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Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 3.1758

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Dritten Bandes zweytes Stück
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Dubos, Jean Baptiste: Fortsetzung der Anmerkungen des Abts du Bos über die Beschaffenheit des Genies der Dichter und Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.63467#0233

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II.
Fortsetzung der Anmerkungen des Abts
du Bos über die Beschaffenheit des Genies
der Dichter und Maler.
(S. des dritten Bandes erstes Stück, S. i — 29.)
AV^an könnte mir cinwerfen, ob nicht vielleicht ein
Künstler den Mangel der Erhebung und die
Unfruchtbarkeit seines Genies ersetzen könne, wenn
er die Schönheiten, die sich in den Werken großer
Meister befinden, in seine Werke überträgt; und
ob ihn nicht vielleicht die Rathschläge seiner Freunde
dahin erheben können, wohin ihn die Kräfte seines
Genies nicht würden getragen haben.
Auf das erstere antworte ich, daß cs jederzeit er-
laubt ist, sich fremder Werke zu bedienen, wenn man
sich dabey nur nicht als ein gelehrter Dieb auf-
führet.
Man begehet aber einen solchen Diebstahl, wenn
man das Werk eines andern für sein eigenes Werk
ausgiebt. Wenn man z. B. ganze Verse für seine
eigene ausgiebt, die man doch ohne einige Mühe oder
Verdienst aus einem fremden Gedichte in das semi-
ge übergctragen hat. Ich sage: die man ohne Mü-
he in sein Werk übergctragen hat; denn wenn man
Verse aus einem Dichter nimmt, der in einer frem-
den Sprache geschrieben hat, so kann man solches
kein Plagium nennen. Der Vers wird gewisser-
maßen unser, weil der neue Ausdruck, den wir den
Gedanken eines andern gegeben haben, uns zugehö-
ret. Es ist nicht unrühmlich, einen solchen Raub
zu begehen/ weil man nicht ohne Mühe damit zu
Stande
 
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