten-
firma Ende u. Böckmann, in den letzten Jahren Societär der Firma. Er
hat als solcher an deren Bauten, insbesondere an den Bauten in Japan —
Gerichtsgebäude, Justizministerium und dem Projekt für das Parlaments-
gebäude — einen reichen künstlerischen Anteil. In den letzten 10 Jahren
zwang ihn ein fortschreitendes Leiden, seine künstlerische Tätigkeit einzu-
schränken; dennoch beteiligte er sich viel an Wettbewerben, wobei er u. a.
in den Konkurrenzen für die Hochschule für Musik und für ein Ministerial-
gebäude in Rudolstadt Erfolge errang. Die ihm auf gründ seines preisge-
krönten Wettbewerbentwurfes übertragene Bauausführung des Ministerial-
gebäudes in Rudolstadt (1903) ist seine letztere grössere architektonische
Schöpfung. Hartung war seit der Begründung 1897 Mitherausgeber der
bekannten Kunstzeitschrift „Berliner Architekturwelt“, in deren Dienst er
sein reiches Wissen und Können bis zum letzten Augenblicke seines Lebens
stellte und die in dem feinsinnigen Künstler einen stets bereiten treuen
Mitarbeiter verliert.

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