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V. '
Das Recht der Vernunft, in fünfBüchern,
von M-G. Lichtwern, Königl.Preuß. Hof
und Regierungs-Rath im Fürstentum Hal-
berstadt. VirZil. vileite stiKitism, moniti, nea
temnere vivos. Leipzig, verlegts Bernhard Chri-
stoph Breitkopf 1758. l r 7 S. in Quart.
^^crr Lichtwer, der mit seinen Fabeln den Bey-
fall der Kenner erworben, waget sich letzt in
ein ander Feld, in das weitläufige Feld des Lehrge-
dichtes, und trägt die wichtigsten Wahrheiten des
Rechts der Natur und der Sittenlehre in der Spra-
che der Dichter vor.
Einige Kunstrichter scheinen Fabeln und Lehrge-
dichte für Werke von einerley Art zu halten, weil
beyde moralische Gedichte sind. Es wird nöthig
seyn, dieses Vorurtheil zu widerlegen, bevor wir
fortfahren. Was ist eine Fabel? Der Vortrag ei-
ner allgemeinen Maxime, eines allgemeinen Lehrsa-
tzes auf eine einzelne schöne Erdichtung angewendet.
Der Fabeldichter wählet also einen allgemeinen Satz;
giebt dem Prädicat so wohl als dem Subject alle die
Bestimmungen wieder,die der Weltweise davon abge-
sondert hat,und führetzsie dadurch auf eine individuel-
le Begebenheit zurück. Diese Begebenheit verwan-
delt er in eine schöne Geschichte, die er in einem schö-
nen Ausdrucke einkleidet, und entweder dramatisch
oder historisch vorträgt. Um die Beweise seines
Satzes bekümmert er sich nicht. Das Exempel ist
ihm Beweises genug»
Der
V. '
Das Recht der Vernunft, in fünfBüchern,
von M-G. Lichtwern, Königl.Preuß. Hof
und Regierungs-Rath im Fürstentum Hal-
berstadt. VirZil. vileite stiKitism, moniti, nea
temnere vivos. Leipzig, verlegts Bernhard Chri-
stoph Breitkopf 1758. l r 7 S. in Quart.
^^crr Lichtwer, der mit seinen Fabeln den Bey-
fall der Kenner erworben, waget sich letzt in
ein ander Feld, in das weitläufige Feld des Lehrge-
dichtes, und trägt die wichtigsten Wahrheiten des
Rechts der Natur und der Sittenlehre in der Spra-
che der Dichter vor.
Einige Kunstrichter scheinen Fabeln und Lehrge-
dichte für Werke von einerley Art zu halten, weil
beyde moralische Gedichte sind. Es wird nöthig
seyn, dieses Vorurtheil zu widerlegen, bevor wir
fortfahren. Was ist eine Fabel? Der Vortrag ei-
ner allgemeinen Maxime, eines allgemeinen Lehrsa-
tzes auf eine einzelne schöne Erdichtung angewendet.
Der Fabeldichter wählet also einen allgemeinen Satz;
giebt dem Prädicat so wohl als dem Subject alle die
Bestimmungen wieder,die der Weltweise davon abge-
sondert hat,und führetzsie dadurch auf eine individuel-
le Begebenheit zurück. Diese Begebenheit verwan-
delt er in eine schöne Geschichte, die er in einem schö-
nen Ausdrucke einkleidet, und entweder dramatisch
oder historisch vorträgt. Um die Beweise seines
Satzes bekümmert er sich nicht. Das Exempel ist
ihm Beweises genug»
Der