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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0253

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183

IX.

Heber die K e 1 e d o u e ii<

i\lles kommt darauf an, den Mythos der lynx von vorn .herein
richtig aufzufassen. Die Ehe war dem Griechen ein Sacra-
nient, vorgestellt durch die erste Ehe des Zeus und der Here. Eine
Kupplerin, die J311X, verführt den Zeus zum Lieheshaudel mit der Io.
ZurStral'e wird sie von dcrGolterküuigiu in einen Vogel verwandelt,
dem noch immer die Krall beiwohnt, zn'kfljrjielti, Liehe einzuftüfsrn
und die Haine mit buhlerischen Trieben zu belhoreu *).. Nun sollte
die Colehisehe Medea mit Liebe zum Fremdling Jason bclhorl wei-
den. Eine alte Sage erzählte also, die Aphrodite habe dem Jason
den Zaubervogel lynx verehrt **) und ihn gelehrt, wie er ihn auf
ein Zanberrad legen und gegen die Medea gebrauchen müsse. You
nun an tritt also dieser Zanbervogel in den Zauber- Apparat der
griechischen Liebesbcschwiirungen ein. Sein Stammbaum wird er-
weitert. Die lynx, keifst es, war eigentlich eine Tochter der
Suada, wie sie der Römer, oder der Pitho, wie sie der Grieche
nannte ***). Auch die bildende Kunst bemächtigte sieh dieses Yo-

*) Wir würden diefs Alles ausführlicher wissen, wenn wir die Afria
des Callimachus, wo er auch von der lynx handelte, noch lesen
könnten. Jetzt müssen wir aus dem trüben Büchlein des Suidas P. 11.
p. 159. und den Schollen zu Pindar's Neniäen IV, 5fi. und Theo-
krit II, 17. unsern Durst so gut, als wir können, löschen. Ich würde
bei Suidas ä-TrogysuiS^ statt ärsAiSei-9-,) zu lesen vorschlagen, wenn
nicht der Gewährsmann, ans welchem der Lexicograph seine Weis-
heit schöpfte, wirklich auf die steinernen Iynxbilder alter Denk-
mäler gesehen haben könnte.

'*) Die Hauptstelle ist in Pindar's Aigonanticis oder Pytli. tV, 380.
und den gelehrten Schoben dazu. Hieraus läfst sich nun auch die
Kunst des Apollonius und der andern Argonautendichter beurtheilen,
die jene rohere Fabel von der lynx, die Aphrodite dein Jason ge-
schenkt habe, in eine Ueberredung der Aphrodite und einen Lie-
bespfeil des von seiner Mutter aufgemunterten Kros umbildeten.

'**) Daher nennt Pindar, Pytli: IV. 390. diese lynx in einer kühnen
Metapher /xiartyit IlsiSov;. Man vergesse nur nicht, dafs die
Pitho eigentlich in's Gefolge der Ileirathsstil'torin Here, der
Juno pronuba, geliörte und von der ersten zugleich mit den Cha-
ritinnen erst zur Venus überging. Nun gab es aber aufsor den
erlaubten Lcberredungskiinsten der Liebe, tue dhi'cli die l'iliio
 
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