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Heft 1
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.47351#0009
va5LuchfülMe
Mskriette ffamilienreitung
1. Hest. 1Y1S.
1914 bzk OuioQ V6ut8eli6 V6rlLL8§680ll80li9,kt, Ltutt^rt.
vorsah, und wandte ihren Kopf fragend gegen die
Gefährtin.
„Es ist Wohl nur ein Scherz," sagte diese.
Aber Blick und Ton hatten so wenig Scherzhaftes
an sich, daß der junge Mann sich den Hut schweigend
wieder in die Stirn drückte.
Var grüne Hsu5.
kornan aus der Medermeierrelt.
Von 6eorg Hartwig (Emmg Koeppel).
^rstez Kapitei. — (Nachdruck oei-botcn.)
Ä^Mie Straße entlang rasselte die Postkutsche,
Wl I/sH ein großer, schwerfälliger Wagen, dessen
8 //sM gelbe Außenseite im ersten Dämmern des
Novembernachmittags mitsamt demdamp-
YLWLW senden Viergespann gespenstisch zwischen
den kahlästigen Bäumen auf und nieder schwankte.
Über die leeren Stoppelfelder kam der Nebelregen
in dichten Schwaden gezogen, vom Wind heran ge-
blasen, und vermummte und verschandelte, was seine
nassen Pfade kreuzte.
In der Kutsche waren die Fenster geschlossen,
und da die beiden alten Damen auf den Eckplätzen
kein Luftbedürfnis empfanden, so breitete sich der
Leder- und Polstergeruch des Wageninuern samt der
Ausdünstung menschlicher Körper allmählich so über-
wältigend aus, daß dem jungen Manne auf dem
Rücksitz die Ungeduld bis in den Hals stieg.
„Würden die Damen," fragte er endlich, den
Hut lüftend, „das Offnen eines Fensters nur für
Minuten gestatten?"
„Das ist eine etwas starke Zumutung," sagte
die eine der Damen, unter deren Kapuze ein Tusf
grauer Locken zu beiden Seiten der Stirn her-
Jndes zog der Postillion sein Instrument hervor,
denn die beiden Kirchtürme des Städtchens wuchsen
wie Meilenzeiger aus dem Nebelgrau empor, und
begann ein lustiges Stücklein zu schmettern. Der
Wagen rollte mit polterndem Lärm über ein grimmi-
ges Pflaster längs der engen Hauptstraße dem Markt-
platz zu, rechts ab zum Eckhaus, woselbst die Post-
halterei im Erdgeschoß ihren Warteraum zum Emp-
fang der Reisenden geöffnet hielt.
Um diese Zeit empfand die Neugier der Ein-
wohner meist eine Neigung, vor dem postalischen
Eckhause eine Musterung etwaiger Ankömmlinge
abzuhalten. Selbst heute, wo das Nebelgeriesel
Die brennende Heide, vriginalreichnung von kl. Koloss. (8. 7)
Mskriette ffamilienreitung
1. Hest. 1Y1S.
1914 bzk OuioQ V6ut8eli6 V6rlLL8§680ll80li9,kt, Ltutt^rt.
vorsah, und wandte ihren Kopf fragend gegen die
Gefährtin.
„Es ist Wohl nur ein Scherz," sagte diese.
Aber Blick und Ton hatten so wenig Scherzhaftes
an sich, daß der junge Mann sich den Hut schweigend
wieder in die Stirn drückte.
Var grüne Hsu5.
kornan aus der Medermeierrelt.
Von 6eorg Hartwig (Emmg Koeppel).
^rstez Kapitei. — (Nachdruck oei-botcn.)
Ä^Mie Straße entlang rasselte die Postkutsche,
Wl I/sH ein großer, schwerfälliger Wagen, dessen
8 //sM gelbe Außenseite im ersten Dämmern des
Novembernachmittags mitsamt demdamp-
YLWLW senden Viergespann gespenstisch zwischen
den kahlästigen Bäumen auf und nieder schwankte.
Über die leeren Stoppelfelder kam der Nebelregen
in dichten Schwaden gezogen, vom Wind heran ge-
blasen, und vermummte und verschandelte, was seine
nassen Pfade kreuzte.
In der Kutsche waren die Fenster geschlossen,
und da die beiden alten Damen auf den Eckplätzen
kein Luftbedürfnis empfanden, so breitete sich der
Leder- und Polstergeruch des Wageninuern samt der
Ausdünstung menschlicher Körper allmählich so über-
wältigend aus, daß dem jungen Manne auf dem
Rücksitz die Ungeduld bis in den Hals stieg.
„Würden die Damen," fragte er endlich, den
Hut lüftend, „das Offnen eines Fensters nur für
Minuten gestatten?"
„Das ist eine etwas starke Zumutung," sagte
die eine der Damen, unter deren Kapuze ein Tusf
grauer Locken zu beiden Seiten der Stirn her-
Jndes zog der Postillion sein Instrument hervor,
denn die beiden Kirchtürme des Städtchens wuchsen
wie Meilenzeiger aus dem Nebelgrau empor, und
begann ein lustiges Stücklein zu schmettern. Der
Wagen rollte mit polterndem Lärm über ein grimmi-
ges Pflaster längs der engen Hauptstraße dem Markt-
platz zu, rechts ab zum Eckhaus, woselbst die Post-
halterei im Erdgeschoß ihren Warteraum zum Emp-
fang der Reisenden geöffnet hielt.
Um diese Zeit empfand die Neugier der Ein-
wohner meist eine Neigung, vor dem postalischen
Eckhause eine Musterung etwaiger Ankömmlinge
abzuhalten. Selbst heute, wo das Nebelgeriesel
Die brennende Heide, vriginalreichnung von kl. Koloss. (8. 7)