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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 6.1924

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Trenkwald, Hermann von: Die Technik des Jagdteppichs
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https://doi.org/10.11588/diglit.55195#0168
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DIE TECHNIK DES JAGDTEPPICHS
VON HERMANN TRENKWALD
Ais der Jagdteppich in den Jahren 1864 und 1865 zum erstenmal öffentlich im Öster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie, das sich damals noch im Ballhause der
Hofburg befand, ausgestellt war, erregte er nicht allein als Kunstwerk, sondern auch als
technische Leistung größtes Aufsehen. In den Katalogen I und II des Museums er-
scheint er an die Spitze der Kategorie »Orientalische Stoffe« gesetzt und als »Teppich
aus Seidensamt, altpersisch, aus dem 16. Jahrhundert, mit reichen Ornamenten und
Jagdscenen« bezeichnet. 1865 gab dann ein Komitee von Sachverständigen des Textil-
faches ein Gutachten über den Teppich ab, in dem es heißt: »Das Komitee erklärt diesen
Teppich als Hautelisse-Arbeit, Schußsamt auf stehender Kette in Gobelinrnanier ange-
fertigt, wobei der Velour mit der Nadel erzeugt wird, jedoch ein Schuß für Schuß fest
bindendes Gewebe als Unterlage hat. Nachträglich wurde der Samt wahrscheinlich
noch geschoren«1.
Wie man sieht, war damals der eigentliche Charakter des Teppichs als eine Knüpfarbeit
noch nicht erkannt.
Es läßt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, wem die Feststellung der tatsäch-
lichen Herstellungsart des Jagdteppichs zu danken ist.
Noch 1881 scheint Karabacek der Meinung gewesen zu sein, daß der Jagdteppich
nicht geknüpft sei, da er diesen »Velourteppich« mit anderen »Seidenplüschteppichen«
im Nationalmuseum zu München zwar zur Erläuterung der Wirkarbeit in Gold und
Silber an dem von ihm veröffentlichten, unrichtig datierten Susandschirdteppich her-
anzieht2, nicht, aber für die Knüpfarbeit an diesem Seidenteppich.
Jedenfalls steht für Alois Riegl die Knüpftechnik des Jagdteppichs fest, als er diesen in
seinem grundlegenden Werke »Altorientalische Teppiche« 1890 einer eingehenden
Besprechung unterzog3.
Im Jahre 1891 wurde dann die überhaupt erste Ausstellung orientalischer Teppiche,
und zwar im Österreichischen Handelsmuseum von A. v. Scala veranstaltet, wobei der
Jagdteppich, das vielbewunderte Hauptstück der Ausstellung, im Katalog unter Nr. 320
als »Altpersischer Seidenteppich mit Gold und Silber durchwirkt«
erscheint.
In einem der einleitenden Aufsätze dieses Katalogs wird erwähnt, daß der Jagdteppich
wiederholt Gegenstand der Untersuchung von Fachmännern gewesen sei4, doch wird
im einzelnen auf seine Technik nicht näher eingegangen und in einer Besprechung,
1 Mitteilungen des k.k. Österreichischen Museums 1i, S. 26. 2 Dr. J. Karabacek, Die persische Nadelmalerei Susandschird,
Leipzig 1881, Anm. 8, S. I3. 3 A. Riegl, Altorientalische Teppiche, Leipzig i8gi (Vorwort: Juli 1890), 8. 75ff. 4 Katalog
der Ausstellung orientalischer Teppiche im k. k. Österreichischen Handelsmuseum 1891, 8. 8g.

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