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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0093

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Die Peterskirehe.

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angestellt, Ruh] die prächtigen Radirungen herausgegeben, so hätte man heute keine Vorstellung von dem
damaligen Zustand des interessanten und wichtigen Denkmales.

Der Verkauf fand trotz aller Proteste statt und der Tabaksfabrikant Caspar Dietrich Peter Mähler blieb
am 10. März 1830 mit ganzen 925 ti. Höchstbietender. .Mähler musste, um wenigstens nach einer Seite Fenster
anlegen zu können, wie sie für Wohnzwecke erforderlich waren, die durch den Abbruch des. einen Thurmes
schon angegriffene Ostwand ganz niederlegen. Die Umgestaltung der übrigen Theile zu Fäbrikräumen wurde
»ehr naturgemäss und pietätvoll so dirigirt, dass nur wenig Detail zur Anlage von Decken und Scheidewänden
zerstört oder verdeckt wurde. Eins der grossen Dienstcapitäle des Triumphbogens ist noch als Brunnenuntersatz
erhalten und zeigt Formen wie das Gapitäl auf Tab. 115, die auch an dein nördlichen Eckdienst des
Mittelschiffes von St. Peter vorkommen. Die grossen, reichgegliederten Fenster nach der Schmidtgasse zu
konnte Verfasser dank dem Entgegenkommen des jetzigen Besitzerg wieder von der Yermauerung des Jahres
1831 befreien.

Ueber die ehemalige Ausstattung des Innern ist nichts zu ermitteln gewesen. Die Glocken sind bereits
erwähnt. Es bestand auch eine Uhr, von deren Ziffernblatt nach der Schmidtgasse hin noch die eisernen
Träger übrig sind, während eins der Gewichte noch auf dem Dachboden stellt.

Von Steinmetzenzeicheti sind an dem Bau nur wenige zu finden gewesen, und zwar auf den oberen
Füllungen des Südportals (cf. Tab. 96, A). Besonders interessant ist eine grosse Sonnenuhr auf der
Querschiffwahd, welche auf der Photographie, Tab. 108 ungenügend hervortritt, und deshalb Tab. 96 in grösserem
Massstab wiedergegeben ist. Die ungewöhnliche Bezeichnung der Stundenzahl erinnert an Zimmermannszeichen.
Für die Geschichte dieser immerhin s, Z. wichtigen Einrichtungen wäre eine sorgfältige Sammlung und Abbildung
aller älteren oder irgend sonst merkwürdigen, ähnlichen Stücke, die bisher wenig beachtet sind, sehr zu
empfehlen.

Epitaphe der Peterskirche.

Auch die Peterskirche war in den kreuzförmig von der Westthür zum Chor, zwischen Süd- und Nord-
portal und an den Wänden herlaufenden Gängen des Gestühls mit Grabplatten belegt, welche Hurideshagen
auf gleiche Weise wie bei der Marienkirche verzeichnete.

Von den 72 Nummern seiner Grundrissskizze haben sich nur 37 in der zugehörigen Sammlung von
Zeichnungen erhalten. Darunter sind 13 mit mehr oder weniger sicher lesbarem Datum, davon wieder 7 mit
Datum und Namen, 6 blos mit Datum versehen. 18 sind nndatirt, aber durch Xamen oder Wappen bestimmt,
und zwar davon 8 mit Wappen und Namen, 9 blos mit W appen, 1 blos durch den Xamen. 6 enthalten Wappen,
Namen und Zahlen, aber so misverstanden reproducirt, dass auch die gewagteste Conjektur daran scheitern
dürfte. Dass fast die Hälfte der Abbildungen fehlt, ist um so mehr zu bedauern, als sämmtliche erhaltene
mittelalterliche sind, und für die lokale Genealogie und Heraldik gewiss manche werthvolle Ausbeute geben.
Die ältesten Grabsteine gehen freilich nicht über die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinaus, andererseits
aber auch keiner unter das erste Jahrzehnt des 16. herab. Die Inschriften geben meist nur mittelst weit-
gehender Correktur einen brauchbaren Text.

jl.XXXII.I Schmale lange Grabplatte. Der liest der Inschrift in Majuskeln lautet etwa: AN© • DXI ■ MCCCLXV •
XV ■ KA • SEI* . . ? . . (also 1365).

(2. LVL] Länge schmale Grabplatte. Handschrift: AXXO DXI • M | fccCLXXYIIl • OCTA AXO[!AT]10IS') . . j
MAR (IE) • 0 • HEIN | RIC(') • VOM . STFIXHYS ■ SVBDIAOOXYSf Auf dem Mittelfeld eine schlanke
Figur in Kutte auf einem unten abgerundeten, oben geraden, beiderseits etwas ausgebogenem Schild

:; 4

mit zehn Lilien. Hundeshagen setzte diese Lilien falsch \ während sie 'i stehen müssen, macht auch

i i

aus dem Subdiaconus Heinrich eine Nonne. (1404.)

[3. I.Iii.] Schmale Grabplatte mit der Randschrift in Minuskeln: anno ■ bni • m • CCCC • | \va ■ bic • fte • a.....

(scensio?) m§ • ft . . | (m)arttn m(?)nnb . . . . \ . . genfi' cot" ata • in • pace • reqnicfcat ■ bc . , . Auf dem
leerem Mittelfeld ein Schild mit gerader Ober- und geraden Seitenkanten. unten zugespitzt und mit drei
Mondsicheln in den Ecken, in der Mitte mit einem Stern besetzt.

') Annunciationis.

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