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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0057
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Q'l^'sysysy&gy&fö/sysygysygyg^ygygföysy^^ Rinteln. ^'&^>^&&^&&&sysy^yS>^y&^'SyS^

II. Hälfte des Kreuzstraße Nr. 376, mit der Jahreszahl 1653 über dem früher rundbogigen Einfahrtstor, sechs

17. Jahrh. pacn krej^ zwej Geschosse, der Giebel in drei Stockwerken vorgekragt, zeigt die nach dem Dreißigjährigen
Tafei 23. Krieg geübte, nüchterne Formgebung. Dieselbe Ausbildung der Vorkragung bieten noch eine Reihe anderer
Häuser, von denen aber nur das Enge Straße Nr. 171 wegen der vorkommenden Inschrift erwähnenswert.
Diese lautet: „Ach Gott wie geht es immer zu, das mich die Leute hassen, den ich nichts thu, mir ver-
gönnen und nicht es geben glichwol müssen sie leiden, das ich lebe, aber wer Gott vertraut. Soli Deo
Gloria".

Schulstraße Nr. 381. Acht Fach breit, zwei Geschosse, der Giebel in zwei Stockwerken vor-
gekragt, trägt die Inschrift „DER STADT RINTELN BALLHOF AO 1669". Die Profilierung der Füllhölzer
besteht aus einem unteren Wulst mit anschließender Kehle.

Tafci 23. Krankenhägerstraße Nr. 344 hat profilierte Füllhölzer in der Vorkragung. Die kleine Nebentür,

Tafei 22. deren einer Seitenpfosten die Jahreszahl 1682 aufweist, deckt ein geschnitzter Sturz.

Tafei 24,o. Mühlenstraße Nr. 188 ist durch einen malerischen Vorbau ausgezeichnet.

Beckerstraße Nr. 338, ein dreigeschossiges Reihenhaus mit einem Mittelrisalit und seitlicher Durch-
fahrt, weicht von dem angegebenen Haustypus ab. Ein mehrfach gegliedertes Gurtgesims deckt die Vor-
kragung, die in ähnlicher Form schon bei dem neben dem Rathaus am Markt gelegenen Gebäude erscheint.
Hier liest man über dem Einfahrtstor: „SI DEUS PRO NOBIS ■ QUIS CONTRA NOS - ANTON
HENRIC 9 MOLLENBERCI 9 BEATA FRIDERKING ANNO 1659".

Tafei 22. Das zweigeschossige, im Dielengeschoß 1653 massiv erbaute Haus Am Markt Nr. 6 nimmt gleichfalls

eine Ausnahmestellung ein. Welchem Zweck es gedient, ist nicht klar. Das Vorhaus enthält eine hohe,
früher mit einem Kamin ausgestattete Diele, von der nach der Straße hin zwei durch einen schmalen Gang
geschiedene Läden abgetrennt sind. Darüber ist, von der Diele durch eine Treppe zugänglich, ein jetzt
ausgebautes Zwischengeschoß angeordnet. Dieses hat einen die ganze Straßenfront einnehmenden Erker
mit einer fortlaufenden Reihe von Fenstern, die nur durch schmale Pfosten von ganz ähnlicher Bildung,
wie sie beim Rathaus beschrieben sind, voneinander getrennt werden. In den Seitenwänden sind flach-
bogige Nischen ausgespart. Das Hinterhaus mit den beiden in Tonnen eingewölbten Kellern ist jetzt zu
einer Bäckerei eingerichtet. Dort befindet sich die alte Herdanlage und die Treppe zum Obergeschoß, das
einen mittleren Längsgang mit beiderseits angeordneten Zimmern aufweist.

Nennenswerte Profanbauten aus dem 18. Jahrhundert sind nicht vorhanden, doch verdienen die

■rÜfe! 19'.. Rokokotür des Hauses Schulstraße Nr. 384 und ein vor den Toren der Stadt liegendes Gartenhäuschen
aus der gleichen Zeit hier angeführt zu werden.

Die Frankenburg bei Todenmann.

Etwa zwei Kilometer von Rinteln entfernt, nahe bei dem Dorfe Todenmann, liegen am Abhang der
Tafei 30. Weserkette, im schattigen Buchwald verborgen, die Ruinen einer alten Burg, die in der Einleitung S. 4 schon
erwähnt ist. Als Hünenburg bezeichnet, wurde sie lange Zeit für ein sächsisches Heerlager gehalten, bis
die 1893 von Dr. Weiß und 1897 von Dr. Plath angestellten Ausgrabungen den Beweis lieferten, daß man
es mit einer frühmittelalterlichen Dynastenburg zu tun hatte. Von dem höher ansteigenden Bergrücken,
„Lange Wand" genannt, ist sie durch einen Doppelgraben getrennt, wodurch eine Art Vorburg gebildet
wird. Hier liegt der Eingang, hart neben dem Schutz gewährenden Bergfried. An den übrigen, steil
abfallenden Seiten läßt sich nur ein einfacher Graben erkennen. Der Palas und die mit halbrunder Apsis
ausgestattete, kleine Kapelle sind in die Ringmauer eingebaut. Soviel ist noch erhalten, daß der Grundriß
sich klar ergibt. Es fehlt aber jede künstliche Gliederung; nach einem behauenen Werkstück sucht man
vergebens. Roh, wie die Steine gebrochen, sind sie aufeinander gelegt; ein sandiger Lehm bildet das
Tafei 3o. Bindemittel. Dabei ist die Art des Mauerwerks seltsam und altertümlich. Scharen schräggestellter Steine
wechseln mit lagerrechten Schichten ab.
 
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