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154

Kunsthistorische Uebersicht.

(ähnlich einem in St. Godehardi zu Hildesheim) und ein ornamentales in der
Gemeindekirche, beide zu Ilsenburg; sonst sind höchst bemerkenswerth die
romanischen Kapitale zu Drübeck und Ilsenburg in den verschiedensten Auf-
fassungen. ,

Ein Temperabild, früher in der Oberpfarrkirche, jetzt in der Alterthums -
Sammlung zu Wernigerode, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., und die Oel-
bilder aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrh. an Altären sind ohne
erheblichen Kunstwerth, als das werthvollste derselben dürfte das dem Adam
Offinger zugeschriebene Kreuzigungsbild in der Hasseröder Kirche zu bezeichnen
sein, dessen Entstehung in das Ende des XY1. Jahrh. gesetzt wird.

Hie Lage der Grafschaft im südlichen Theile von Niedersachsen, wo — wie
in Halberstadt, Braunschweig, Goslar und Hildesheim — überaus reiche Holz-
schnitzereien bestanden und noch zahlreiche Arbeiten aus dem späteren Mittel-
alter auf uns gekommen sind, lässt auch hier das Vorhandensein ein schlagender
Gegenstände voraussetzen, und so findet sich in der Tliat ein sehr alter Eichenschrank
mit Schnitzerei in der Sakristei der Oberpfarrkirche zu Wernigerode1 und zwei
Laden mit noch reicherer Schnitzerei (s. S. 74 u. 102). Die Zeit der Anfertigung
des Schrankes wird meist zu früh angenommen, man hat sogar an das 13. Jahrh.
gedacht, doch ist der Styl der Holzarbeit mehr der des 14. oder 15. Jahrh., und
fast möchte man annehmen dass beide Stücke aus derselben Werkstätte stammen,
ja es dürfte wahrscheinlich sein, dass eine Notiz in der Harzver. Ztschr. II, 2, 154
auf das Jahr 1414 als die Zeit der Entstehung führt, sowie S. 130 (a. a, 0.) auf
die Bestimmung der Lade (cista) zu Altargeräthen, oder zur Aufbewahrung von
Paramenten.

Yerhältnissmässig am reichsten ist die Grafschaft an Paramenten aller
Art, welche zugleich von grosser Schönheit sind und deshalb einer besonderen
Erwähnung hedtirfen.

Der sogenannte Jagdteppich,1 2 früher in der Oberpfarrkirche hinter dem Altar,
befindet sich gegenwärtig in der Alterthumssamlung. Es sind hier auf rotfiem
Grund jagdbare Thiere mit Wappen kunstreich gestickt dargestellt.

Der sogenannte Magdalenenteppich, auf weisser Leinwand mit feinen Leinen-
fäden in weiss, verschieden gemustert, besonders zierlich gestickt, zwei Scenen
aus dem Leben der Maria Magdalena enthaltend.

Der sogenannte Marienteppich auf weisser Leinwand mit farbiger Seide für
verschiedene Scenen aus dem Leben Christi und der Jungfrau Maria.

Der sogenannte Pfauenteppich, in den prachtvollsten Farben auf Seidengrund
in Seide gestickt.

Während alle diese Teppiche sich in Wernigerode befinden, ist ein fernerer,
sehr prächtiger Teppich, in der Weise des oben erwähnten Marienteppichs, in dem
Eräuleinstift zu Drübeck vorhanden, der aus dem Klostergut zur Zeit der höchsten
Bliithe herrührt. Die Paramente zu Stapelnberg sind aus dem Ende des 15. und
Anfang des 16. Jahrh.

1 Abgebildet auf Tafel I und II zur Zeitschr. des Harzver. II, Heft 2.

2 Abgebildet im Ergänzungsheft zum neunten Jahrgang der Zeitschr. des Harzver.
 
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