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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 5/6
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Scherman, Leopold: Holzminden, ein bedeutsames Stadtgebilde an der Oberweser
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Jacob, Bruno: Die Stadt als Großburg: Wolfhagen, Wüstung Landsberg und Zierenberg in Niederhessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0106
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flächen bieten uns die Weser- und die Sollingwiesen und
der schöne Stadtpark, den vor 50 Jahren der Bürgermeister
Schräder, ein Freund und Kenner der Natur, mit feinem
Verständnis anlegen ließ. Wir besitzen mit diesem Stadt-
park eine Erholungsstätte bester Art.
An unserem Strom und in den Tälern des Sollings,
vor allem in dem sich unmittelbar an die Stadt anfügenden
Rumortal, einem lieblichen Wiesen- und Waldtale, bestehen
günstige Anbau- und Siedlungsmöglichkeiten. Hier kann der
neue Wohngedanke in weitestem Maße sich auswirken.
Rumortal.
Auch das Gelände zwischen dem Ostrande der Stadt
und dem etwa 3 üm entfernten, zu Holzminden gehörigen
Luftkurort Pipping ist erschlossen und zum großen Teile
baureif. Hier öffnen sich die beiden anderen an Holzminden
herantretenden Sollingtäler: das Schießhäuser- und das
Mühlenberger-Tal.
Ein prachtvoller Baustoff „wächst" im Solling: der
braunrote Sandstein. Er findet als Werkstein eine mannig-
faltige Verwendung. Eigenartig ist sein Vorkommen in
schiefriger Gestalt. Dieses Vorkommen hat eine jahrhunderte-
alte Technik gezeitigt. Es werden Platten gewonnen und
Abb. 58. Holzminden, Am Johannismarkt. (Nufnnhnie vr.M.Thiele.) zu Dachsteinen und zu Wandbehangsteinen verarbeitet.
Letztere bilden einen vortrefflichen Wettermantel. Wand
und Dachplatten wirken wärmeisolierend und stellen einen wirksamen Feuerschutz dar. — Die bald bemoosten
Steinplattendächer verwachsen mit der Landschaft und geben den Bauten den Charakter des unbedingt Boden-
ständigen und Heimatlichen. Ein wundervolles Znsammenklingen von Gegend und Bauwerk kommt meist zustande.
Ursprüngliches wird erkennbar.

Am Johannismarkt.
Hier ist Germanien: kerndeutsches Land. Aus dieser Landschaft heraus ist die Dichtung Wilhelm Raabes
erwachsen. Ruhe und Behaglichkeit, Besinnlichkeit und Uber-den-Dingen-Stehen bestimmen den Ton in der Weser-
stadt Holzminden.

Lit.: 1. Klaiber, Die Grundrißbildung der deutschen Stadt im Mittelalter. 2. „Deutsche Städtebilder".


Die Stadt als Großburg.
Wolfhagen, Wüstung Landsberg und Zierenberg in Niederhessen.
er heutigen Generation ist der Begriff für das ursprüngliche Wesen der Stadt als einer „Großburg"
fast völlig verlorengegangen. Wie oft kann man dort, wo noch „Zwergstädte" bestehen, diese vom Groß-
städter der Gegenwart als „Dörfer" ansprechen hören, dem das Wesen der Stadt nur in der modernen
Großstadt beschlossen liegt, in ihrem Umfange, ihren Kilometerstraßen, ihrem Verkehrswesen. Daß die
Funktion der „Stadt" ursprünglich eine ganz andere war und in erster Linie eine rein militärische, scheint
vollkommen vergessen. Denn wenn auch die Marktgerechtigkeit zumeist sich mit dem Begriffe der „Stadt" verband,
so gab es doch auch Plätze, Dörfer, die niemals Stadtrecht gewannen, sondern nur als „Märkte" weiter bestanden.
Aber wir haben bei den Städten im eigentlichen Sinne noch zwei Typen zu unterscheiden: die aus innerer
Notwendigkeit, aus Verkehrs- und wirtschaftsgeographischen Gründen gewordene Stadt, die zumeist heute eine
größere Stadt ward, und die nur aus militärischen Erwägungen angelegte Stadt, die dann zumeist auch zurückblieb
und ihre Bedeutung verlor, als Waffentechnik und politische Landesstruktur sich wandelten.
Wenn in diesen Ausführungen auf einige Beispiele aus Niederhessen eingegangen wird, so mögen auch die
Gegenbeispiele aus der Gegend gewählt werden.
Kassel, deren Kern ein Königshof, auf der Stätte der späteren Landgrafenburg, gewesen ist, hat seine Be-
deutung als Verkehrsknoten gewonnen, womit auch ein weiteres Wachstum bedingt ist. Die Furt durch die Fulda,
an deren Stelle seit etwa dem Beginne des 13. Jahrhunderts die Brücke trat, derenletzte Pfeilerreste jetzt verschwanden,
war gewissermaßen das Zentrum eines Verkehrsnetzes, in dem sämtliche Straßen zusammenliefen. Und der karo-
lingische Königshof mochte wohl ursprünglich zur Deckung des Flußüberganges angelegt sein. Ähnlich, als Brücken-
 
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