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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Ebhardt, Bodo: Die Sababurg und der Reinhardswald
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0064
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Die Sababurg und der Reinhardswald.
Von Bodo Eb Hardt.
rte und Landschaften, die abseits der großen Verkehrslinien liegen, waren bis vor kurzem nur mit
großen Schwierigkeiten erreichbar, so daß viele bedeutende nno schöne Teile unseres Vaterlandes fast
^ Vergessenheit gerieten, ganze Landesteile wurden im großen Reise- und Ausflugsverkehr
jahrzehntelang von den Bewohnern der großen Städte kaum berührt, namentlich nicht von den
Reisenden ferner gelegener deutscher Gaue.
Das hat der Erhaltung der Schönheiten dieser Gebiete und des Gottesfriedens, der hier in der Natur herrschte,
sicher in keiner Weise geschadet, im Gegenteil: in Natur und Kunst, in Wald und Feld, im Dorf und in der abgelegenen
Kleinstadt sind dadurch Werte vor dem sogenannten Fortschritt bewahrt geblieben, die anderenorts längst vernichtet
wurden.
Zu solchen Gebieten, die Gott sei Dank in Deutschland noch nicht ganz selten sind, gehört im Süden die märchen-
hafte Kalksteinlandschast der Oberpfalz zwischen Nürnberg und Regensburg und im Norden ein großer Teil des herr-
lichen Waldgebirges an der Oberweser.
Einst war auch die Lüneburger Heide ein solches Gelände, vergessen, ja sogar verrufen und verachtet blieb sie
bis in die neueste Zeit, bis der Rückschlag gegen das unsinnige Hetzen neuen Lebens mehr und mehr Alt und Jung
der Großstadtbevölkerung in die Einsamkeiten trieb, und bis namentlich der Heidelandschaft ihr Sänger erstand, bis
ein Löns ihre Schönheiten seinem großen begeisterten Leserkreis vor Augen und zu Herzen führte. Hat Löns die
Lüneburger Heide geschildert und Storm den Zauber der schleswigschen Landschaft verherrlicht, so hat kein Geringerer
als Wilhelm Raabe das Gebiet an der Oberweser in seinen zahlreichen tiefsinnigen und warmherzigen Erzählungen
und Romanen mit solch inniger Liebe geschildert, daß es erstaunlich ist, daß seine Heimat nicht in gleichem Maße dem
ganzen deutschen Volke nahegerückt wurde.
Das dürfte seinen Grund haben in der grüblerischen Tiefe, in der oft krausen Linienführung seiner Erzählungen
und in der schwermütigen Trauer über seine Heimat und sein Volk, die den Grundton aller seiner Werke bilden.
Und doch verdiente gerade das.Gebiet an der Oberweser mit seinen uralten deutschen Überlieferungen, mit
seinen herrlichen Wäldern und mit seinen anmutigen Bergen und Gewässern im höchsten Maße die Liebe jedes
Deutschen.
Mitten im Herzen unseres Vaterlandes gelegen, birgt es eine solche Fülle von Schönheiten, daß es verwunderlich
ist, daß sich die Aufmerksamkeit der deutschen Reisenden nicht viel mehr hierher wendet. Namen wie Höxter und
Corvey verbinden sich für uns mit der Erinnerung an die ältesten Auswirkungen deutscher Kunst und Kultur. Aus den
großen deutschen Kriegen ragt besonders glanz- und ehrenvoll die Gestalt des genialen und uneigennützig großen,
siegreichen Heerführers Herzog Ferdinand von Braunschweig hervor, der die bis hierhin vorgedrungenen französischen
Feldherren Marschall Broglie und Richelieu mit deu buntscheckigen Truppen der englischen, hannöverschen und braun-
schweigischen Verbündeten Friedrichs des Großen immer wieder zurückwarf und bis über den Rhein hinaus verfolgte.
Die schönsten Teile dieses urdeutschen Waldgebietes liegen freilich abseits vom Weserstrom, und von diesen allen der
herrlichste ist der mächtige Reinhardswald.
Von Hann.-Münden, d. h. vom Zusammen-
fluß von Werra und Fulda an, erstreckt er
sich fast bis nach Carlshafen, wo die Diemel
von links in die Weser fließt. Von der
Weser steigen die Höhen auf bis zu Spitzen
von 470 m, wie dem Staufenberg oder
dem Junkerskopf, fast 450 güm sind hier
einheitlich mit uraltem Waldbestand be-
deckt. Herrliche Fahrstraßen, wie die von
ungeheuren alten Eichen begleitete Straße
von Veckerhagen aus nach dem Kern des
Waldes oder die Straße von Hofgeismar
nach Beberbeck, bereiten den Wanderer vor
auf die Pracht von Hunderten von uralten
Eichbäumen, auf Waldbestünde von einer
Größe und Schönheit, wie sie wohl in
Deutschland kaum zum zweitenmal vor-
handen sein dürften.
Der Ernst und die Schönheit dieses
echt deutschen Waldgebietes wird durch
die Stille und Einsamkeit noch gehoben,
Abb. 25. Sababurg, Burghof. die auf diesen weiten Berghänge:: herrscht.
 
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