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Als

Professor Heinrich Wilhelm Dove.
Nach einer Phoiographie gezeichnet von C. Kolb,

Durch dir eigene Unvorsichtigkeit des Barons, der
im Champagner-Rausche in Gegenwart des Wirthes
mehr über seine Wette verrathen hatte, als seine
Absicht gewesen, war es kein Geheimnis; geblieben,
daß er sich mit Elsa nur einer Wette wegen verlobt
hatte. Man sprach in der Stadt davon und allge-
mein wurde das Verfahren des Barons in schärfster
Weise verurtheilt.
Nur in das stille Haus des Professors war keine
Kunde davon gedrungen, weil noch Niemand den Muth
gehabt hatte, Werther von dem Geschehenen in Kennt-
nis; zu sehen.
Der Gelehrte war über das Glück seiner schönen
Nichte ans das

über das Benehmen des DaronS nicht langer zurück-
hatten konnte.
„Sie wollen nicht?" ries Seldih. „Es ist mir
unbegreiflich! Weshalb nicht?"
„Sie vergessen, daß Platen mein Kamerad ist."
„Ah so! Ich glaubte, Sie wären mein Sekundant
gewesen!"
„Ich bin meiner Verpflichtung nachgekommen, darf
dieselbe seht aber Wohl als beendet ansehen," ent-
gegnete Windhoff.
Ter Baron blickte ihn eine Sekunde lang starr
alt, dann verbeugte er sich schweigend, wandte ihn:
den Rücken und schritt tiefer in den Wald hinein.

Höchste erfreut, denn er sand ein Ge-
fühl der Genugthnung darin, daß
sie sich in seinem Hause mit einem
Baron verlobt hatte. Er hatte
gegen all seine Bekannten darüber
gesprochen und seine Freude nicht
geheim gehalten. Welche glänzende
Zitkunst stand Elsa bevor als Ba-
ronin v. Seldih! Er hatte sich im
Geiste bereits aus-gemalt, wie er-
den Kops höher tragen werde, wenn
er sie einst besuche, wenn sie auf
dem Gute wohnte, welches der
Baron von feinem Onkel erbte, da
er dessen nächster Erbe war.
Er hatte Seldih gern und war-
fest überzeugt, daß Elsa durch ihn
glücklich werde. In welch seltener
Weise iuteressirte der Baron sich
für seine Wissenschaft, in wie lie-
benswürdiger Weise schloß er sich
seinen Ansichten an.
„Sieh," sprach er zn seiner
Frau, „der Baron hat wirklich das
Streben, zu lernen lind sich belehren
zu lassen. Ich habe selten einen
Mann gesunden, der mir mit solcher
Aufmerksamkeit zugehört. Er ist
ein offener und ehrlicher Charakter,
denn er hat mir gestanden, daß er
selbst kein Vermögen besitzt. Das
Gilt, welches einst seinem. Vater-
gehört, ist schon durch diesen mit
Schulden überhäuft und längst ver-
kauft, so daß ihm nichts übrig ge-
blieben ist. Allein er wird seinen
Onkel beerben, der ihn schon seit
Jahren unterstützt. Wie wunder-
bar sich ein Unfall, der uns anfangs
viele Sorgen machte, zum Glücke
wenden kann! Wäre Elsa nicht in
das Wasser gefallen, hätte der Baron
ii icht Gelegenheit gehabt, ihr das Leben
zu retten, so würde er sie wahr-
scheinlich nie kennen gelernt haben!"
I ö

Vom Me!.
K r i m iualerzä h lung
von
Friedrich Friedrich.
(Fortsetzung.)
Seldih bemerkte, daß sein Gegner nur un-
erheblich verletzt war, warf er das Pistol unwillig zur
Erde, jede Rücksicht des Anstandes vergessend.
„Eine erbärmliche Waffe!" rief er zu Palm und
Cronach tretend.
Diese antworteten iiicht.
Ter Arzt war zu Platen geeilt, um die Verletzung
zn untersuchen. Ter Getroffene vermochte den Arm
nicht zu bewegen. Sobald der Arzt
denselben berührt hatte, wurde sein
Gesicht bedenklich. Platen bemerkte es.
„Der Knochen ist durchschossen?"
fragte er.
Ter Arzt nickte schweigend.
- „Ich dachte es mir," fuhr
Platen fort. „Ich fühlte die Kugel
anfschlngen."
Der Arzt batte währenddem den
Aermel des Rockes aufgetrennt, um
denArm zu untersuchen. Der Knochen
war mehrfach zersplittert.
„Wir müssen eilen, daß wir nach
der Stadt kommen, denn hier kann
ich den nöthigen Verband iiicht vor-
nehmen," sprach er.
„Ich werde doch denArm nicht
verlieren?" fragte Platen.
„Ich hoffe, daß es möglich fein
wird, ihn zu retten," gab der Arzt
zur Antwort.
Tiefe Worte klangen wenig be-
ruhigend. Platen verbarg, was in
ihm vorging. Seine ganze künftige
Lebensstellung hing von dieser Einen
Frage ab.
Er begab sich zu dem Wagen,
welcheii Steffen hatte nachkommen
lassen und der am Rande des Waldes
hielt. Palm und Cronach traten
zn ihm, nm ihm ihre Theilnahme
aiwzndrücken, selbst Windhoff that
dies, nur der Baron blieb in geringer
Entfernung an einen Baum gllehnt
stehen und blies den Rauch seiner
Cigarre in die Luft.
„Konimen Sie," sprach en zu
Windhoff. „Ich habe zwar schlecht
geschossen, immerhin wird es gut
sein, wenn wir ein Glas Champagner
zur Erfrischung trinken."
„Ich danke," gab Windhoff kurz
zur Antwort, da er seinen Unwillen
 
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