Organ für Geschichte, AitertmnMunde,
Lunst und Rultur der Wiücese Gattenüurg und der angrenzenden Gebiete.
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M. 4.
-lssr.
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Die gräflich DanglaLsche Glust-
geniälde-Sammlung im Schlosse
-Langenstein bei Sraclrach.
Bon Prof. a. D. vr, Fr. Mone in Karlsruhe.
I.
Die genannte Sammlung von GlaSge-
mälden von 1512—1707 besteht ans sechs
Abteilungen, deren erste und zweite uns
zunächst interessiert, weil sie Glasgemälde
nach den Kartons von Hans Holbei»
d. j. und Hans Waldung Grien von
1512—1528 enthält und zwar elf Stück
nach Holbeinschcr Zeichnung und vierzehn
nach der von Baldung Grien. Bevor
aber zu der Auszählung und Kritik der-
selben übergegangen wird, muß die Ge-
schichte dieser seltenen Kollektion nütgeteilt
werden.
Von dein elsässischeu Adel (v. Botz-
Heim, v. Wangen), von dem breisgauischen
(v. Schnewlin—Bollschweil), vom Baseler
Adel (vom Brunn, Widmann, Spilmann,
Bvssensteiu und Schütz) und von König
Karl V. wurden 1512—1528 in die
Kirche der Karthause in Klein-Basel,
welcher Stadtteil bis zum Anfänge des
19. Jahrhunderts zum Bistum Konstanz
gehörte, eine große Anzahl Glasfenster
(Figurenfenster) gestiftet. Man kann an-
nähernd nach den noch vorhandenen und
nach den Fragmenten, sowie nach den be- !
merkbaren Lücken in der ursprünglichen
Anordnung die Zahl derselben auf 37—40
Stück schätzen.
Bei dem in Basel mit großer Ueber-
cilung 1529 ins Werk gesetzten Bilderstürme,
welcher den berühmten Erasmus von Rotter-
dam veranlaßt, nach Freiburg i. B. zu
fliehen, hat der Adel des Breisganes und
Elsasses nebst anderen Stiftern jener
Kunstwerke die sämtlichen GlaSgemälde
von 1512—1528 aus der Kirche der
Karthause herausnehmen und nach St.
Blasien im Schwarzwalde überführen
lassen. Daß die Absicht bestand, dieselben
dort in einer Kirche zu verwenden, wird
unten nachgewiesen werden. Tatsächlich
aber waren sie in St. Blasien nachweis-
lich von 1690 an auf dem Speicher des
Kloster-GymnasiumS oder au einem den
Gymnasiasten zugänglichen Orte, mit Pro-
visorischen Holzrahmen versehen, aufbe-
wahrt.
Als nun 1808 das aufgehobene Kloster
St. Blasien von der badischen Negierung
an Herrn Seligmann von Straßburg
(später Baron von Eichthal) verkauft
wurde, gelaugten die genannten Glasge-
mälde, ob mit Recht oder Unrecht, lassen
wir dahingestelll sein, in den Besitz des.
genannten Seligmann. Nachdem dieser
letztere die Klostergebäude wiederum ver-
kauft hatte, hat von dessen Rechtsnach-
folger der Großherzog Ludwig von Baden
1820 diese sämtlichen Glasmalereien als
sein Privateigentum angekauft und nach
seinem Schlosse Langenstein verbringen
lassen. Eine kurze Erwähnung dieser
Kunstschätze findet sich im ersten Bande
der „Kunstdenkmäler des Großherzogtums
Baden von Durm-Wagner-KrauS 1887,
S. 393—94. Seit September 1895
hat sich der Schreiber dieser Zeilen mit
diesen interessanten Denkmalen der Kunst-
geschichte und Ikonographie beschäftigt.
Anfänglich war nur beabsichtigt, dieselben
in den „Bildenden Künsten im Groß-
herzogtum Baden", herausgegeben von