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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 6.1924

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Benesch, Otto Heinrich Karl: Rembrandts Vermächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.55195#0245
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Martin Johann Schmidt: Christus heilt die Kranken
Radiert von F. Länderer

REMBRANDTS VERMÄCHTNIS1
VON OTTO BEN ESCH
Das künstlerische Vermächtnis großer Meister tritt auf zweierlei Weise in Wirkung.
Zunächst wirken sie durch ihre unmittelbare Gegenwart auf ihre nähere und fernere
Umgebung: sie wirken auf den Kreis der Menschen, die in ihrem Schaffen vorbildliche
Erfüllung eigenen künstlerischen Wollens sehen und sich als Werkstattgenossen oder
Schüler um sie scharen; sie wirken auf die, die, ohne ihre Schüler zu sein, unter dem
gewaltigen Eindruck ihrer schöpferischen Persönlichkeit stehen und dadurch in ihrem
eigenen Schaffen geleitet werden; sie wirken auf die Kunst ihrer Nation, die durch sie
oft schicksalhaft bestimmt wird; sie wirken endlich auf die Kunst des ganzen Zeitalters,
für die sie einen Wendepunkt, einen Umschwung, den Beginn von etwas Neuem bedeuten
können.
1 Die vorliegende Studie ist die im wesentlichen unveränderte Gestalt eines im März 1924 gehaltenen Vortrags. Eine
Erweiterung des Materials anläßlich ihrer Veröffentlichung hätte wenig Sinn gehabt, da eine »Vollständigkeit« ohnedies
nicht erzielt werden kann. So mag sie die unmittelbarere Prägung des gesprochenen lebendigen Wortes bewahren, das aus
der Anschauung und Erklärung einzelner Kunstwerke heraus vielleicht am ehesten die Idee des Ganzen, um das es sich hier
handelt, zu vermitteln vermag. Es sei nur gesagt, daß hier auf die tiefe essentielle Ein- und Nachwirkung des Meisters weit
mehr Gewicht gelegt ist als auf die handgreiflichen »Rembrandt-Einflüsse«.

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