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Kunsthistorische Uebersicht.

jlären die Baudenkmale der Grafschaft Wernigerode in unverändertem
jA und unversehrtem Zustande erhalten, so würde dieser Theil von
Norddeutschland besonders interessant erscheinen, namentlich an früh-
romanischen Bauwerken; denn die auf uns gekommenen Beste
bieten besonders merkwürdige Beispiele. Die Zerstörungssucht im Bauernkriege,
der mangelnde Kunstsinn späterer Tage und der Zahn der Zeit haben aber von diesen
alten schönen Bauwerken nur geringe Ueberbleibscl auf uns kommen lassen.

Waren in vielen Fällen die ersten kirchlichen Anlagen, Klöster und Pfarr-
kirchen, um das augenblickliche Bedürfniss unmittelbar nach der Bekehrung der
Heiden zu befriedigen, nur Fachwerksbauten, zumal in waldreichen Gegenden, so
wird sich ein solcher ursprünglicher Holzbau gewiss auch in der Grafschaft Werni-
gerode annehmen lassen, deren südliche Hälfte im Harzwalde das geeignete
Material hierzu in reichster Fülle darbot. Alle historischen Ueberliefeiungen deuten
auf eine bereits im 9. Jahrh. erfolgte Christianisirung der Bewohner, welche dem
niedersächsischen Volksstamm angehörten. Die betreffenden Apostel mögen von
Bremen aus gekommen sein. Auch die Gründung des ältesten Jungfrauenklosters
Drübeck fällt in dieses Jahrhundert, doch ist von dem ursprünglichen Baue keine
Spur auf uns gekommen.

Die nächstälteste kirchliche Bauanlage der Grafschaft ist das Benedictiner-
Mönchskloster Ilsenburg, welches besonders in seiner Kirche noch dem 11. Jahrh.
angehört. Die Reste der letzteren zeigen noch eine grosse Rohheit in der
Form und eine noch grössere Aermlichkeit im Material, indem man wahr-
scheinlich die nächsten Sandsteinbrüche und andere Gebirgssteine verwandt hat,
gleichviel ob die Masse wetterbeständig war oder nicht. Die heutige Beschaffenheit
des Bauwerks ist unter den verderblichen Wirkungen des Bauernkrieges und
späterer Zeit eine sehr verkümmerte.

Einer um 50 Jahre späteren Zeit ist die Anlage des eigentlichen Klosters,
wie es jetzt in theilweiser Wiederherstellung sich darstellt, zuzuschreiben, — ein
Beispiel besonders reicher Anlage, indem hier durchweg den Kreuzgang drei-
schiftige Refectorien, Dormitorien und Capitelsäle begleiten. Diese Anordnung ist
auch consequent auf die östlich angefügte, jetzt nur noch im Fundament vor-
handene, Abts- oder Marienkapelle übertragen, welche gleichfalls dreischifflg war.

Von der Architectur der Colonnaden im Kreuzgange, welche sich nach dem
Hofe aus 9 Quadraten öffneten, ist nicht das Geringste mehr zu entdecken; viel-
leicht gehörte die in den Strebepfeiler des Thurmes eingemauerte Säule dazu.

Wesentlich anders, jedoch nicht minder interessant, ist die Klosterkirche zu
Drübeck, von welcher mindestens die Thurmfaqade noch ganz vorhanden ist. Das
Zerstörungswerk des Bauernkrieges hat sich hier wohl nur auf die den Doppel-
thürmen angefügte Kirche erstreckt, von welcher gegenwärtig wenig, aber doch
 
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