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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Beck, Paul A.: Die Thätigkeit des Malers Bernh. Strigel (1460-1528) in Oberschwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0083

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zusannnengelegten Händen, in rotem Kleide
und »nt blauem Mantel ans der Mond-
sichel über Wolken schwebend; oben halten
drei Engelchen rechts, eines links ihren
Mantel und tragen ihn empor; unter ihr
in den Wolken neun singende Engel (s.
Woltmann, Verzeichnis der Gemälde
zu Donaueschingen, S. 8 sf.; ders. und
Wörmann, „Gesch. der Malerei", II.
S. 454). Dieses Bild hat von Aulen-
do rs aus, wo sich dasselbe zuletzt im Be-
sitze des gräsl. Königseggschen Domänen-
inspekiors Meßmer, eines Sohnes des
zu Hohentengen i. I. 1747 geb., in Sanl-
gau st Malers Joh. Ant. Meßmer, be-
fand, den Weg nach Sigmaringen gesunde».
Die fnrstl. Fürstenbergsche Gemäldesamm-
lung zu Donaueschingen bewahrt
unter Nr. 72 das von Strigel gemalte
Brustbild des Grafen Johann II. von
Mo nt fort zu Tettnang, bez. 1520
net. 52, zu welche», Woltmann in
seinem obcit. Verzeichnisse bemerkte: „schwäb.
Schule, dem jüngeren H. Holbein nahe-
stehend" ; sowie unter Nr. 63 den hl. Vituö,
den Teufel eines Besessenen anstreibend.
Das Montfort'sche Geschlecht war als
knnst- und prachtliebcnd bekannt und hatte
seine Schlösser mit zahlreichen und wert-
vollen Kunstschätzen geschmückt. Die noch
in einem Saale des Tettnanger Schlosses
erhaltenen Familienbilder sind indes; wohl
alle neueren Datums. Ein auf Burg
Lichten stein des Herzogs Wilhelm von
Urach befindliches, von Bode-Scheibler dem
Strigel zngewieseneS, von Grüneisen-Mauch
in „Ulms Knnstleben im M. A." (Ulm,
1840 bei Stettin, S. 36) noch „in der
Art des Martin Schön" (!) bezeichnetes
Tafelbild soll aus einer oberschwäbischen
Klosterkirche herstammen.
AnS der ehemaligen nicht ferne von
Memmingen gelegenen Prämonstratenser-
abtei Roth (v. Mönchroth) im jetzige»
württb. Oberamte Leutkirch (nicht „bei
Ravensburg," wie V. angiebt, sondern
richtiger bei Memmingen; dagegen ist das
ehemalige Norbertinerkloster Weissenau
r/? Stündchen von Ravensburg entfernt)
sollen nach Bischer und Banmann vier
nunmehr in der großherzogl. Gemälde-
galerie von Karlsruhe, vordem im Besitze
Hirschcrs gewesene Gemälde Strigels her-
stammen, nämlich — nach dem durch den

großherzogl. Galerieinspektor Or. K. Kölitz
verfaßten Katalog (3. Auflage, 1894):
Nr. 59 (früher 40): die Beweinung Christi,
eine im 15. Jahrhundert beliebte und verbreitete
Darstellung. Bvrue der sitzende Leichnam des
Herrn, von Nikodemus gehalten, dahinter Maria,
Johannes, Magdalena, die beiden anderen Marien
und Joseph von Arimathia, rechts zu Christi
Füßen der knieend betende Stifter, ein Prämon-
stratenserabt des Klosters Roth (?), davor seine
Insul und sein Wappen. Dieses Wappen, welches
indes aus der nachangeführten Abbildung nicht
ersichtlich bezw. zn bestimmen ist — blauer Schild,
ein goldener von einem Kreuze oben bekrönter
Halbmond, unten 3 sechsstrahlige Sterne — soll
(zu vgl. Mone „bild. Künste in Baden", I.,
S. 482, woselbst aber von einem Prämonstra-
tenserabt, berauch von Schussenried (!) sein könnte,
die Rede ist) das des Abtes Johann Stantenat
von Uffholz i. E. des Cistercienserstifts
Salem (1471—1494) sein, wonach die Roth-
sche Provenienz sehr in Frage gestellt wäre und
die Wahrscheinlichkeit für die Herkunft der Mal-
werke ans Sale m spräche. In Wirklichkeit scheint
indes) der porträtiert» Prälat nach seinem
Habit: Weißer Knknlle und weißer Soutane
dem Prämvnstratenserorden anzngehören. — Im
Hintergründe Golgatha und Blick ans die Berg-
ferne mit Abendbelenchtnng. Dieses in Ban-
manns „Allgäu" III., S. 596 (nach einer von
der Karlsruher Galeriedirektivn mitgetcilten Pho-
tographie) abgebildete Gemälde, wohl das schönste,
zeigt nach Bischer in helldnnkler Abendbelench-
tnng Anklänge an Altdorfer und den „Meister
von Meßkirch" und bestärkte V. in der Annahme,
daß Strigel von Einfluß ans den (wohl auch in
Tirol thätig gewesenen) Maler Martin (nicht
Michael) Ostendorfer war.
Nr. 60 (früher 41): Christi Verspottung und
Dornenkrönung. Der Herr, im Nichthanse sitzend,
wird von den Schergen mißhandelt und ver-
höhnt, rechts Pilatus mit Gefolge, znschanend.
Dieses Bild ist mit seiner an der Rückwand an-
gebrachte», halb gotischen, halb im Renaissance-
stile geformten Thüre Bischer ein Beleg dafür,
daß "Strigel dem neuen italienisierenden Ge-
schmacke bereits Konzessionen machte und sich
nicht mehr rein auf konservativem spätgotischem
Boden hält. Diese beiden Gegenstücke (je 47 X
33 cm und ans Tannenholz) gehören nach Bode-
Scheibler zu den schönsten und reifsten Arbeiten
deS Meisters; sie wurden seiner Zeit durch Groß-
herzvg Leopold erworben und stehen noch in
grvßherzvglichem Privateigentum.
Nr. 61 (vordem 214): Mariä Verkündigung.
Zur Rechten die vvr dem Betstuhl knieende Mutier
Gottes, die Rechte auf der Brust, über ihr die
Taube deS hl. Geistes. Zur Linken, zur Thüre
herein ans sie znschwebend, der Erzengel Gabriel,
mit der Rechten sie segnend, in der Linken das
Scepter, sein Mantel von Kinderengeln gehalten,
lieber ihm ans dem Spruchbande die lateinische
Inschrift: >,^ve Ar-ccla." etc. lieber Maria:
„lllcce ancilla" etc.
Nr. 62 (vorher 222, al. 212?): die Fnß-
waschnng. Vorne Christus knieend, im Begriff,
dem sich weigernden Petrus die Füße zu waschen.
 
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