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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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82 B

DER BAUMEISTER • 1910, APRIL • BEILAGE.

Verschiedenes.
Deckanleitung für Ziegelbedachung. Schon seit Jahren bemüht sich die
Technik, Kehlen, Maueranschlüsse, Ortgänge an Ziegeldächern mit demselben
Material einzudecken, wie letztere selbst, um die durch die Blecheinlagen und
Verwahrungen bewirkten, ebenso unsoliden als unschöne Dachunterbrechungen
zu vermeiden und dadurch der ganzen Dacheindeckung ein einheitliches Ge-
präge zu geben; insbesondere auch die Sturmsicherheit des Daches zu erhöhen.
Die seither angewandte Kehleindeckung jedoch, aus schmalen, konisch
geformten Ziegeln, litt an dem allgemein empfundenen Uebelstand, dass durch
die geringe seitliche Ueberdeckung der Längsfugen vielfach Undichtheiten
auftraten, sodass diese Ausführungsart, wenn sie auch den äusserlichen archi-
tektonischen Ansprüchen notdürftig genügte, immerhin in konstruktiver Be-
ziehung an Zuverlässigkeit nicht entsprach, während andererseits für Mauer-
anschlüsse, Ortgänge etc. immer noch Blecheinlagen bezw. Verwahrungen er-
forderlich waren. Die Firma Gebr. Vetter A.-G., Ziegelwerke, Pforzheim und
Mühlacker hat einen illustr. Katalog herausgegeben, in dem jeder Ziegel
enthalten ist, der zum Eindecken eines Ziegeldaches nötig ist, um dasselbe
ganz ohne Metall in solider Weise decken zu können. Die ges. gesch. Kehl-
ziegel haben eine grosse Seiten- und Höhenüberdeckung, so dass ein Undicht-
werden ganz unmöglich ist, wenn nur etwas Sorgfalt auf die Eindeckung
verwendet wird, auch ist der Kehlziegel so beschaffen, dass die sichtbare Fläche
der Grösse der Biberschwanzziegeln entspricht. Bei Eindeckung der Kehlen
ist besonders auf die Lattung Sorgfalt zu legen, damit die Kehlziegel die rechts
und links anstossende Ziegelreihen in gleicher Höhe aufnehmen Es emp-
fiehlt sich, dass das Kehlbrett, welches auf die Sparren längs dem Kehlsparren
genagelt wird, an einer Seite gefalzt ist. die Dachlatten auf dem unteren
Falz aufliegen und diese seitlich auf das Kehlbrett genagelt werden, sodass
die Dachlattung etwa 12 mm höher ist wie das Kehlbrett, weil der Kehl-
ziegel etwas länger ist, wie der Biberschwanzziegel. Der erste Kehlziegel
muss mit einem halben Kehlziegel, den man aus einem zerbrochenen machen
kann, unterlegt werden. Ist eine Dachfläche, welche an die Kehle angrenzt,
steiler als die andere, so teilt man die Lattenweite der beiden Dachflächen
so ein, dass gleichviele Dachlatten links und rechts der Kehlen sind, die steile
Seite wird dann etwas enger gelattet, wie die flache Seite. Bei Bestellung
der Ziegel wähle man den Kehlziegel nie zu steil, sondern immer etwas
flacher, um eine saubere Eindeckung zu erzielen. Die Fugen der Biber-
schwanzziegel an dem Anschluss an die Kehlziegel sollten so dicht wie mög-
lich schliessen und decke man so, dass beim Anschluss an die Kehlziegel
möglichst ganze Ziegel verwendet werden, das Schmälern der Ziegel teile
man auch so ein, dass z. B., wenn 9 cm in der Breite abgehauen werden müssen,
drei Ziegeln je 3 cm abgehauen werden. Ferner sollte beim Eindecken von
schmalen Ziegeln die Seitenüberdeckung nie weniger als 5 cm haben. Der
Biberschwanzziegel lässt sich am besten mit dem Schieferhammer auf der
Haubrücke behauen und lochen. Der Dachdecker, welcher nur einigemal
Ziegelkehlen eingedeckt hat, wird mit dem Eindecken der Ziegelkehlen ebenso
schnell fertig werden, wie mit dem Eindecken der Ziegel an den Blechkehlen.

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