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Die alte I
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ihre welken W
„Wie ist
kommen?" sag
noch immer in

zntrat nnd seine H-nd leicht ans ihre Achsel legte,
,und w.nn dieser Wunsch erfüllt ist, dann weiß
ich nicht, Was mir an meinem Glücke noch fehlen
könnte."
Susanne blickte zu ihrer Mutter auf, in deren
Zügen lleberraschnng und erwartungsvolle Spannung
sich spiegelten, nnd eine ganze Fülle von Glück leuch-
tete aus ihren Augen.
„Sie wissen noch nicht, wer ich bin/ nahm der
Fremde wieder das Wort, „verzeihen Sie, daß ich
mich nicht sofort vorgestcllt habe. Mein Name ist
Berthold Franke, ich bin Generalagent verschiedener
Assekuranzgesellschasten, und in Bezug auf meinen Cha-
rakter meine Solidität und mein Einlommen kann
ich mich getrost auf das Urtheil Aller berufen, die
mich kennen, lind nun frage ich Sie/ Madame,
wollen Sie die Zukunft Ihres Kindes mir auver-
trauen?"
Die alte Fran hatte die Hände gefaltet, und ihr
Blick ruhte voll Dank und Freude auf dem treuher-
zigen Gesicht des Fremden, der noch immer neben
dein Mädchen ftand.
„Hat Susanne Ihnen schon eine Antwort auf diese
Frage gegeben?" crwiederte sie.
„Nein," sagte er, „ich habe sie selbst noch nicht
gefragt, ich dachte, es fei ehrenvoller, zuerst bei der
Mutter anzufragen."
„Susanne war schon einmal verlobt."
„Ich tveiß das."
„Sie wissen auch, daß sie betrogen wurde?"
„Ja, Madame. Ich hoffe, Sie werden nur nicht
zürnen, daß ich, bevor ich mich zu diesem Schritte
entschloß, Erkundigungen einzog; eben dies muß Ihnen
ja eine Garantie für die Redlichkeit meiner Absichten
bieten."
„Susanne, gib Du dem Herrn Antwort," sagte
die alte Frau. „Du weißt ja, daß Dein Glück auch
mein Glück ist, und daß ich nichts sehnlicher wünsche,
als Dich glücklich zu sehen."
Berthold Franke beugte sich zu dem Mädchen nieder,
sie schaute in demselben Augenblick zu ihm auf und
. als nun die Blicke Beider sich begegneten, senkte sie
erglühend die Wimpern.
„Das ist zu plötzlich gekommen," sagte sie leise,
„es muß mich ja überraschen, ich konnte nicht daran
denken —"
„Susanne, wenn Sie es wünschen, werde ich mich
gedulden, bis Sie Zeit und Ruhe gesunden haben,
Ihren Entschluß zu fassen," erwiederte er mit ge-
dämpfter Stimme, „aber wenn Sie schon jetzt mir
eine Antwort geben können, so würde dadurch allem
Hangen und Bangen ein Ende gemacht, allen Hoff-
nungen und Zweifeln, die dem Herzen die Ruhe
rauben. Wenn Sie Vertrauen zu mir fassen können,
wenn Sie glauben, an meiner Seile glücklich wer-
den zu können, dann geben Sie mir das Jawort,
und ich verspreche Ihnen, daß Sie es niemals bereuen
sollen."
Susanne schwieg noch immer, der Blick der alten
Frau ruhte erwartungsvoll auf ihr, aber das Mädchen
sah diesen Blick nicht, so konnte sie auch nicht den
Wunsch in ihm leien, daß sie den Antraa annelnnen
möge.
„Ich kann
Herz bewegt,"
Wort, „Sie w>
daß ich mit scl
Sie bcthören
nicht, ich bin <

ersten Begegnung, ich hätte seit jener Stunde Dich
nie wieder vergessen können."
Susanne nickte gedankenvoll.
„So war's wohl auch bei mir," erwiederte sie,
„ich habe stets an Dich gedacht, ich wußte, daß Du
kommen mußtest, aber ich ahnte nicht, daß es so bald
geschehen würde."
„Und nun es geschehen ist?"
„Nun bin ich glücklich, unsäglich glücklich."
Die alte Frau faltete die Hände, und in ihren
feuchten Angen spiegelte sich der Wiederschein des
Glückes, welches mit diesem Manne in ihre bescheidene
Wohnung umgekehrt war.
Sie vergaß die Spitzen, die vor ihr lagen und auf
das Plätteisen warteten, ihr Blick ruhte unverwandt
auf den Liebenden, die leise mit einander flüsterten und
auch alles Andere vergaßen, um sich ganz den bese-
ligenden Gefühlen der Liebe hinzugeben.
Seltsam, daß sie plötzlich einander so sehr viel zu
erzählen hatten!
Sie konnten gar nicht müde werden mit ihren!
Plaudern, Scherzen und Lachen, nnd die alte
Fran lachte mit ihnen, wenn sie auch nicht wußte,
worüber.
Endlich erhob Berthold Franke sich, er küßic seine
Braut noch einmal und nahm seiwn Hut.
„Wenn es mir erlaubt ist, komme ich am Abend
wieder," sagte er, „wir wollen dann alles Nöthige
bcrathen, denn ich wünsche, daß unsere Hochzeit so
bald als möglich gefeiert wird. So süß auch der
Brautstand sein mag," fuhr er, sich zu Susanne wen-
dend, fort, nnd dabei umspielte ein glückliches Lächeln
seine Lippen, „möchte ich dennoch nicht gerne länger,
als es unbedingt nöthig ist. ans das Glück verzichten,
welches ich am eigenen häuslichen Herde zu finden
erwarte. In meinem Hanse ist Alles bereit, nnd wo
noch etwas fehlen sollte, da wirst Du die nöthigen
Anordnungen rasch getroffen haben."
Er nickte dem Mädchen noch einmal zu und reichte
der alten Frau die Hand, dann ging er hinaus, und
die Beidin blieben allein mit ihrem Glück, mit dem
goldenen, strahlenden Sonnenschein, der so plötzlich die
finsteren Wolken verscheucht hatte.
„Er ist ein Ehrenmann, Mutter," sagte Susanne,
während sie die alte Frau um'chlang und ihr mit
einem Blick voll unaussprechlichen Glückes iu's Antlitz
schaute, „ich habe dos schon im ersten Augenblick er
kannt, und deshalb fühlte ich mich auch so sehr zu ihm
hingezogen."
„Und Du hast ihn öfter gesehen, als an jenem
Abend," erwiederte die Wittwe, scherzhaft mit dem
Zeigefinger drohend. „Wirst Du es jetzt gestehen?"
„Ja, wenn ich ansging, dann begegnete ich ihm
immer."
„Also wußte er, wann Du ausgingst?"
„Er muß es wohl gewußt haben," sagte das
Mädchen verlegen.
„Du hattest cs ihm gesagt."
Susanne lachte und kehrte Zn ihrem Sitz zurück,
die alte Fran schüttelte den Kopf, als ob sie sagen
wolle, es sei gar zu schwer, ein junges Mädchen zu
bütcn.
„Du wußtest wohl, daß er kommen wollte?" sagte
e nach einer Pause, während sie Anstalten traf, die
nterbrochcne Arbeit wieder aufzunehmen.
„Daß er schon heute kommen würde, wußte ich
icht."
„Aber sein Antrag hat Dich trotzdem nicht über-
IJscht!"
I „Nein; er hatte Aenßernngen fallen lassen, die
Iiich seine Absichten ahnen ließen."
„Und bist Du nun wirklich glücklich, Susanne?"
I „Ja, Mutter."
„Dann bin ich herzlich froh, daß Alles so gekom-
l icn ist," sagte Fran Hartmann, und das Plätteisen
I ihr emsig über die seinen Spitzen. „Das Geschick
* nes jeden Menschen muß sich ja erfüllen, mein liebes
ind, deshalb soll Niemand murren und klagen, wenn
n nal eine Hoffnung Vernich et, oder ein Wunsch ihm
Versagt wird. Hätte Wasser sein Wort gehalten, so
Ihärst Du vielleicht unglücklich geworden, es war nicht
Vie echte, wahre Liebe, was Dich an ihn fesselte, das
I.kenne ich daraus, daß Du so bald ihn vergessen
vmntest."
I „Und dernoch brachte damals seine Untreue mich
Wir Verzweiflung," erwiederte Susanne gedankenvoll.
^Jch bcgr ife das jetzt selbst nicht."
, Die alte Frau gab keine Antwort, starr und stumm,
Zie von Entsetzen ergriffen, blickte sie auf den hageren
kann, der in der geöffneten Thüre auf der Schwelle
!s Zimmers stand.
,Margarethe!" sagte er leise mit bebender Stimme.
iLusanne sprang von ihrem Sitz auf.
„Sind Sie es wirklich, Herr v. Blomberg?"
ef sie.
Frau Hartmann war auf einen Stuhl niederge-

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funken nnd bedeckte das Antlltz mit den Händen, sie
schien den Anblick dieses Mannes nicht ertragen zu
können.
Sie hörte, daß er näher kam, sie wußte, daß er
jetzt vor ihr stand, und daß der Blick seiner großen,
tief in ihren Höhlen liegenden Augen auf ihr ruhte.
„Tödte mich," sagte sie mit brechender Stimme,
„aber vorher sage mir, daß Du mir vergeben hast."
„Ich habe Dir vergeben," erwiederte er.
„Ich habe schwer an Dir gesündigt."
„Und wohl auch schwer bereut, Margarethe?"
„O, die Rene tvar unsäglich bitter."
„Armes Weib! Weshalb glaubtest Du dem Ver-
sucher? Weshalb warst Du nicht so ehrlich, mir zu
sagen, daß Dein Herz einem Anderen angehöre? Ich
wäre Dein Freund geblieben, und kein Vorwurf hätte
Dich treffen können!"
„Es wäre eine Lüge gewesen, Theodor," sagte die
alte Fran, bittend zu ihm anfschauend, „denn damals
liebte ich nur Dich allein."
„Und dennoch konntest Dn mich verlassen?"
„Als ich ihn wiedersah, da erfaßte es mich wie
Wahnsinn, ich hörte den Klang seiner Stimme wieder
nnd diese Stimme sagte mir, Du liebest mich nicht
mehr. Ich wußte und ahnte damals nicht, welche
verwerfliche Mittel er gebrauchte, um mich zu bc-
thören, mein Gewissen zu betäuben und mein Herz
Dir zu entfremden. Du warst auch so kalt und theil-
nahmlos, und ich fand so selten eine Gelegenheit, ein
vertrauliches Wort mit Dir zu sprechen, und wenn eine
solche Gelegenheit sich bot, dann schienen meine Fragen
Dir lästig zu sein, da mußte ich endlich irre an Dir
werden, und dem Versucher wurde das schändliche
Spiel dadurch erleichtert."
„Du vergaßest auch Deine Mntterpflichten, das
Kind blieb hilflos zurück."
„Durfte ich es mitnehmen ? Wußte ich denn, welcher
Zukunft ich entgegen ging? Theodor, Dn hast keine
Ahnung von den Kämpfen, die meine Seele durch-
tobten, die erst dann schwiegen, als der Versucher mich
zu einem Entschluß gedrängt hatte!"
(Fortsetzung folgt.)

Galerie berühmter Maler und ihrer Werke.
XXIII.
Simon Vouct.
(Siehe die Bilder auf S. 528 u. 529.)
Wir haben schon bei früherer Gelegenheit der großen
Verdienste Königs Franz's I. um den Aufschwung der Kunst
in Frankreich gedacht, welcher zu der Zeit der großen Meister
Lionardo da Binei, Nafael und Michelangelo'ausgezeichnete
Künstler aus Italien kommen ließ und bei seinen verschie-
denen baulichen Schöpfungen beschäftigte. Diese fanden
Aufträge genug, auch von Seiten des Adels und der Kirche,
und eben darum auch Nachahmer und Nacheiferer, und die
Kunst nahm einen erfreulichen Aufschwung, der allerdings
nach dem Tode des Königs nicht mehr lange anhielt, denn
an den ausschweifenden Höfen Franz's II. und Karl's IX.
mußte die Kunst sich erniedrigen zur Magd der Sinnlich-
keit und Wollust und verlor über den beliebt gewordenen
üppigen und schlüpfrigen Darstellungen Adel und Reinheit,
und in der Bartholomäusnacht 1572 auch einige ihrer ge-
achtetsten Vertreter, wie z. B. den berühmten Bildhauer
Jean Goujon. Um so erfreulicher war es, daß der fran-
zösischen Kunst bald darauf ein Reformator erstand in dem
berühmt gewordenen Maler Simon Vonet, dessen Porträt
wir S. 528 geben. Dieser, 1582 in Paris geboren als der
Sohn eines Malers Franz Vouet und anfangs dessen Schüler,
nahm es mit den Aufgaben der Kunst sehr ernsthaft und
erregte schon als Jüngling Aufsehen durch die charakteristische
Treue und ausgezeichnete Zeichnung und Farbe seiner Por-
träts, so daß er in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts
nach London berufen wurde und eine Menge Porträts zu
malen hatte. Nachdem er sich auf diese Art ein kleines
Vermögen erworben, ging er 1614 nach Rom, studirte emsig
die Werke von Rafael und Michelangelo, später aber die
Werke und die Manier Caravaggio's, welche er in mehreren
seiner größeren Bilder nachahmte. Er war eigentlich der
erste der französischen Künstler, welcher mit Energie auf die
realistische Richtung der italienischen Malerei einging und
derselben in Frankreich Eingang zu verschaffen suchte. Nach-
dem er 1624 zum Direktor der Akademie von San Luca
ernannt worden war, kehrte er 1627 nach Paris zurück,
wo er eine eigene Schule gründete, auf die Bildung einer-
nationalen Kunst in Frankreich hinarbeitete und sich eifrigst
bestrebte, den verderbten Geschmack in edlere Bahnen zu
leiten. Zu seinen Schülern zählten Mignard, Lebrun, Lesueur
und viele Andere der ausgezeichnetsten französischen Maler
des 17. Jahrhunderts, und sein Tod im Jahr 1641 ließ
eine große Lücke in den Reihen der Pariser Künstler. Die
Bilder von Vouet werden häufig in Galerieen getroffen, z. B.
in Dresden, Berlin u. f. w., ebenso in den Pariser Samm-
lungen, und imponiren durch einen gewissen Adel der Auf-
fassung und große Grazie, wie die „Diana" auf S. 529.
Auch in der Darstellung biblischer Stoffe war Vouet sehr-
glücklich und einige derselben sind noch die Zierden der Pa-
riser Galerieen. O. M.
 
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